Amtshausen. Lange hat sie als verschollen gegolten. Jetzt ist die Handspritze aus dem Jahr 1860 zurück in Amtshausen - dank des Einsatzes von neun Männern.

Da steht sie: Vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Amtshausen, leuchtend rot. Eigentlich galt die alte Feuerspritze aus Amtshausen als verloren, keiner hatte mehr an sie gedacht - bis sie plötzlich auf Ebay wieder auftauchte. Eine Gruppe Amtshäuser reagierte schnell und holte das 164 Jahre alte Schätzchen wieder zurück in die Heimat.

Die Feuerspritze ist heute wieder in Amtshausen, da, wo sie hingehört - darauf ist die Gruppe, bestehend aus Klaus Böhl, Ulrich Winter, Günter Böhl, Bernd Dietrich, Tobias Böhl, Niklas Dietrich, André Wust, Andreas Klein und Stefan Winter richtig stolz. Denn um die Zeitzeugin vergangener Tage zurück nach Amtshausen zu holen, wurde ein kleines Abenteuer bestritten.

Die historische Feuerspritze ist zurück in Amtshausen, dank des Einsatzes einer neunköpfigen Gruppe.
Die historische Feuerspritze ist zurück in Amtshausen, dank des Einsatzes einer neunköpfigen Gruppe. © WP | peter kehrle

Los geht die Geschichte bereits vor einigen Jahrzehnten, als die Spritze schon einmal gerettet werden musste - vor dem Schrottplatz, Ende der sechziger oder Anfang der siebziger Jahre. Der Amtshäuser Günter Heinrich hatte sich des alten Gerätes aus dem Jahr 1860 angenommen und restaurierte es mit viel Liebe und Hingabe. Nach seinem Tod hinterließ er die Feuerspritze seiner Witwe, die das alte Stück schließlich an einen Antiquitätenhändler verkaufte. Danach verlor sich die Spur der Spritze.

„Wir haben uns sofort mit dem Händler in Verbindung gesetzt und haben mit ihm verhandelt.“

Stefan Winter
hat zusammen mit acht Freunden die Spritze zurückgeholt

Bis sie 2024 auf Ebay wieder auftauchte: Feuerwehrmann Horst Schneider entdeckte die Amtshäuser Spritze auf der Online-Handelsplattform und gab Bescheid. Und in Amtshausen wurde reagiert. „Wir haben uns sofort mit dem Händler in Verbindung gesetzt, haben mit ihm verhandelt.“ Als der Deal stand, wurde die Spritze umgehend abgeholt, erinnert sich Stefan Winter. Das Geld hatten die neun Männer zuvor privat zusammen gelegt. Wie viel sie genau bezahlt haben, verraten sie nicht, nur so viel: Es war fast eine vierstellige Summe.

Dass der Kauf in letzter Minute kam, macht Stefan Winter klar: „Der Antiquitätenhändler wollte die Spritze auf einem Antiquitätenmarkt in Wetzlar ausstellen.“ Dort hätte die Spritze durchaus auch den Besitzer wechseln können, schließlich wurde die sie ursprünglich in Wetzlar hergestellt. Dann hätte sich die Spur der Spritze erneut verloren. „Da haben wir richtig Glück gehabt“, zeigt sich Stefan Winter erfreut.

Die Plakette des Herstellers erinnert an den Produktionsort Wetzlar.
Die Plakette des Herstellers erinnert an den Produktionsort Wetzlar. © WP | peter kehrle

Jetzt ist sie „wieder in Amtshausen, wo sie hingehört“, ist die Gruppe stolz. Und sie soll wieder dahin, wo sie herkam: Das alte Spritzenhaus, das mittlerweile zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut wurde. Dann ist auch noch Geld übrig für Restaurationsarbeiten, denn durch die Verhandlungen mit dem Antiquitätenhändler ist im Sammeltopf noch genug übrig geblieben, um die Spritze für die Zukunft zu bewahren.

Eine Detailaufnahme der Spritze.
Eine Detailaufnahme der Spritze. © WP | peter kehrle

Die Spritze ist ein Teil von Amtshausen - inwiefern sie vielleicht die eigenen Häuser gerettet hat, ist leider nicht bekannt. „Es wurde ja nie aufgeschrieben oder festgehalten, wir haben bis jetzt auch niemanden gefunden, der von einer Niederschrift wüsste, die die Einsätze der Spritze dokumentiert“, bedauert Winter. Der Dank der Gruppe gilt vor allem zwei Männern: „Wir können Günter Heinrich sehr dankbar sein, dass er damals das Ding vor der Verschrottung gerettet und sie restauriert hat. Und auch Horst Schneider, der sofort Alarm geschlagen hat, als er sie auf Ebay entdeckt hatte.“