Erndtebrück. In der „Team Ponyschule Erndtebrück“ lernen die Kinder spielerisch, was die Pferde brauchen und entwickeln ein Verständnis für sie über das Reiten hinaus.

Wenn Miriam Torno bei ihren Tieren ist, ist sie glücklich. Schon seit vielen Jahren leben auf dem Hof Grünewald in Erndtebrück die unterschiedlichsten Tiere. Pony Joschi ist eines von ihnen. Er ist ein kleiner Tigerschecke. Gemütlich trabt er über die große Auslauffläche, die sich direkt am Aktivstall des Hofes befindet. Elf Pferde leben dort derzeit. „Das sind aber nicht alles unsere eigenen“, berichtet Torno. Seit 2001 betreibt die Familie eine Pferdepension. Um ihre Liebe zu den Pferden, insbesondere den Ponys weiterzugeben, bietet Miriam Torno seit kurzem auch eine Ponyschule auf ihrem Hof, die Team Ponyschule Erndtebrück, an. Dafür absolvierte die Bauernhoferlebnispädagogin bis vor wenigen Wochen auch eine Weiterbildung zur Reitpädagogin nach dem „Team Pony Concept“. Mit Erfolg: Die Kurse sind sehr gefragt. „Dabei geht es in erster Linie darum, die Lebensweisen und die Bedürfnisse der Tiere kennenzulernen, mit ihnen ein Team zu werden“, sagt sie.

Und das lernen die Kinder auf spielerische Art. „Es ist faszinierend zu sehen, wie schnell die Kinder auf diese Weise lernen.“ Lernen ohne Leistungsdruck lautet dabei die Devise. Und: respektvoller Umgang miteinander. Das wird auch bei der Ankunft auf dem Hof Grünewald schnell deutlich. Gleich mehrere Plakate mit bunten Bildern erinnern sowohl Kinder als auch Erwachsene, wie wichtig ein solcher Umgang zwischen Tier und Mensch ist. „So wirst du ein Pferde-Freund“, steht dort unter anderem, gemeinsam mit den Basis-Regeln wie beispielsweise: „Behandle mich wie ein Pony. Übertriebenes Kuscheln und pflegen finde ich doof.“

Seit kurzem wird auf dem Hof Grünewald auch eine Ponyschule angeboten.
Seit kurzem wird auf dem Hof Grünewald auch eine Ponyschule angeboten. © WP | Ramona Richter

Regeln, die die Kinder schnell drauf haben, wie die Reitpädagogin berichtet. „Die Kinder haben großen Spaß daran, neues zu erlernen. Wir führen die Kinder hier langsam an die Tiere heran. Das Reiten selbst steht dabei nicht im Vordergrund.“ Aber es gehört natürlich auch dazu. Unter anderem, wenn es an die Bewegungsspiele geht. Besonders beliebt ist bei den Kindern die wilde Ponyherde, bei dem ein großer Würfel mit verschiedenen Aufgaben zum Einsatz kommt. Dabei werden bestimmte Strukturen der Tiere in wilder Herde thematisiert. Zu den Bewegungsaufgaben gehören unter anderem die Futtersuche (Gras zupfen), ein Vulkanausbruch (Kinder rotieren mit dem Oberkörper zu beiden Seiten, die Arme als V geformt) oder auch das Laufen durch eine Schlucht (Kette machen). „Es geht um die Bedürfnisse der Tiere, gleichzeitig aber auch um die Körperwahrnehmung des Kindes. Das ist extrem wichtig zum Reitenlernen“, erklärt Torno. Gespielt wird dann mit drei Spielern und einem Reiter.

Auf den Holzpferden wird geprobt.
Auf den Holzpferden wird geprobt. © WP | Ramona Richter

Den Minikurs besuchen derzeit vier Jungen im Alter von vier bis fünf Jahren. Neben den Verhaltensregeln mit den Pferden lernen die Kinder Wichtiges über die Pferdesprache und pflegen und füttern sie. Aber auch die Bewegungserziehung spielt eine große Rolle. „Sie ist ein elementarer Bestandteil in unserer Arbeit“, so Torno. Viele der ersten Übungen allerdings werden zunächst an einem Holzpferd geübt, bevor sie gemeinsam mit den Tieren erprobt werden. „So kann man dem Tier nicht versehentlich wehtun“, sagt sie.

