Bad Laasphe. Seit 2017 steht das ehemalige AWO-Seniorenzentrum in Bad Laasphe leer. Der Investor will das ändern und hat konkrete Pläne für die Zukunft des Gebäudes.

Die Enttäuschung war groß, als 2017 die letzten Bewohner aus dem von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) geführten Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe ausziehen mussten. Seit sieben Jahren steht das Seniorenzentrum bereits leer, ist seitdem immer wieder Ziel von Vandalismus geworden. Vor wenigen Monaten aber hatte Thomas Henke, Geschäftsführer der Portarion GmbH & Cie. KG aus Herford, von einer 180-Grad-Wende gesprochen. 2021 hatte die Portarion GmbH das Areal gekauft und hat nach wie vor große Pläne für das ehemalige Seniorenzentrum auf der Pfingstweide. In den kommenden Wochen sollen laut Henke wichtige Entscheidungen über die baulichen Folgen getroffen werden. „Zudem ist die stationäre Pflege in den vergangenen Wochen wieder mehr in den Fokus gerückt.“

„Wir sind grade dabei zu prüfen, wie man das ganze Gebäude statisch unter den aktuellen Gesichtspunkten möglicherweise auch noch aufstocken kann, damit wir weitere Nutzfläche bekommen.“

Thomas Henke
Geschäftsführer der Portarion GmbH & Cie. KG aus Herford
Mit beschrifteten Bettlaken an ihren Balkonen demonstrierten damals einige Bewohner des Fritz-Heinrich-Zentrums gegen die Schließung des Hauses.
Mit beschrifteten Bettlaken an ihren Balkonen demonstrierten damals einige Bewohner des Fritz-Heinrich-Zentrums gegen die Schließung des Hauses. © WP

Bereits 2021 hatte der Geschäftsführer der Portarion GmbH & Cie. KG gegenüber unserer Redaktion geäußert, dass der Standort „für Service-Wohnungen sehr geeignet“ sei. Und daran habe sich bis heute auch nichts geändert. „Wir könnten uns nach wie vor vorstellen, künftig auch Service-Wohnungen dort anzubieten.“ Gemeinsam mit der stationären Pflege könnte dies ein gutes Kombi-Angebot für die Versorgung vor Ort darstellen. „Die stationäre Pflege für Pflegegrad eins bis fünf ist die Basis für die stationäre Altersversorgung. Wer möchte, kann vorher betreutes Wohnen, also selbstbestimmtes Wohnen, in Anspruch nehmen“, so Henke zu den aktuellen Ideen.

Die Geschichte des Fritz-Heinrich-Zentrums

1974: Das Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe wird errichtet. Es gibt eine enge Verknüpfung zwischen dem Eigentümer Bezirksverband Westliches Westfalen der AWO und dem Ortsverein. Der AWO-Ortsverein leistet im Heim knapp 1000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit.

2016: Der Bezirksverband Westliches Westfalen der Arbeiterwohlfahrt will das Fritz-Heinrich-Seniorenzentrum in Bad Laasphe schließen. Es steht in Konkurrenz zum eigenen 2007 in Erndtebrück errichteten Haus, das aber nicht im Eigentum ist, sondern angemietet. Das Alter des Laaspher Gebäudes und ein von Insidern immer wieder angeprangerter Investitionsstau könnten den Ausschlag gegeben haben. Hinzu sei eine Unterbelegung von 50 Prozent gekommen.

2017: Ende März ziehen die letzten Bewohner aus. Viele der zum Teil pflegebedürftigen Bewohner sind ins Seniorenzentrum der AWO an der Struthstraße in Erndtebrück. Oder auch ins benachbarte Hessen umgezogen.

2020: Der AWO-Bezirksverband ist weiter auf Investorensuche. In der Politik wird über die Chancen wegen des hohen Wohnraumbedarfs in der Stadt diskutiert.

2021: Die Portarion GmbH aus Herford übernimmt die Immobilie von der AWO und plant dort Service-Wohnungen für Menschen ab 60 Jahren.

2023: In Bad Laasphe diskutieren Verwaltung und Politik den Kauf des Fritz-Heinrich-Zentrums, um es als Wohnraum für geflüchtete herzurichten. Das scheitert am Votum des Rates und dem Verweis auf den hohen Investitionsstau.

2024: Die Stationäre Pflege rückt wieder mehr in den Fokus des Investors. Wichtige Entscheidungen über eine mögliche Sanierung oder aber Neubau sollen in diesem Jahr getroffen werden.

„Wir sind grade dabei zu prüfen, wie man das ganze Gebäude statisch unter den aktuellen Gesichtspunkten möglicherweise auch noch aufstocken kann, damit wir weitere Nutzfläche bekommen“, erklärt Henke. „Daraus ergibt sich dann das energetische Gesamtkonzept und die Entscheidung, ob wir rückbauen oder neu bauen werden. Zwecks des Aufstockens sind wir also gerade dabei, zu prüfen, ob das die Statik hergibt.“

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Damit das ehemalige Pflegeheim derzeit als solches wieder genutzt werden könnte, müsste eine solche Nutzung des Gebäudes im Rahmen eines Abstimmungsverfahrens bei der WTG-Behörde des Kreises beantragt werden. WTG steht dabei für das Wohn- und Teilhabe-Gesetz. „Hierzu werden in der Regel im Vorfeld vollständige technische Unterlagen an die WTG-Behörde gesandt, die hier vorab nach den zugrundeliegenden Vorschriften des WTG geprüft werden“, erklärt Torsten Manges, Pressesprecher beim Kreis Siegen-Wittgenstein. Zudem habe die Einrichtung nach der Nutzungsaufgabe vor vielen Jahren den Bestandsschutz verloren.

