Bad Berleburg. Matthias Gasche ist seit dem 1. Januar als ärztlicher Direktor der Klinik im Amt. Wie er die ersten Tage erlebte und was seine konkreten Ziele sind.

2025 – ein Jahr, in dem die Klinik Wittgenstein ihr 75-jähriges Bestehen feiert und gleichzeitig einen neuen ärztlichen Direktor begrüßen kann. Seit dem 1. Januar ist Matthias Gasche im Amt. „Und ich freue mich auf meine neuen Aufgaben“, sagt er, als unsere Redaktion ihn nur wenige Tage nach seinem Start in Bad Berleburg besucht. Es ist ein Gespräch über seine neue Arbeitsstelle, Ziele und Erfahrungen.

Zehn Tage ist Matthias Gasche in der Klinik, als wir ihn besuchen. Die ersten Bücher und Aktenordner befinden sich im Regal, Bilder zieren die Wände. „In diesem Ordner habe ich bereits einiges über die Klinik festhalten können“, sagt der ärztliche Direktor und zeigt auf einen dunkelgrauen Ordner. Mehrere Gespräche hat er geführt, um sich ein Bild von der Klinik, seiner neuen Arbeitsstätte, zu machen. „Jede Klinik ist anders. Es ist immer wieder spannend, die Abläufe und die Menschen vor Ort kennenzulernen“, sagt er.

Und Gasche selbst hat schon einige Kliniken kennengelernt. Nach seinem Studium in Frankfurt am Main sammelte der heute 61-Jährige unter anderem viele Erfahrungen im Bereich der psychosomatischen Medizin – leitete mitunter elf Jahre lang eine Klinik für ganztägige, ambulante psychosomatische Rehabilitation in Düsseldorf und - parallel - eine weitere Klinik für zwei Jahre in Essen.

Vor seinem Wechsel nach Wittgenstein war er als Chefarzt an der psychosomatischen Privatklinik Bad Grönenbach tätig. Doch es gab damals „verschiedene private und berufliche Faktoren“, die ihn dazu bewegten, noch einmal eine neue Stelle anzutreten.

Die Entscheidung für die Klinik Wittgenstein

Die Entscheidung für Bad Berleburg, sei vor allem auch eine Entscheidung „für die Klinik und den Träger“ gewesen, so Matthias Gasche. „Ich konnte mich gut mit den Werten eines christlichen Träges identifizieren. Die Gespräche waren von Beginn an positiv und zeigten eine gute Perspektive auf.“

„Ich konnte mich gut mit den Werten eines christlichen Träges identifizieren. Die Gespräche waren von Beginn an positiv und zeigten eine gute Perspektive auf.“

Matthias Gasche
Ärztlicher Direktor der Klinik Wittgenstein

Mittlerweile wohnt er in Wittgenstein, besser gesagt: in Bad Berleburg. „Dort habe ich eine wirklich schöne Wohnung gefunden. Fürs Pendeln wäre es einfach zu weit.“ Gependelt wird lediglich an den Wochenenden, dann geht es für den 61-Jährigen nach Hause zu seiner Frau, in der Nähe von Düsseldorf.

75 Jahre Klinik Wittgenstein

Die Bad Berleburger „Klinik Wittgenstein“ ist eine Klinik für die Fachgebiete Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Psychoanalyse sowie Psychiatrie und Psychotherapie. Eröffnet wurde sie 1950.

Heute können bis zu 130 Patienten vollstationär betreut werden. „Ergänzt wird unser Angebot durch 40 teilstationäre Behandlungsplätze in der Tagesklinik Netphen sowie eine Klinikambulanz. Die Einrichtung von 15 tagesklinischen Behandlungsplätzen am Standort Bad Berleburg ist in Planung“, heißt es auf der Homepage der Klinik.

Am 30. August feiert die Klinik ihren 75. Geburtstag mit einem Festakt. Am 31. August findet zudem ein Tag der offenen Tür statt, zu dem alle Bürgerinnen und Bürger der Region eingeladen sind.

