Bad Berleburg. Neue Regelung: Seit 1. Januar dürfen Altkleider nicht mehr mit dem Restmüll entsorgt werden. Das sind Tipps von Wittgensteiner Kleiderkammern.

Seit Januar 2025 ist es verboten, Altkleider und Textilien über den Restmüll zu entsorgen – so lautet ein Beschluss der EU. Die sogenannte Getrenntsammlungspflicht für Textilabfälle soll dafür sorgen, dass die Textilien besser wiederverwendet und nachrangig recycelt werden können. Wohin aber jetzt mit dem kaputten Pullover und den Socken mit Löchern?

„Toll wäre es, wenn die Leute wirklich gut erhaltene Kleidung vor Ort in den Kleiderkammern direkt abgeben.“

Stefanie Schierling
Pressesprecherin des DRK-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein

„Vorher hat man die kaputten Socken in den Restmüll gesteckt und jetzt muss man sie in den Kleidersack packen, weil es über den Restmüll nicht mehr entsorgt werden darf“, sagt Stefanie Schierling, Pressesprecherin des DRK-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein. „Das beutetet für uns in der Sortierung – die übernimmt ein Verwertungsunternehmen bei uns – mehr Aufwand. Und das schmälert am Ende des Tages die Einnahmesituation“, sagt sie weiter. Denn je aufwendiger das Sortieren ist, desto teurer ist die Dienstleistung. „Die Marge ist sowieso schon sehr gering bei Altkleidern, die Gewinnspanne wird dann noch kleiner. Das Geld setzen wir für unsere sozialen Projekte ein“, erklärt die DRK-Pressesprecherin das Vorgehen.

Altkleider sind wertvoller Rohstoff

„In der Kreislaufwirtschaft ergibt das durchaus Sinn, weil auch kaputte Kleidung immer noch einen wertvollen Rohstoff darstellt. Sie wird weiter verarbeitet zu Dämmmaterialien, in Autotüren oder der Hutablagen im Auto genutzt. Aber dass eben jetzt alles in einem Kleidersack landet, bedeutet erhöhten Aufwand in der Sortierung“, sagt Schierling. Das DRK zählt im gesamten Kreis 370 Altkleidercontainer. Im vergangenen Jahr kamen auch die Altkleidercontainer vom AWO-Kreisverband dazu. Weitere Container seien deswegen derzeit nicht geplant.

„Es lässt sich derzeit noch nicht sagen, ob nun mehr Kleidung abgegeben wird. Allerdings haben wir auch in der Vergangenheit schon sehr viele Spenden erhalten.“

Martina Pritzel
Koordiniert die ehrenamtlich geführte Kleiderkammer der Stadt Bad Berleburg

„Toll wäre es, wenn die Leute wirklich gut erhaltene Kleidung vor Ort in den Kleiderkammern direkt abgeben“, sagt Schierling. Dann landen die Sachen sofort im Wiederverkauf. „Leider ist es so, dass schon sehr viel Schrott im Container landet. Ungewaschene Kleidung, Mülltüten und Bauschutt. Deswegen unsere Bitte: Benutzten Sie die Kleidercontainer nicht als Mülleimer“, appelliert sie.

Das empfiehlt auch der DRK Ortsverein Bad Berleburg. „Unsere Bitte ist defekte, unansehnliche und verschmutze Kleidung nicht in die Container einzuwerfen. Diese wird – nach Durchsicht – an ein Verwertungsunternehmen weitergeleitet, die die Rohstoffe weiterverarbeitet“, sagt Silke Baier, die Leiterin der DRK-Kleiderkammer in Bad Berleburg. „Wir empfehlen, zur Erleichterung unserer Arbeit, nur wirklich tragbare und gute Kleidung in der Kleiderkammer abzugeben. Außerdem noch nutzbare Handtücher und Bettwäsche. Diese geben wir unentgeltlich an Bedürftige weiter, oder gegen eine kleine Spende an andere.“

Auswirkungen in Bad Berleburg noch nicht spürbar

Auch die Stadt Bad Berleburg betriebt eine Kleiderkammer in der ehemaligen Salzmannschule auf dem Stöppel. Auswirkungen habe man vor Ort noch nicht bemerkt. „Es lässt sich derzeit noch nicht sagen, ob nun mehr Kleidung abgegeben wird. Allerdings haben wir auch in der Vergangenheit schon sehr viele Spenden erhalten“, sagt Martina Pritzel aus der Abteilung Standesamt, Bürgeranregungen und Soziales. Sie koordiniert die ehrenamtlich geführte Kleiderkammer der Stadt. Mit „gravierenden Auswirkungen“ auf die Arbeit der Kleiderkammer rechnet sie nicht. „Unsere ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben ja bereits in der Vergangenheit sämtliche Kleidungsstücke sorgfältig angeschaut und sortiert.“

Und was passiert mit Kleidung, die in der Kleiderkammer nicht angeboten werden kann? „Regelmäßig holen ehrenamtlich engagierte Menschen die Kleidung ab, um sie zum gemeinnützigen Verein ‚Zisterne‘ in Solms zu bringen. Von dort aus werden die Kleidungsstücke in Länder transportiert, in denen gerade konkreter Bedarf besteht. Die Verteilung erfolgt in den jeweiligen Ländern über Kirchen, Kinderheime und andere gemeinnützige Organisationen. Zu diesen besteht seitens des Vereins ein persönlicher Kontakt, sodass sichergestellt ist, dass die Kleidung auch tatsächlich ankommt“, erklärt Pritzel. In der Kleiderkammer kann Kleidung, die „in einem tragbaren Zustand, sauber und ohne Löcher“ ist, abgegeben werden. „So, wie man sie selbst auch noch tragen würde“, sagt Pritzel.

Verbraucherzentrale sagt kaputte Kleidung kann weiter in den Restmüll

Die Verbraucherzentrale NRW bezieht sich auf ihre Internetseite auf den Verband kommunaler Unternehmen, der rät, die Sammelstellen nicht zu überlasten: „Aus diesem Grund sollten stark zerschlissene, verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien weiterhin über die Restmülltonne entsorgt werden“, zitiert die Verbraucherzentrale.

Geöffnet ist die Kleiderkammer der Stadt auf dem Stöppel montags und donnerstags jeweils von 15 bis 17 Uhr. Die DRK-Kleiderkammer in der Ederstraße 70 ist jeden ersten Mittwoch im Monat von 17 bis 18 Uhr geöffnet.