Erndtebrück. Der Leiter der Erndtebrücker Feuerwehr geht im November in den „Ruhestand“ und präsentiert seinen Nachfolger.

„Es ist nicht leicht für mich“, gestand Gemeindebrandinspektor Karl Friedrich Müller. Für den noch amtierenden Leiter der Erndtebrücker Feuerwehr war es ein ganz besonderer Abend. Der Gemeindebrandinspektor leitet seine letzte Jahresdienstversammlung als Wehrführer der Gemeinde Erndtebrück. Auch wenn er noch bis zum 22. November im Amt ist, zog der Birkelbacher an diesem Abend eine erste Bilanz nach 20 Jahren in der Leitung der Feuerwehr.

Und diese Bilanz fiel durchaus gemischt aus. Müller erinnert sich an schlimme, herausfordernde Einsätze, schöne Momente im Kreise der Kameraden und an heftige politische Diskussionen. Deswegen sparte Müller an diesem Abend im Offizierscasino der Hachenbergkaserne auch nicht mit Lob und Kritik bei vielen Weggefährten.

Karl-Friedrich Müller mit seinem Nachfolger Michael Dellorie, der das Amt des Gemeindebrandinspektors am 22. November 2025 übernimmt. 
Karl-Friedrich Müller mit seinem Nachfolger Michael Dellorie, der das Amt des Gemeindebrandinspektors am 22. November 2025 übernimmt.  © WP | Lars-Peter Dickel

Ein Rückblick auf besondere Ereignisse

„Über Manches kann man heute schmunzeln. Hier denke ich an den Teleskopmast. Das war allerdings damals ein Drama“, erinnert sich Müller an seine Streitgespräche rund um die Frage „Drehleiter oder Teleskopmast?“ mit dem Freund und Kreisbrandmeister Bernd Schneider.

Dann wurde er wieder allgemeiner: „Einige Dinge begleiten uns seit Jahren, wie Gewalt gegen Einsatzkräfte, BSBP, Mitgliederstärke und Ausbildungsstand.“ Auch blickt Müller zurück auf eine der „schwersten Zeiten: Die Einheit Womelsdorf hatte den Dienst niedergelegt, das hat eine Überprüfung durch die Bezirksregierung nach sich gezogen.“ Inzwischen ist Womelsdorf wieder da, mit konstant 19 Aktiven.

Großbrand bei der Firma Kaiser Oberflächentechnik in Erndtebrück. Durch ein Feuer wurden große Teile der Fertigungshalle zerstört.
Großbrand bei der Firma Kaiser Oberflächentechnik in Erndtebrück. Durch ein Feuer wurden große Teile der Fertigungshalle zerstört. © WP | Jan Schweitzer
Karl-Friedrich Müller zieht Bilanz seiner 20-jährigen Dienstzeit als Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Erndtebrück.

„Einem Feuerwehrmann liegt es fern, sich Luftschlösser zu bauen, er möchte helfen und keine Ränkespiele.“

Karl-Friedrich Müller
Gemeindebrandinspektor

Rund 2000 Einsätze werden es wohl gewesen sein in den 20 Jahren, schätzt Müller. Und erinnert sich dabei an die „die Bewältigung der Sturmlagen Kyrill und Cynthia. Tagelang waren Straßen nicht befahrbar, Ortschaften abgeschnitten und die Infrastruktur teilweise zusammengebrochen. Feuerwehrkameradinnen und -kameraden haben unter Lebensgefahr für die Bürger in den Kommunen hart gearbeitet.“

Dann fällt sein Blick auf den Großbrand 2013 bei der Firma Kaiser im Jägersgrund. Einer der dramatischsten Großbrände ist aber auch mit der Verleihung des Magirus-Preises für die Feuerwehren aus Erndtebrück und Bad Laasphe verbunden gewesen. Vielfach sei den Menschen geholfen und einige aus Lebensgefahr gerettet worden.

Lob und Kritik

„Die Bewältigung all dieser Aufgaben fällt nicht vom Himmel, sondern setzt eine gute Ausbildung, hervorragende Führung in den Einheiten und disziplinierte Mannschaften voraus. Hierfür möchte ich Euch allen sehr herzlich danken. Ich war und bin immer sehr stolz auf Euch“, so Müller, der dann aber auch an die Schattenseiten seiner Aufgabe erinnert.

„Ich denke auch an die endlosen Diskussionen wegen der Anschaffungen in den ersten Jahren, das Misstrauen einiger Politiker und das Feilschen darum, ob dieses oder jenes Fahrzeug ein wenig länger zu fahren ist. An die Standortfragen: Schließen wir Womelsdorf und Birkefehl und bauen wir den Zug 1 noch stärker aus? Wenn ich nur daran denke, dass man Standorte schließen wollte, sollte man sich noch einmal die Zahlen vor Augen führen. Wie wollten wir die Hilfsfristen erfüllen und eine qualitativ hochwertige Unterstützung leisten, wenn 30 Prozent der Feuerwehr ausgeschlossen worden wären? Ich bin fest davon überzeugt, dann hätte Erndtebrück heute ein ganz anderes kostspieliges Problem.“

Beförderungen und Ehrungen

Die Nachfolge von Karl-Friedrich Müller ist gesichert: Michael Dellorie wurde zum Gemeindebrandinspektor befördert. Dellorie wurde zum stellvertretenden Leiter der Feuerwehr ernannt. Marc André Hackler erhielt die Beförderung zum Brandoberinspektor und folgt Dellorie als Ausbildungsleiter.