Aber auch in der Klinik habe sich Gasche recht schnell eingelebt. „Ich habe hier im Haus bereits viele interessante Gespräche führen können. Es ist ein komplexes Haus, das es bereits seit 75 Jahren gibt und dessen Ziele es gilt, gemeinsam zu erreichen.“ Ein Schwerpunkt seiner Arbeit als ärztlicher Direktor beinhaltet beispielsweise, die Chefärztin für Psychiatrie und Psychotherapie - Dr. Julia Nonn - bei dem Ausbau des Akutauftrages mit Rat und Tat zu begleiten.

Die Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg hat seit dem 1. Januar einen neuen ärztlichen Direktor.
Die Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg hat seit dem 1. Januar einen neuen ärztlichen Direktor. © WP | Ramona Richter

Im März vergangenen Jahres fand der Spatenstich zum Erweiterungsbau an das Haus EF statt, um zukünftig Menschen mit psychischen Erkrankungen auch in akuten Krisen notfallmäßig behandeln zu können. „Der Erweiterungsbau wird nach heutiger Einschätzung im Frühsommer 2025 fertiggestellt werden“, so Matthias Gasche.

Er selbst hat bereits einige Erfahrungen im Akutbereich gesammelt – nicht nur in Bad Grönenbach, sondern auch in seiner ersten Station in der psychiatrischen Klinik des Gemeinschaftskrankenhauses in Herdecke. „Dennoch gibt es Unterschiede zwischen der Arbeit dort und dem Auftrag hier. Das kann man eigentlich gar nicht vergleichen.“ Der Ärztliche Direktor freut sich darauf, „gemeinsam mit den Kollegen der Klinik Wittgenstein diesen Weg zu gehen“.

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Und seine weiteren Ziele? „Erst einmal geht es um die Ziele des Hauses und hier haben wir Versorgungsaufträge, die wir erfüllen müssen und die auf der Prioritätenliste an erster Stelle stehen.“ So beispielsweise der Anbau für den Akutbereich. Später dann gehöre aber auch der Aufbau einer Tagesklinik dazu. „Das aber steht auf der Prioritätenliste nicht auf Platz eins“, so Gasche. Des Weiteren gebe es die Idee, mehr Methodenvielfalt in das Behandlungsspektrum der Klinik mit aufzunehmen.

Die Arbeit der Klinik näherbringen

Er selbst komme aus der Tiefenpsychologie. „Vielleicht kann man irgendwann, wenn die anderen Ziele erreicht sind, sie in die Konzepte mit einfließen lassen.“ Matthias Gasche liebt es, neue Konzepte zu schreiben, sich um die Mitarbeiter zu kümmern, die Klinik zu vernetzen oder beispielsweise auch gemeinsam mit Kostenträgern nach neuen Lösungen zu suchen. „Das macht mir einfach Spaß“, sagt Gasche.

„Ich bin in die Position hineingewachsen. Es kamen irgendwann immer mehr Aufgaben hinzu, die wiederum wurden immer intensiver.“

Matthias Gasche
über die Anfänge als Führungsposition

Dabei habe er früher selbst nie das Ziel gehabt, ärztlicher Direktor zu werden. „Ich bin in die Position hineingewachsen. Es kamen irgendwann immer mehr Aufgaben hinzu, die wiederum wurden immer intensiver.“ Ab 2015 etwa habe er gemerkt, dass die Führungsposition ihm große Freude bereite – unter anderem aufgrund der großen Vielfalt. „Es gibt so viele Aufgabenbereiche – und das gefällt mir.“

Ein Aufgabenbereich, der ihm und seinen neuen Kollegen sehr am Herzen liegt: „Wir hier in der Klinik Wittgenstein wollen uns mehr vernetzen, mehr öffnen. Wir wollen den Menschen unsere Klinik und unsere Arbeit näherbringen, Vorurteile abbauen und Sorgen nehmen“, sagt er. Am 11. Februar sind zudem die niedergelassenen Allgemeinärzte der Region zu einer Fortbildung unter dem Thema „Psychische Erkrankungen in der Allgemeinpraxis“ eingeladen.