Siegen-Wittgenstein. Der beliebte Pilot des Rettungshubschraubers „Christoph 25“ geht in den Ruhestand. Aber seine Kollegen lassen ihn nicht einfach so gehen...

Am vergangenen Samstag hatte der Rettungspilot Rainer Michely mit „Christoph 25“ seinen letzten Dienst vor dem Ruhestand und am späten Nachmittag in Banfe bei einem Verkehrsunfall seinen letzten Einsatz. Doch das war es noch nicht ganz: Denn Rainers Lebensgefährtin und seine Kollegen hatten sich für ihn noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Kurz vor Sonnenuntergang wurde der Rettungshubschrauber zu einem Notfall nach Oberdielfen alarmiert, die Feuerwehr hatte vor Ort eine Wiese ausgeleuchtet und abgesichert, auf der der Hubschrauber landen sollte.

Unter tosendem Applaus wurde Rainer Michely nach seiner Ankunft mit dem Hubschrauber begrüßt.
Unter tosendem Applaus wurde Rainer Michely nach seiner Ankunft mit dem Hubschrauber begrüßt. © WP | Matthias Böhl

Bei dem knapp zwei Minuten dauernden Flug nahm Rainer Michely, einen Tag vor seinem 60. Geburtstag, direkt Kurs auf die angegebene Wiese am Ortstrand. Dabei überflog die Maschine auch die Oranienstraße und das dortige Bürgerhaus.

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Auf dem Innenhof dort hatten tags zuvor Notfallsanitäter Erkan Okcu, der den letzten Dienst mit Rainer flog, und seine Kinder mit Straßenkreide eine große 60 aufgemalt. In dieser Formation standen nun Familienmitglieder, Freunde, Kollegen und Weggefährten und leuchteten mit Wachsfackeln für den scheidenden Piloten.

„Er hat den Autopiloten reingemacht, er hat fest meine Hand genommen und vor Freude geweint.“

Erkan Okcu
Notfallsanitäter 

Als der Hubschrauber die Oranienstraße überflog, wurde Rainer Michely klar, dass dieser Einsatz allein ihm galt. „Er hat den Autopiloten reingemacht, er hat fest meine Hand genommen und vor Freude geweint“, berichtet Erkan Okcu von diesem sehr bewegenden Moment. Einige Zeit lang schwebte der Hubschrauber hoch über der Stelle, von der aus man die Menschen sehen konnte.

Die Feuerwehrkameraden aus Oberdielfen fuhren Rainer Michely mit dem Feuerwehrwagen zum Bürgerhaus, wo seine rund 60 Gäste ihn in Empfang nahmen. 
Die Feuerwehrkameraden aus Oberdielfen fuhren Rainer Michely mit dem Feuerwehrwagen zum Bürgerhaus, wo seine rund 60 Gäste ihn in Empfang nahmen.  © WP | Matthias Böhl

Dann drehte der Pilot eine Kurve und setzte auf der ausgeleuchteten Wiese zu seiner letzten Landung an. Dort war es so, wie Rainer es sein ganzes Berufsleben lang kannte: Feuerwehrleute sicherten die Wiese ab, zahlreiche Interessierte schauten sich die Landung aus sicherem Abstand an, ein paar Fotografen standen am Rand. Diesmal aber wischten sich alle Tränen aus ihrem Gesicht, und auch Rainer stieg dieses Mal unter Tränen aus seinem Hubschrauber. Dabei wurde der Rettungspilot von allen Menschen dort mit tosendem Applaus begrüßt.

„Zu jedem Gesicht hier kenne ich eine Geschichte. Und das ist einfach toll. Herzlichen Dank, dass ihr alle hier seid.“

Rainer Michely
bei seiner Verabschiedung

Mit herzlichen Umarmungen bedankte sich Rainer bei seiner Besatzung und den Freunden vor Ort. Der Rettungshubschrauber wurde direkt von Pilot Jan Weber wieder zurück ans Krankenhaus geflogen.  Die Feuerwehrkameraden aus Oberdielfen fuhren Rainer mit dem Feuerwehrwagen zum Bürgerhaus, wo seine rund 60 Gäste ihn in Formation mit den Fackeln in Empfang nahmen. Unter Tränen und zutiefst gerührt begrüßte er seine Besucher: „Zu jedem Gesicht hier kenne ich eine Geschichte. Und das ist einfach toll. Herzlichen Dank, dass ihr alle hier seid“.

Mit Fackeln wurde Rainer Michely in Empfang genommen.
Mit Fackeln wurde Rainer Michely in Empfang genommen. © WP | Matthias Böhl

Immer wieder hatte er dabei einen Kloß im Hals und ihm versagte die Stimme. Rainer Michely war von dem Engagement und den Mühen seiner Lebensgefährtin und seiner Kollegen und Freunde zutiefst gerührt. Von der Geschäftsführung der ADAC Luftrettung bis zur Bezirksregierung hatten alle Instanzen diesem Vorhaben und dem letzten Flug sowie der Landung zugestimmt und den letzten Einsatztag für Rainer Michely neben dem fliegerisch exzellenten Wetter so zu einem wirklich unvergesslichen Tag für ihn gemacht.