Wittgenstein. Blick über den Atlantik: Nicht alle Unternehmen in Bad Berleburg, Bad Laasphe oder Erndtebrück sind besorgt. Aber alle schauen genau hin.
Kaum ist die Trump-Regierung im Amt, verändern sich viele Rahmenbedingungen für die Handels- und Industriepartner aus Europa. Das Erndtebrücker Eisenwerk hat sein Engagement für Offshore-Windkraft in den USA gestoppt. Aber EEW ist nicht das einzige heimische Unternehmen, das Produktionsstandorte in Amerika betreibt. Die Reaktionen auf die großen Umwälzungen in der Wirtschaftspolitik der USA und die protektionistischen Tendenzen fällt ganz unterschiedlich aus.
„Für den Rest der Welt werden diese US-Zölle Auswirkungen haben. Jeder, der in die USA exportiert, kann davon betroffen sein.“
Grundsätzlich stärke der neue US-Präsident Donald Trump mit Importzöllen die amerikanische Wirtschaft, was sich auch positiv auf die Ejot-Werke in den USA auswirken werde, berichtet der Verbindungselemente-Hersteller Ejot aus Bad Berleburg. Die Stärkung der Konjunktur wirke sich auf das Verbraucherverhalten aus – es werden unter anderem mehr Autos gekauft etc. Gegenmaßnahmen zu den verhängten Zöllen werden sich wohl kaum auswirken, weil die USA keine klassische Exportnation seien – wie etwa Deutschland. Aber: „Für den Rest der Welt werden diese US-Zölle Auswirkungen haben. Jeder, der in die USA exportiert, kann davon betroffen sein“, berichtet Ejot-Sprecher Andreas Wolf.
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Wichtig sei jetzt, dass Deutschland bzw. Europa damit beginnen, ihre Hausaufgaben zu machen und sich nicht „vom Feuerwerk der Trump’schen Ankündigungen“ blenden lassen. „Wir müssen nicht über jedes Stöckchen springen, das uns der US-Präsident hinhält“, lautet die Maxime des Wittgensteiner Unternehmens.
Bei dem Zulieferer für die Auto- und Bauindustrie aus Wittgenstein sieht man die Verantwortung nicht allein bei der Trump-Administration. Die Wirtschaft in Deutschland und in Europa habe an Bedeutung verloren. Gegenmaßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft müssten eingeleitet werden. Dazu zählten unter anderem Maßnahmen zur De-Regulierung, der Abbau von Bürokratie. Bei Ejot beruft man sich auf eine Untersuchung des ehemaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi. Der komme zu dem Ergebnis, dass europäische Firmen von etwa 13.000 Regulierungen betroffen seien, amerikanische Unternehmen aber nur von ca. 3000. Die Kosten für die Wirtschaft in Deutschland müssten gesenkt werden.
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Ganz wichtig ist aber auch, dass kein deutscher Alleingang die Lösung ist: Die EU muss gemeinsame Lösungen finden und wird darüber auch wieder mehr politisches Gewicht bekommen – in der Wirtschafts- oder der Verteidigungspolitik. Die Belebung der Beziehungen zum Nachbarland Frankreich wird eine wichtige Aufgabe der neuen Bundesregierung. Die deutsch-französische-Achse ist von zentraler Bedeutung für die EU, heißt es bei Ejot.
„Wir beobachten die Entwicklungen der neuen Trump-Regierung aufmerksam, insbesondere in Bezug auf mögliche Einfuhrzölle. “
Ein anderer großer Player im internationalen Geschäft ist der Wittgensteiner Hersteller von Sportböden, Akustikdämmung, Bautenschutz und Ladungssicherung, Regupol.
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Die Firma mit Sitz Am Hilgenacker in Bad Berleburg will die Lage erst einmal genau analysieren: „Wir beobachten die Entwicklungen der neuen Trump-Regierung aufmerksam, insbesondere in Bezug auf mögliche Einfuhrzölle. Zum aktuellen Zeitpunkt ist jedoch noch nicht absehbar, welche konkreten Maßnahmen umgesetzt werden“, sagt der Geschäftsführer der Regupol Germany GmbH & Co. KG, Nils Pöppel.
Regupol ist seit 1989 auf dem amerikanischen Markt. „Dank unserer Produktionsstätte in Pennsylvania sind wir optimal aufgestellt, um den amerikanischen Markt direkt vor Ort mit unseren Hochleistungsprodukten zu bedienen“, so Nils Pöppel weiter. Und mit Blick auf den bei Regupol eingeschlagenen Weg beim Thema Umweltschutz macht Pöppel klar: „Nachhaltigkeit bleibt ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensphilosophie. Unsere Produkte leisten einen entscheidenden Beitrag dazu, die Welt umweltfreundlicher, sicherer und lebenswerter zu gestalten.“
Diese Unternehmensphilosophie steht auf den ersten Blick im Gegensatz zur aktuellen US-amerikanischen Politik unter Trump, die den Ausbau erneuerbarer Energien bremst und stattdessen auf fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle setzt.