So sah es beim Fritz-Heinrich-Zentrum vor vielen Jahren noch aus. Noch in diesem Jahr sollen wichtige Entscheidungen für die Zukunft des Areals getroffen werden.
So sah es beim Fritz-Heinrich-Zentrum vor vielen Jahren noch aus. Noch in diesem Jahr sollen wichtige Entscheidungen für die Zukunft des Areals getroffen werden. © WP | Lars-Peter Dickel

Immerhin wurde das Pflegezentrum 1969 errichtet. „Da das Gebäude schon sehr lange leer steht, ist davon auszugehen, dass eine neue Baugenehmigung beantragt werden müsste, um wieder eine Nutzung als Pflegeeinrichtung aufnehmen zu dürfen. In der Zwischenzeit haben sich viele Vorschriften geändert. Vermutlich müsste mindestens eine brandschutztechnische Ertüchtigung erfolgen, aber auch andere Umbau-Arbeiten, um zum Beispiel die Voraussetzungen des Wohn- und Teilhabe-Gesetzes zu erfüllen.“ Ob jedoch im Bestand gebaut wird oder neu, dass soll laut Thomas Henke noch in diesem Jahr geklärt werden. „Dann soll die Entscheidung hinsichtlich der Statik getroffen wollen.“

Ob es am Ende dann eine Kombination aus stationärer Pflege und Service-Wohnen geben wird, wird sich dann zeigen. „Für uns ist wichtig, dass wir ergebnisoffen das Ganze angehen, um die Bad Laaspher und die Senioren auch mitzunehmen“, so Henke. Aber auch das Thema „Arbeitsplätze“ spiele dabei eine wichtige Rolle. „Wir wollen an dem Standort Arbeitsplätze schaffen. In der stationären Pflege würden wir mehr Arbeitsplätze schaffen als im betreuten Wohnen und würden daher auch eine stationäre Pflege favorisieren“, sagt er.

„Wir alle haben ein Interesse daran, dass im Laufe der Zeit Angebote im Bereich der stationären und ambulanten Pflege - auch im Gebiet der Stadt Bad Laasphe - weiter entwickelt und gestärkt werden.“

Sören Lamm
Dezernent der Stadt Bad Laasphe

Und auch die Stadt Bad Laasphe hat mit Blick auf den Anstieg pflegebedürftiger Menschen „ein Interesse daran, dass im Laufe der Zeit Angebote im Bereich der stationären und ambulanten Pflege - auch im Gebiet der Stadt Bad Laasphe - weiter entwickelt und gestärkt werden“, so Sören Lamm, Dezernent der Stadt Bad Laasphe. Aktuell verfügt Bad Laasphe laut Pflegebedarfsplanung über 150 Plätze in der stationären Pflege, sechs eingestreute Kurzzeitpflegeplätze, zwölf solitäre Kurzzeitpflegeplätze sowie 18 (teilstationäre) Tagespflegeplätze. „Ambulante Plätze gibt es nicht“, erklärt Torsten Manges. Auch sogenannte WGs laufen unter ambulanter Pflege und „unterliegen keinem Versorgungsvertrag“. Grundsätzlich solle eine vollstationäre Altenpflegeeinrichtung zudem nicht mehr als 80 Pflegeplätze vorhalten. „Von dieser Vorgabe kann abgewichen werden, wenn mit jedem die 80 Plätze überschreitenden Platz ein weiterer gesonderter separater Kurzzeitpflegeplatz (solitäre KZP-Plätze) im selben Gebäude oder im selben räumlich verbundenen Gebäudekomplex errichtet wird, soweit die Platzzahl von 120 nicht überschritten wird“, so Manges weiter.

Wer am Ende beim ehemaligen Fritz-Heinrich-Zentrum als Betreiber fungieren wird, ist derzeit noch offen – nicht zuletzt aufgrund der politischen Rahmenbedingungen. „Damit meine ich aber nicht die Rahmenbedingungen, die die Politik vor Ort macht. In Bad Laasphe und auch beim Kreis werden wir sehr positiv aufgenommen und unterstützt. Ich meine die Rahmenbedingung in der Pflegewirtschaft“, sagt Thomas Henke und verweist dabei auf die Pflegefachkräftequote. „Aktuell gehen viele Betreiber in die Insolvenz. Und wir brauchen einen bonitätsstarken Betreiber, um hier etwas Solides auf die Beine zu stellen.“ Immerhin gehe es am Ende um lange Nutzungsverträge. Dass die Nachfrage an stationärer Pflege und betreuten Wohnen da ist, sei ungefragt, so Henke. „Die Baukosten bekommen wir in den Griff, wir bekommen auch die aktuelle Zinssituation in den Griff – jetzt müssen wir nur noch die andere Seite in den Griff bekommen, aber die liegt nicht in unserer Hand“, sagt er mit Blick unter anderem auf die Fachkräftequote.