Bad Berleburg. Die Feuerwehr Bad Berleburg blickt auf 150 Jahre zurück. Und macht deutlich, warum Ehrenamt und Kameradschaft so wichtig für die Gesellschaft sind.
Der 23. Januar 1875. Ein bedeutendes Datum für die Menschen in Bad Berleburg. Ein Jahr nach dem verheerenden Brand, bei dem „die halbe Unterstadt - und mit den abgebrannten Scheunen auch die Wintervorräte vieler Familien - in Schutt und Asche versunken war“, wurde die Feuerwehr gegründet. Seitdem hat sich vieles getan - in Sachen Ausrüstung, Ausbildung und Einsatzgeschehen.
Eines aber ist geblieben: die Kameradschaft. Wie wichtig sie, das Ehrenamt und die Arbeit der Feuerwehrleute für die Gesellschaft sind, das wurde beim Festkommers anlässlich des Jubiläums des Löschzugs 1 im Bürgerhaus am Markt noch einmal deutlich.
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Insgesamt 25 Menschen aus Politik, Vereinswesen, Hilfsorganisationen oder beispielsweise auch aus der Arbeitswelt standen am Donnerstagabend mit Moderator Uwe Haring auf der Bühne, um über Einsätze, Kameradschaft, Visionen und Werte oder auch die eigenen Erfahrungen mit der Feuerwehr zu sprechen. Zum Beispiel Gustav Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, der sich noch gut an einen Einsatz im vergangenen Jahr erinnerte. „Da bekommt man Gänsehaut“, berichtet der Schirmherr des Jubiläums.
Im Wandel der Zeit
Noch vor dem großen Festkommers ging es für die Feuerwehrleute zur Kranzniederlegung und Totengedenken auf den Friedhof. Dort erinnerte Stefan Scholz noch einmal an jenen Gründungstag der Freiwilligen Feuerwehr am 23. Januar 1875, „als man sich nachmittags beim Gastwirt Sauer vor der Lause traf“.
Bürgermeister und „maßgeblicher Motor für die Gründung einer Feuerwehr, war in dieser Zeit Fürchtegott Barth.“ Der rief damals eine Kommission zur Bildung einer Feuerwehr ins Leben. „Dem Aufruf zur Gründung folgten dann etwa 70, 80 Männer“, so Scholz. „Aus etwa jedem zweiten Haus war jemand dabei.“
„Gehörten damals mehr Mut und Entschlossenheit als heute dazu, Feuerwehr zu machen? Sich dabei solchen Großfeuern wie im Jahr zuvor mit Ledereimern, ein oder zwei Handdruckspritzen, Holzleitern und Einreißhaken entgegenzustellen? Bestimmt war das so“, sagt Scholz, und betont: „Alle, die vor uns da waren, haben immer das Mögliche und auch das Richtige getan. Bürgermeister Barth - und auch seine Mitstreiter bei der Gründung - wären sicher ganz zufrieden, wenn sie das sehen würden, was heute als Feuerwehr in der Stadt Berleburg da steht.“ pk
Es ist Anfang März, als Rauch aus dem Heizungskeller aufstieg. „Als ich am Schloss eintraf, sah ich schon bekannte Gesichter der Feuerwehr, die ich nach einer Einschätzung fragen konnte.“ Für Prinz Gustav ein beruhigendes Gefühl. „Man kennt sich, ist befreundet.“ Ein Gefühl, das am Donnerstagabend mehrere Gesprächspartner wiedergaben - unter anderem Festredner Dirk Pöppel.
Auch er ist ein „gebranntes Kind“. So erinnerte er noch einmal an den Brand der „Schaumstoffwerke“ im Jahr 1963 sowie an einen Fehlalarm am Heiligabend vor einigen Jahren. „Ich war noch nie so schnell vor Ort, da warteten bereits alle auf mich“, sagte Dirk Pöppel, beeindruckt von der Schnelligkeit der Einsatzkräfte. „Man kann euch für euren Einsatz gar nicht genug danken.“
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Dennoch, erinnerte er auch an die Momente, in denen Einsatzkräfte in der heutigen Zeit angegriffen werden. „Was da mit euch gemacht wird, geht gar nicht.“ In Wittgenstein selbst aber seien solche Situationen laut Martin Kroh, Leiter der Polizeiwache Bad Berleburg, eher selten. „Mir ist ein Einsatz in Erinnerung, wo die Feuerwehrleute bedroht wurden“, sagte er mit Blick auf den tödlichen Unfall bei Fischelbach Ende 2023.