Der Hof Grünewald

Seit 1936 ist der Hof Grünewald bereits in Familienbesitz. Dabei war er ursprünglich ein kleiner Milchviehbetrieb, der später dann auf Rinderhaltung umgestellt wurde.

2001 wurde der Offenstall für die Pferdehaltung errichtet, der 2013 von der Laufstall-Arbeitsgemeinschaft (LAG) mit fünf Sternen ausgezeichnet wurde.

Auf dem Hof gibt es verschiedene Angebote im Rahmen der Bauernhoferlebnispädagogik. 2023 kam die Bauernhof-Krabbelgruppe hinzu und nun auch die „Team Ponyschule Erndtebrück“.

Im Maxikurs befinden sich Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren. Auch sie lernen zunächst die Umgangsregeln mit den Pferden. Weitere Themen sind unter anderem Pferdepflege, Aufhalftern und Pferdeknoten, Führen, Satteln oder auch die Bodenarbeit. „Ziel ist ein selbständiger und verantwortlicher Umgang mit den Pferden“, sagt Miriam Torno. Während die beiden Kurse ohne Eltern stattfinden, bietet sie aber auch eine Eltern-Kind-Ponyschule für Kinder ab zwei Jahren an. Das Motto der Schule: „Kleine Kinder zu kleinen Ponys“. „Mir ist es sehr wichtig, dass die Kinder so viel wie möglich selbständig am Pony machen können“, so Torno. „Die Ponyschule ist meiner Meinung nach eine gute Vorbereitung für die ,richtigen‘ Reitstunden ab einem Alter ab etwa elf Jahren.“

Für die Vorbereitung nimmt sich Miriam Torno viel Zeit. „Ich möchte, dass die Inhalte auf die jeweilige Gruppe abgestimmt sind. Das ist schon viel Arbeit im Vorfeld.“ Auch komme es dabei immer auch auf das Wetter an. „Meist schaue ich morgens nochmal, wie das Wetter wird und überlege mir eine Alternative für Schlecht-Wetter-Tage.“ Unter anderem bastelten die Kinder des Maxikurses erst vor Kurzem bunte Futterpäckchen. „So lernen sie, was die Pferde fressen.“

Gemeinsam bastelten die Kinder im Maxikurs kleine Futterpäcken.
Gemeinsam bastelten die Kinder im Maxikurs kleine Futterpäcken. © WP | Ramona Richter

Dass die Pferde eine wichtige Rolle auf dem Hof der Familie spielen, ist nicht ungewöhnlich, sind sie seit Jahren auch Bestandteil des pädagogischen Konzepts. Die Idee zur Ponyschule aber kam Miriam Torno während einer Weiterbildung im Rahmen der Bauernhoferlebnispädagogik. „Eine Bekannte berichtete mir damals davon und sagte: Das ist doch sicher auch etwas für dich.“ Sie recherchierte, was es mit dem Konzept auf sich hat und war begeistert. Vier Module absolvierte sie, abschließend fand eine Prüfung auf dem Hof statt. Dafür entwickelte Torno selbst ein Spiel zum Thema „Ran an die Beete - Sommerzeit ist Erntezeit“. „Das verbindet die Erlebnispädagogik und die Ponyschule“ so Torno. Ein Spiel, mit dem unter anderem Geschicklichkeit, Raumorientierung und Kommunikation gefördert werden. „Es ist einfach schön zu sehen, wie viel Freude die Kinder an der Ponyschule haben - nicht nur bei der direkten Arbeit mit den Tieren, sondern auch beim Erlernen von Fakten rund um die Tiere“, sagt sie.

Weitere Informationen zum Hof: www.hof-grünewald.de.

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