Wittgenstein. In der Gastronomie und Hotellerie sind ausländische Mitarbeiter unverzichtbar. Auch in Wittgensteiner Hotels geht ohne sie nichts mehr.
„In der Hotellerie und Gastronomie können wir den Schlüssel umdrehen, wenn alle ausländischen Mitarbeiter hinaussollen“, sagt Andreas Benkendorf vom Hotel Alte Schule in Bad Berleburg. „Es gibt nur wenig deutsche Bereitschaft zu Putzen oder als Küchenhilfe oder Koch zu arbeiten. Auch an der Rezeption will am Samstag, Sonntag und an Feiertage keiner arbeiten“, sagt der Hotelier weiter. Im vergangenen Sommer musste er selbst mit seiner Frau Zimmer putzen, weil keine Mitarbeiter da waren. „Das hätte ich nach 16 Jahren im Geschäft auch nicht gedacht.“ Er sieht vor allem „politische Gründe“ dahinter: „Durch das Bürgergeld haben viele keine Lust zu arbeiten.“ Dazu komme die wieder erhöhte Mehrwertsteuer.
„In der Hotellerie und Gastronomie können wir den Schlüssel umdrehen, wenn alle ausländischen Mitarbeiter hinaussollen.“
Wie viele Hoteliers, ist Benkendorf auf Mitarbeiter, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten, angewiesen. Aktuell sind im Hotel Alte Schule zehn Personen mit Migrationshintergrund beschäftigt. „Die ausländischen Kräfte kosten viele tausend Euro. Rechtsanwälte, Sprachkurse und mehr Zeit in der Einarbeitung. Der Aufwand als Arbeitgeber ist ein Vielfaches höher als in der Vergangenheit. Sie brauchen Begleitung von uns, zum Beispiel für den Gang zu den Ämtern“, erklärt der Berleburger. „Wir kümmern uns nicht um unsere Gäste, sondern um unser Personal“, fasst der Hotelier die Situation zusammen.
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Im Landhotel Doerr werden ausländischen Fachkräfte ausgebildet
Im Laaspher Raum ist die Situation vergleichbar: „Viele Hotels sind darauf angewiesen, weil sie sonst keine Fachkräfte mehr finden“, sagt Lucian Bejan, Operations Manager im Landhotel Doerr in Feudingen. Hier sind zurzeit 14 Personen aus dem Ausland beschäftigt. Elf davon seien Azubis. „Gerade die sind sehr wichtig, weil aus deutscher Sicht keine Azubis mehr kommen“, stellt er klar. Seit der Corona-Pandemie habe sich viel in der Gastronomie verändert. „Man findet kaum noch Fachkräfte, deswegen haben wir uns entschlossen auszubilden.“
„Gerade Azubis sind sehr wichtig, weil aus deutscher Sicht keine Azubis mehr kommen. Man findet kaum noch Fachkräfte, deswegen haben wir uns entschlossen auszubilden.“
Neun Vietnamesen und zwei angehende Fachkräfte aus Südafrika stecken gerade in der Ausbildung zur Hotelfachkraft oder zur Restaurantfachkraft. „Die Vietnamesen sind bei uns untergebracht. Wir haben Wohnungen für sie angemietet und stellen sie ihnen kostenfrei zur Verfügung. Wir arbeiten mit einer vietnamesischen Schule zusammen“, erklärt Bejan. Das Visum zur Einreise ist für die Dauer der Ausbildung gültig.
Auch das Hotel Jagdhof Glashütte setzt auf Fachkräfte aus dem Ausland
Auch im Jagdhof Glashütte wird auf Fachkräfte aus dem Ausland gesetzt, die vor Ort ausgebildet werden. „Das funktioniert sonst gar nicht mehr. Ich weiß nicht, wo die ganzen Deutschen hin sind, aber das ist in vielen Branchen so“, sagt der Hotelier Edmund Dornhöfer.
„Es gibt auch welche, die nur die Einreise nutzen wollen. Die sind in einem übersichtlichen Betrieb aber schnell zu erkennen. Und da sind sie im Jagdhof falsch.“
„Wir haben gute Erfahrungen gemacht. Mit unseren ägyptischen und marokkanischen Mitarbeitern sind wir sehr zufrieden“, sagt Dornhöfer weiter. „Als kleiner, mittelständischer Betrieb kann man das noch etwas privater halten als in großen Konzernen. Wir sind wie eine Jagdhof-Familie.“ Aber man müsse sich auch ein bisschen Zeit nehmen, sich mit ihnen beschäftigen, viel erklären.
Positive und negative Erfahrungen
Und der Laaspher Hotelier hat auch schon negative Erfahrungen gemacht. „Ausnahmen gibt es auch. Aber das ist bei den Deutschen genauso“, sagt er. „Es gibt auch welche, die nur die Einreise nutzen wollen. Die sind in einem übersichtlichen Betrieb aber schnell zu erkennen. Und da sind sie im Jagdhof falsch“, stellt er klar.
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„Durch mehr Personalkosten, die erhöhte Mehrwertsteuer schließt ein Haus nach dem anderen. Wenn Fachkräfte aus dem Ausland nicht kommen, dann müssen wir die Leistungen zurückschrauben. Dann ist die Gastlichkeit nicht mehr ganz ausgefüllt“, sagt Dornhöfer.
Mitarbeiter mit Migrationshintergrund in Gastronomie und Hotellerie gebraucht
„In einer Branche wie der Gastronomie und Hotellerie, die immer wieder mit Fachkräftemangel zu kämpfen hat, bieten Menschen mit Migrationshintergrund eine wertvolle Chance, Betriebe zu stabilisieren und langfristig zu stärken. Durch ihren Einsatz bereichern sie das Angebot für Gäste und tragen zur Lebensqualität der Einheimischen bei“, sagt Daniel Letocha, Geschäftsführer des Touristikverbandes Siegen-Wittgenstein. „Wichtig ist dabei, dass wir auf eine gezielte Integration setzen: Gute Angebote für Sprache, Weiterbildung und kulturelles Verständnis sind genauso notwendig wie politische Rahmenbedingungen, die die Zuwanderung von Fachkräften klar und am Arbeitsmarkt orientiert regeln. Länder wie Kanada oder Australien zeigen, dass ein punktuelles System, das Qualifikationen und Nachfrage in Einklang bringt, funktionieren kann. Davon könnten auch unsere heimische Gastronomie- und Tourismusbetriebe erheblich profitieren“, so der Touristiker weiter.
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„Wir brauchen Zuwanderung in unsere Region. Gastronomie, Pflege, Handwerk: überall fehlt es an Fachkräften – an Menschen, die bereit sind, Leistung und Arbeitskraft in die Gesellschaft einzubringen. Aufgabe der Politik muss es sein, Anreize für eine qualifizierte Zuwanderung zu schaffen. Deutschland ist viel weltoffener, als man glaubt. Aber der Zweiklang aus Fördern und Fordern muss bei der erfolgreichen Integration Voraussetzung sein“, sagt auch der Siegener Marketingexperte Guido Müller.