Mit Dennis Spohr (Erndtebrück), Florian Dickel (Schameder), Julian Völkel und Jonas Grebe (beide Birkelbach) hat die Freiwillige Feuerwehr Erndtebrück vier neue Hauptbrandmeister. Lena Achenbach (Erndtebrück) wurde zur Brandmeisterin befördert. Celine Harms (Schameder), Anne Rath, Mirko Scholz (beide Erndtebrück) und Stella Grebe (Womelsdorf) wurden zu Unterbrandmeistern ernannt. Hauptfeuerwehrleute sind jetzt Tom Afflerbach, Marius Müller und Daniel Spies (alle Schameder). Zu Oberfeuerwehrleuten wurden Michael Hechmann (Womelsdorf), Adrian Doutheil, Marvin Birkelbach, Max Langenbach, Johannes Althaus (alle Birkefehl), Marvin Grytz (Erndtebrück), Christian Decker und Tim Völkel (beide Birkelbach). Zum Feuerwehrmann wurden Bastian Padur, Dominik Padur (beide Schameder), Josh-Mätti Rath und Sandro Strietzel (beide Birkefehl) ernannt.

In der Versammlung wurden auch zahlreiche Ehrungen ausgesprochen: Dirk Harms, Matthias Motl, Patrick Scheuer, Rolf Heiner Spies, Maik Beuter, Frank Treude, Tino-Tobias Treude und Stephan Strietzel erhielten das Feuerwehrehrenzeichen in Gold für 35-jährige aktive Dienstzeit. Henning Afflerbach und Sascha Roth wurden mit dem Feuerwehrehrenzeichen in Silber für 25-jährige Dienstzeit geehrt.

Der Landesfeuerwehrverband zeichnet zudem Michael Kuhn (40 Jahre Mitgliedschaft), Peter Becker, Erhard Afflerbach, Hans Joachim Marburger (50 Jahre Mitgliedschaft) und Helmut Weyandt (60 Jahre Mitgliedschaft) aus.

Günter Herling wurde in die Altersabteilung überstellt. Horst Schneider und Jens Horchler wechseln vom aktiven Dienst in die Unterstützungsabteilung.

Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Rainald Thiemann, zeichnet Helmut Weyandt für 60-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr aus.
Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Rainald Thiemann, zeichnet Helmut Weyandt für 60-jährige Mitgliedschaft in der Feuerwehr aus. © WP | Lars-Peter Dickel

Dass dies nicht so gekommen sei, führt er auf die Gründung eines Arbeitskreises und später des Ausschusses zurück: „Hier möchte ich mich aber bei denjenigen ganz besonders bedanken, die die Atmosphäre verbessert haben und mit Fachkompetenz für Gespräche auf Augenhöhe gesorgt haben. Stellvertretend möchte ich hier den Vorsitzenden des Feuerwehr- und Katastrophenausschusses, Dieter Menzel, erwähnen, aber auch stellvertretend Tim Saßmannshausen, Karl-Friedrich Radenbach und Uwe Weinhold. Mittlerweile haben wir uns eingeruckelt. Ich wünsche mir, dass sich die gute Zusammenarbeit der letzten Zeit weiter fortsetzt. Wie schon so oft, möchte ich nochmal betonen, dass die Kameradinnen und Kameraden, die 24/7 für die Bürger unentgeltlich ihre Gesundheit und ihr Leben einsetzen, eine gute Ausrüstung verlangen können, um ihre Aufgabe qualitativ zu erfüllen. Man sollte auf die Leute hören, die das Handwerk gelernt haben. Einem Feuerwehrmann liegt es fern, sich Luftschlösser zu bauen, er möchte helfen und keine Ränkespiele.“

Danke sagt Müller dann neben seinen Feuerwehrkameraden, der Polizei und dem DRK auch drei Politikern. Dem Bundestagsabgeordneten Volkmar Klein (CDU) und den beiden Erndtebrücker Bürgermeistern Karl-Ludwig Völkel und Henning Gronau (SPD), die seine Arbeit begleitet haben.

Müller wird am 22. November in Birkelbach offiziell verabschiedet und übergibt die Amtsgeschäfte dann an Michael Dellorie. Beide arbeiten schon länger zusammen und es werde einen reibungslosen Übergang geben.

Die Bilanz 2024 mit 101 Einsätzen, der erfolgreichen Trendumkehr bei den Aktiven - die Zahl stieg von 145 auf 152 - und den steigenden Zahlen bei den Atemschutzgeräteträgern ging da fast unter.

Stehende Ovationen für den scheidenden Erndtebrücker Wehrführer Karl-Friedrich Müller im Offizierscasino der Hachenbergkaserne. 
Stehende Ovationen für den scheidenden Erndtebrücker Wehrführer Karl-Friedrich Müller im Offizierscasino der Hachenbergkaserne.  © WP | Lars-Peter Dickel