Erndtebrück. Sie holte Stars nach Erndtebrück, kümmerte sich um Tourismus, Kultur und Wirtschaftsförderung. Jetzt ist die vielseitige Frau gestorben.

Die Liste der Verdienste von Helga Trettin ist lang und Weggefährten erinnern sich voller Wärme und Lob an sie. Die Frau, die über Jahrzehnte maßgeblich den Tourismus in Erndtebrück gefördert hat und mit deren Namen zahlreiche erfolgreiche Veranstaltungen verknüpft sind, ist am vergangenen Samstag überraschend nur eine Woche nach ihrem 75. Geburtstag gestorben. Trettin war früh Witwe geworden und hinterlässt eine Tochter und einen Sohn sowie mehrere Enkelkinder.

Die Organisatorin

Ehrenamt oder Beruf? Bei Helga Trettin waren die Grenzen fließend. Im Rathaus war Trettin bei der Gemeinde im kulturellen und touristischen Bereich von 1993 bis zu ihrem Renteneintritt 2015 beschäftigt und kümmerte sich um Wirtschafts-, Kultur- und Tourismusförderung, darüber hinaus übernahm sie dort von 2015 bis 2018 eine stundenweise Aushilfsbeschäftigung. Daneben engagierte sie sich vielfältig ehrenamtlich. Die wichtigsten Ämter waren dabei aber ihre Geschäftsführerposten bei der Musik- und Singeschule Erndtebrück und dem Verein für Handel, Handwerk und Tourismus. „Wir haben mit großer Betroffenheit davon erfahren, dass Helga Trettin verstorben ist. Helga Trettin war eine sehr geschätzte Kollegin im Rathaus, die mit vielen guten Ideen den touristischen und kulturellen Bereich der Gemeinde über viele Jahre geprägt hat“, äußert sich Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau zu dem Verlust.

Helga Trettin ist am 18. Januar 2025 im Alter von 75 Jahren gestorben. Über Jahrzehnte hat sie sich um den Tourismus, die Kultur, Händler und Gewerbetreibende in Erndtebrück gekümmert - hauptberuflich vom Rathaus aus oder ehrenamtlich in Vereinen.
Helga Trettin ist am 18. Januar 2025 im Alter von 75 Jahren gestorben. Über Jahrzehnte hat sie sich um den Tourismus, die Kultur, Händler und Gewerbetreibende in Erndtebrück gekümmert - hauptberuflich vom Rathaus aus oder ehrenamtlich in Vereinen. © WP | Heiner Lenze
Heinz-Josef Linten

„Sie hat den Weihnachtsmarkt organisiert, kannte die Händler, holte Glasbläser aus dem Erzgebirge. Helga Trettin hat sich um die Weihnachtsbeleuchtung und die Kinderferienspiele gekümmert.“

Heinz Josef Linten
Ehemaliger Bürgermeister

Erndtebrücks ehemaliger Bürgermeister Heinz-Josef Linten (CDU) erinnert sich gern an Helga Trettin, mit der er nicht nur im Rathaus, sondern auch in der Musik- und Singeschule zusammenarbeitete. „Das war damals unsere Hoch-Zeit. Wir hatten an die 150 Schülerinnen und Schüler. Helga Trettin hat sich da voll reingehängt und die Lehrer organisiert. Auch in Sachen Tourismus war sie sehr emsig. Sie hatte beste Kontakte.“

Henning Gronau, Bürgermeister der Gemeinde Erndtebrück

„Helga Trettin war eine sehr geschätzte Kollegin im Rathaus, die mit vielen guten Ideen den touristischen und kulturellen Bereich der Gemeinde über viele Jahre geprägt hat.“

Henning Gronau
Bürgermeister

Das bestätigt auch Lintens Nachfolger im Bürgermeisteramt, Karl Ludwig Völkel: „Helga Trettin war die Frau, die Erndtebrück bekannt gemacht hat“. Sie habe die Gemeinde zusammen mit den Wittgensteiner Nachbarkommunen bei Messen vertreten und auch den Rothaarsteig mit vermarktet. „Alles, was sie gemacht hat, hat sie mit Herzblut getan. Und sie hat nie auf die Uhr geschaut, obwohl sie nur eine halbe Stelle hatte“, so Völkel.