Das sind Situationen, die belastend sein können. „Das beste Hilfsmittel in solchen Momenten ist die Kameradschaft. Die ist unheimlich wichtig“, sagt Hans Wilhelm Röpke, stellvertretender Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Bad Berleburg.
Und Kameradschaft ist das Stichwort - sowohl bei der Feuerwehr, als auch bei anderen Hilfsorganisationen wie dem THW, dem DRK-Rettungsdienst oder auch dem Malteser Hilfsdienst. „Sie ist wichtig und muss gepflegt werden“, betont Matthias Limper, Leiter der Berleburger Feuerwehr. „Die neuen Kameraden lernen von den Alten - die Alten von den Neuen. Der Erfolg liegt im Wir.“
Er selbst blickt auf eine große Feuerwehr mit rund 800 Mitgliedern. „Eine Wehr von dieser Größe muss man wie ein Unternehmen führen“, so Limper. „Die Kommunikation ist dabei enorm wichtig. Man muss transparent sein, Aufgaben verteilen und Vertrauen aufbauen.“ Und man müsse vor allem eines: Die Kameraden bei den Entscheidungen mitnehmen, „und das schon bei den Jugendlichen“, sagte auch Sandra Janson, Geschäftsführerin des Berleburger Jugendfördervereins. Sie blickt optimistisch in die Zukunft, wenn es um den Nachwuchs geht. „Das liegt vor allem an der guten Jugendarbeit, die ihr leistet. Ihr holt die Jugendlichen ab.“
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Mit einbezogen wurden übrigens auch alle Feuerwehrleute des Löschzuges bei der Planung zum diesjährigen Jubiläum, wie Lukas Brune, stellvertretender Löschzugführer, berichtet. Demnach fand im Vorfeld der mehrjährigen Planungszeit eine Onlineumfrage statt. „Die besten Entscheidungen trifft man in der Gemeinschaft“, sagt er.
Brune selbst ist - wie viele seiner Kameraden - schon lange ehrenamtlich aktiv. Ein Ehrenamt, das auch aus Arbeitgebersicht unverzichtbar ist, wie beispielsweise Stefan Kroh, Christian Pöppel, Christian Kocherscheidt und Dr. Julia Nonn bestätigten. Nicht wenige Feuerwehrleute sind in den Wittgensteiner Unternehmen beschäftigt.
Um das Ehrenamt künftig zu entlasten, wurde bei der Stadt eigens eine Abteilung gebildet. „Die Verzahnung von Haupt- und Ehrenamt muss neu aufgestellt werden“, sagt Bürgermeister Bernd Fuhrmann. Immerhin stehen die Kameraden vor immer weiter wachsenden Herausforderungen – Digitalisierung und klimatische Veränderungen spielen dabei eine große Rolle. „Wir müssen schauen, was wir den Ehrenamtlern abnehmen können, um sie zu entlasten“, sagte auch Landrat Andreas Müller.
Bei einem aber waren sich alle im Saal einig: „Ihr macht einen tollen Job - und dafür kann man euch gar nicht genug Danke sagen“, so Fuhrmann.
Weitere Veranstaltungen
Das nächste Highlight findet am Samstag, 10. Mai, ab 15.30 Uhr auf dem Berleburger Marktplatz statt. Nach einem Platzkonzert startet der Festzug durch die Stadt. Anschließend geht es zum Schützenplatz. Im Partyzelt wird am Abend die Band „Allgäu Power“ für Stimmung sorgen. Der Frühschoppen am Sonntag startet ab 11 Uhr.
Den Abschluss des Jubiläumsjahres macht am Freitag, 10. Oktober, das Benefizkonzert des Landespolizeiorchesters. Der Erlös der Veranstaltung soll anschließend gespendet werden - und zwar an die Eva-Winckel-Stiftung, den Herzenswunsch-Krankenwagen der Bad Laaspher Malteser und die Tafel Wittgenstein.