Wittgenstein. Wittgensteiner Experten erklären, wie auch Nicht-Imker die Verbreitung der Amerikanische Faulbrut unter den Honigbienen stoppen können.
„Das ist ein Bakterium, das sich sehr lange hält. Es kann Ewigkeiten Ruhe sein und dann kommt ein Bienenvolk daher und die Krankheit bricht wieder aus“, sagt die Bienensachverständige Juliane Berger aus Wingeshausen. Die Amerikanische Faulbrut ist aktuell in Hattingen im Ennepe-Ruhr-Kreis ausgebrochen. „Sie ist schwer aggressiv, aber nur für die Honigbiene gefährlich.“ Für Menschen ist die Bienenseuche unbedenklich. „Es ist ein Bakterium, das nicht in unseren Kreislauf passt. Auch der Honig kann verzehrt werden“, so Berger weiter.
„Unerkannt kann eine Infektion durch das Absterben der Brut zum Verlust ganzer Bienenvölker führen.“
In Wittgenstein liegen bislang noch keine Fälle der Bienenseuche vor. „Die letzte Infektion eines Bienenvolkes und somit der Ausbruch der Amerikanischen Faulbrut wurde im Kreis Siegen-Wittgenstein im Jahr 2019 festgestellt“, sagt Dr. Ludger Belke, Amtstierarzt und Leiter des Veterinäramts Siegen-Wittgenstein. „Unerkannt kann eine Infektion durch das Absterben der Brut zum Verlust ganzer Bienenvölker führen“, so Belke weiter.
Ausbreitung der Bienenseuche ist ein Kreislauf
Die Ausbreitung verläuft wie ein Kreislauf: Wenn die „Tracht“ zu Ende geht, also immer weniger Blumen Nektar abgeben, „dann schauen Bienenvölker, wo es sonst noch Honig gibt“, erklärt Juliane Berger. Finden sie ein schwaches Bienenvolk, „denken die Bienen: ‚Klasse, ein Supermarkt. Da kaufen wir jetzt mal ein.‘ Das nennt sich Räuberei.“ Und auf diesem Weg wird die Bienenseuche meist übertragen.
„Im Honig sind die Bakterien. Das starke Volk bringt sie mit nach Hause.“ Die Amerikanische Faulbrut ist, wie der Name sagt, vor allem für die Brut gefährlich. „Die Brut entwickelt sich erst gar nicht. Die Winterbienen gehen kaputt, es kommen im Frühjahr keine nach. Das Volk bleibt schwach. Dann kommt das nächste starke Volk und der Kreislauf ist geschlossen“, so Berger.
„Es ist sehr wichtig, dass Honiggläser sauber ins Altglas gegeben werden. Damit sich die Bienen nicht am Altglas-Container infizieren.“
Wenn Bienenvölker an einen anderen Platz gebracht oder verkauft werden, sei deswegen ein Gesundheitszeugnis – eine Seuchenfreiheitsbescheinigung – notwendig, erklärt die Bienensachverständige. „Kommen alle Imker ihrer Melde- bzw. Registrierungspflicht bei den Veterinärämtern und der Tierseuchenkasse nach und lassen alle Bienenvölker vor dem Verkauf von Völkern oder vor dem Wandern, d.h. vor dem Verbringen in andere Regionen, amtstierärztlich untersuchen, kann hierdurch die Verbreitung des Erregers effektiv verhindert werden“, erklärt Amtstierarzt Belke.
Importierter Honig kann für Bienen gefährlich sein
Außerdem sollen Imker nur eigenen Honig an ihre Bienen verfüttern. Denn in Deutschland wird die Amerikanische Faulbrut nicht mit Antibiotika behandelt – in anderen Ländern ist das üblich. Ein Problem, wenn Honig importiert wird. „Bei ausländischen Bienen tritt die Faulbrut nie hervor, sie kann aber in ihnen schlummern. Sobald sie auf ein Volk ohne Antibiotika trifft, ploppt sie auf“, erklärt Juliane Berger. Deswegen ist es für die Bienensachverständige „sehr wichtig, dass Honiggläser sauber ins Altglas gegeben werden. Damit sich die Bienen nicht am Altglas-Container infizieren.“ Es könne mitunter sein, dass es dort so lecker rieche, dass die Biene ins Dunkel fliege.
Regelmäßig werden Proben im Labor untersucht, um zu überprüfen, ob Bakterien der Bienenseuche vorhanden sind. Rund 300 Bienenvölker werden pro Jahr im Kreisgebiet von den Bienensachverständigen des Kreisimkervereins beprobt, so Amtstierarzt Belke. Bei so einer Routineuntersuchung fiel 2014 auf, dass das Volk von Juliane Berger betroffen war. „Mit einem Zirkel wird auf einer Karte ein Kreis gezogen. Im Umkreis von drei Kilometer werden alle Imker angerufen. Die Veterinärin kommt vorbei und überprüft die Brut“, sagt sie. Denn erst, wenn die Krankheit richtig fortgeschritten ist, ist sie sichtbar. Das Bienenvolk wird dann speziell behandelt. „Die erwachsenen Bienen und die Königin überleben das Prozedere und starten neu“, erklärt Berger.