Keine Berührungsängste

Trettin bewies dabei vor allem das Talent, auf Menschen zugehen zu können. Sie hatte weder Berührungsängste, den regierenden Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin an den Stand der Wittgensteiner Kommunen zu holen, noch scheute sie bekannte Schauspieler. Einen Tag vor der Eröffnung des Rothaarsteigs nutzte Trettin die Chancen und lotste Ehrengast Mutter Beimer aus der Lindenstraße, alias Marie-Luise Marjan, 2001 für eine Autogrammstunde nach Erndtebrück, erinnert sich Heinz Josef Linten.

Marie Luise Marjan auf dem Rothaarsteig, dank des Einsatzes von Helga Trettin. Ein Bild mit Jürgen Althaus (stellv. Landrat Siegen-Wittgenstein)Wolfram Kuschke (Regierungspräsident Bezirksregierung Arnsberg) Marie-Luise Marjan (Schauspielerin)Thomas Weber (Vorsitzender Rothaarsteigverein e.V.).
Marie Luise Marjan auf dem Rothaarsteig, dank des Einsatzes von Helga Trettin. Ein Bild mit Jürgen Althaus (stellv. Landrat Siegen-Wittgenstein)Wolfram Kuschke (Regierungspräsident Bezirksregierung Arnsberg) Marie-Luise Marjan (Schauspielerin)Thomas Weber (Vorsitzender Rothaarsteigverein e.V.). © Klaus-Peter Kappest | Klaus-Peter Kappest
Karl Ludwig Völkel.

„Erndtebrück hat Helga Trettin viel zu verdanken.“

Karl Ludwig Völkel
Ehemaliger Bürgermeister

Trettin und Marie-Luise Marjan hatten eine gemeinsame Freundin, Marianne Jost aus Calgary in Kanada. Bei einem Besuch in der kanadischen Stadt hatten Bürgermeister Heinz-Josef Linten und Helga Trettin Jost kennengelernt. So entstand der Kontakt zu der beliebten Schauspielerin. Marjan, die in Hattingen aufgewachsen war und als kleines Mädchen oft mit ihren Eltern in Winterberg und auf Kühhude gewandert war, freute sich damals als „sehr naturverbundener“ Ehrengast, den Rothaarsteig eröffnen zu dürfen. Einmal, in der Nähe der Rothaarsteig-Gemeinde Erndtebrück, nutzte die damals 60-Jährige die Gelegenheit zu einem kurzen Besuch bei den neuen Freunden.

Dabei blieb es nicht. Linten muss bei der Erinnerung an diese Episode schmunzeln. Wochen später kam „Mutter Beimer“ noch für eine Lesung nach Erndtebrück und dann noch einmal als „Betriebsausflug“ mit Lindenstraßen-Schauspielkollegen zum Wandern auf dem Rothaarsteig. Diethard Altrogge, damals Leiter des Staatlichen Forstamtes in Hilchenbach, empfing die Serienstars Andrea Spatzek (Gabi Zenker), Joachim H. Luger (Hans Beimer) und Christoph Wortberg (Frank Dressler). Helga Trettin hatte die Verpflegung am Jagdhaus Fuchshausen mit Fleischwurst aus Erndtebrück, Bier aus Bad Laasphe und Wasser aus der Ilsequelle organisiert, ehe die Schauspieler dann weiter zum damaligen Hotel Siebelnhof und dessen Spitzengastronomie weiterzogen.

Nacht der Nächte 2015 in Erndtebrück: die Initiatoren Christoph Düber, Helga Trettin und Henning Schorge.
Nacht der Nächte 2015 in Erndtebrück: die Initiatoren Christoph Düber, Helga Trettin und Henning Schorge. © WP

Helga Trettin holte aber nicht nur Serienstars nach Erndtebrück. „Sie hat den Weihnachtsmarkt organisiert, kannte die Händler, holte Glasbläser aus dem Erzgebirge. Helga Trettin hat sich um die Weihnachtsbeleuchtung und die Kinderferienspiele gekümmert“, zählt Linten auf. Und nicht zuletzt die „Nacht der Nächte“, bei der Open Air in den Mai getanzt wird, ist eng mit ihrem Namen verknüpft.

„Erndtebrück hat Helga Trettin viel zu verdanken“, fasst es Karl Ludwig Völkel zusammen.

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