Wittgenstein. Spendenbereitschaft im Fokus: Wittgenstein schwächelt im NRW-weiten Vergleich deutlich – doch die Zahlen zeigen nicht die ganze Wahrheit.
Weihnachten ist nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch die Zeit der Spenden, denn dann begegnet man in allen Medien deutlich mehr Spendenaufrufen als im Rest des Jahres. Ein guter Zeitpunkt, auf die Spendenbereitschaft in heimischen Gefilden zu blicken. Die sieht, mit Blick auf Wittgenstein, jedoch eher nüchtern aus: Im Vergleich zu den anderen Kommunen im Kreis und auch im NRW-weiten Vergleich wirken Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück zunächst eher knausrig. Doch bevor man darüber urteilt, muss eine Sache dabei bedacht werden.
Die Statistik zur Spendenbereitschaft des statistischen Landesbetriebs IT.NRW beinhaltet für das Jahr 2020 als aktuellsten Erhebungszeitraum die Spenden zur Förderung steuerbegünstigender Zwecke - also die Spenden, die Steuerpflichtige in ihrer Steuererklärung angegeben haben. Wer gespendet hat, und dies nicht in der Steuererklärung angegeben hat, keine Steuererklärung einreicht oder nicht steuerpflichtig ist, fällt aus dieser Statistik heraus - genau wie ehrenamtliche Arbeit, bei der Menschen ihre Zeit und Arbeitskraft spenden.
IT.NRW hat mit den vorliegenden Daten eine Rangliste aller 396 nordrhein-westfälischen Städte und Gemeinden erstellt, gemessen an der höchsten durchschnittlichen Spendenhöhe pro Kopf. Die Wittgensteiner Kommunen landen in dieser Rangliste auf den mittleren bis hinteren Plätzen. Am besten platziert ist dabei Bad Laasphe, auf Rang 173 und einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Betrag von 68 Euro. Auf Rang 215 folgt die Gemeinde Erndtebrück, mit 62 Euro im Schnitt pro Kopf.
Wittgensteiner Schlusslicht ist Bad Berleburg: Rang 268 und im Schnitt 60 Euro. Damit ist die Stadt der Dörfer auch Schlusslicht des Kreises, denn in allen anderen Kommunen wurden mehr Spenden in der Steuererklärung angegeben. Die Stadt Siegen ist dabei nicht nur der Klassenprimus des Kreises, sondern von ganz NRW: Mit 504 Euro pro Kopf liegt die Stadt auf Platz 1. Es folgten Burbach auf Rang 2 (267 Euro) und die Stadt Olpe auf Rang 3 (261 Euro).
Inwiefern das erste Corona-Jahr 2020 einen Einfluss auf die Spendenbereitschaft hat, geht aus der Statistik konkret nicht hervor, jedoch sind zumindest teils deutliche Unterschiede zum Jahr 2019 zu erkennen. Denn da lag Erndtebrück noch auf Rang 67, mit im Schnitt 80 Euro Spenden pro Kopf und hat sich im Folgejahr verschlechtert. Bad Laasphe hingegen hat sich zwar verbessert - lag die Stadt im Jahr 2019 noch auf Rang 216 - allerdings ist der Spendenbetrag mit 61 Euro etwas niedriger als 2020. Bad Berleburg hat ebenfalls in der Rangliste einen Sprung nach vorne gemacht, denn 2019 lag die Stadt noch auf Rang 300 - jedoch war hier auch die Höhe des durchschnittlichen Spendenbetrags mit 53 Euro deutlich niedriger.
Für 2023 gibt es aus den Kommunen noch keine Erhebungen. Die Nachrichtenagentur AFP vermeldete jedoch, dass die Spendenbereitschaft der Deutschen laut einer Umfrage 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Milliarden Euro gesunken sei: „Insgesamt gingen im vergangenen Jahr 12,5 Milliarden Euro an den guten Zweck, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Mittwoch in Köln mitteilte. Zwar blieb die Höhe der durchschnittlichen Spende mit 402 Euro nahezu unverändert, aber die Zahl der Spender sank.“
Sortiert nach politischen Präferenzen spendeten Anhängerinnen und Anhänger der Grünen demnach am meisten. 59 Prozent von ihnen gaben Geld für den guten Zweck, berichtet die AFP: „Sie spendeten im Schnitt 609 Euro. Menschen, die mit der AfD sympathisieren, waren vergleichsweise zurückhaltend. 28 Prozent von ihnen spendeten, im Schnitt lagen sie bei 364 Euro.“ Ein Großteil dieser Unterschiede sei mit unterschiedlichen Einkommens- und Bildungsniveaus der Parteianhänger erklärbar, hieß es. „Die Krisen in der Welt führen bei vielen Menschen zu einer gewissen Abstumpfung – ein Effekt, der die Spendenbereitschaft insgesamt verringern kann“, wird Dominik Enste vom IW zitiert. Dies sei eine Erklärung für den Spendenrückgang.