Arfeld. Eigentlich hofften die Arfelder, dass im Zuge der Brückensanierung auch mehr Sicherheit für Fußgänger entsteht. Nun fordern sie schnelles Handeln.
„Dass da noch nichts passiert ist, ist ein Wunder. Ich habe schon so manches Mal gedacht: Da hat Gott einen Schutzengel geschickt“, sagt die Arfelderin Ursula Hartmann mit Blick auf die Ederbrücke. Seit vielen Jahren schon ist die Strecke auf der K50 (Stedenhofstraße) zwischen dem Ortsschild und der Einmündung in die L903 für Fußgänger ein gefährlicher Bereich. Der Grund: Die Schutzplanken auf beiden Seiten des Bauwerkes, die sich mitten auf dem 1,70 Meter breiten Streifen zwischen Brückengeländer und Fahrbahn befanden, machten ein Ausweichen unmöglich - erst recht, wenn man einen Rollator, Kinderwagen oder einen Hund mit sich führt. Viele Bürger hatten daher gehofft, dass im Zuge der Brückensanierung auf die Schutzplanken verzichtet wird. Dem ist nicht so. Ortsvorsteher Kai-Uwe Jochims ist sauer. „Es scheint, als wäre die Sicherheit der Autofahrer wichtiger, als die der Fußgänger“, sagt er fassungslos.
Und mit dieser Meinung ist er nicht allein. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger kamen nun zur Baustelle, um ihren Ärger Luft zu machen. „Dass die Brücke nun 1:1 mit diesen unsinnigen Schutzplanken wiederhergestellt wird, ist nicht zu begreifen“, sagt der Ortsvorsteher. Die Schutzplanken selbst wurden damals zur Absturzsicherung für Fahrzeuge errichtet, die auf der Strecke bis zu 100 km/h schnell fahren dürfen. Die Strecke selbst misst gerade einmal 290 Meter. Ursprünglicher Gedanke vor 40 Jahren sei gewesen, die Strecke als Autobahnzubringer zu nutzen. „Sie wurde nach den damaligen Bedürfnissen gebaut. Die aber sind so heute nicht mehr gegeben“, so Jochims.
Stattdessen, so der Ortsvorsteher, könnte man dort die Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h heruntersetzen. „Das würde ja schon helfen, dann bräuchte es die Schutzplanken auch nicht mehr“, erklärt er und verweist dabei auch auf die kürzlich sanierte Ederbrücke in Dotzlar. „Da hat es doch auch funktioniert. Was ist hier anders als in Dotzlar?“ Immerhin geht es um die Sicherheit aller, nicht nur die der Autofahrer. Denn eines steht fest: Die Strecke wird von vielen Fußgängern genutzt. „Ein beliebter Rundwanderweg, die Arfelder Runde, führt an der Brücke vorbei“, so Jochims.
Einen Weg, den auch die jungen Mütter Theres Spies, Nina Gerhardt und Laura Bauerdick häufig nutzen und auf dem sie bereits „grenzwertige“ Erfahrungen machen mussten. „Die Fahrzeuge rasen da mit 100 km/h an einem vorbei, hinzu kommen noch schwere Traktoren und Lkw. Man muss seine Kinder fast schon anketten, damit sie nicht unter die Räder kommen“, sagt Laura Bauerdick. „Die Kinder hier mit dem Rad alleine fahren zu lassen, ist unmöglich. Man hat ja so schon große Angst, dass etwas passiert.“
Ein Gefühl, das auch Marion Kuhn von den Powerfrauen des TV Arfelds, kennt. Gemeinsam walkt sie mit der Walkinggruppe häufig entlang der Strecke. „Mit den Stöcken können wir nicht mal eben hinter die Schutzplanke springen. Nicht selten stehen wir aufgereiht an der Seite und hoffen, dass nichts passiert“, sagt sie. Höchste Zeit, dass sich etwas ändert, sind sich alle einig. „Es ist drei vor zwölf, aber noch ist es nicht zu spät“, sagt Kai-Uwe Jochims, den vor allem eines ärgert. „Ich verstehe nicht, warum man nicht ortskundige Bürger mit zum Besichtigungstermin eingeladen hat? Wir wollen nichts entscheiden, sondern unseren lokalen Input geben.“
Am 23. Februar hatte es einen solchen Termin vor Ort gegeben. „Ich werde oft gefragt: Wusstest du denn nichts von diesen Planungen? Nein, eine Beteiligung des Ortsvorstehers war anscheinend nicht gewollt.“ Er selbst habe erst mit dem Start der Baumaßnahme davon erfahren. Straßenbaulastträger ist hier der Kreis Siegen-Wittgenstein, der seine Aufgaben aber an den Landesbetrieb Straßen NRW übertragen hat. Seit dem Bekanntwerden der Baumaßnahme (12. August) steht der Ortsvorsteher mit den Behörden im Kontakt, wie ein Schriftwechsel, der unserer Redaktion vorliegt, zeigt.
Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte Straßen.NRW mit, dass bei der Bauwerksprüfung und Begutachtung des Fahrbahnzustands Mängel und Schäden festgestellt wurden, „die mit einer sogenannten Instandsetzung wieder behoben werden können. Dafür bedarf es keiner Neuplanung der Brücke, sodass die bisherige Ausführung der Brücke beibehalten wurde“, berichtet Julia Pant, Pressesprecherin beim Landesbetrieb Straßen.NRW - Regionalniederlassung Südwestfalen. „Defizite in diesem Bereich, wie nachweisliche Unfallhäufungsstellen, sind nicht bekannt.“ Die Schutzplanken seien aufgrund der hohen Geschwindigkeit auf „freier Strecke“ außerhalb der Ortsdurchfahrt erforderlich.
„Der Bedarf eines Gehweges wird an diesem Abschnitt außerhalb der Ortsdurchfahrt nicht gesehen.“ In einem Schriftwechsel zwischen Ortsvorsteher und Landesbetrieb heißt es zudem, dass „eine punktuelle Herstellung von Gehwegen oder gehwegähnlichen Passiermöglichkeiten (z.B. auf dem Bauwerk) dem Nutzer eine Sicherheit vermittelt, die davor und dahinter nicht mehr gegeben ist“. Eine Aussage, über die der Ortsvorsteher nur fassungslos mit dem Kopf schütteln kann. „Zumal wir gar keinen Gehweg wollen. Es soll einfach eine Ausweichmöglichkeit geschaffen werden.“ Und die wäre laut Jochims möglich, indem unter anderem auf die Schutzplanken verzichtet und die Geschwindigkeit auf 50 km/h begrenzt wird oder durch das Versetzen der Schutzplanken an den vorderen Rand der Brückenkappe. „Auch der asphaltierte Randstreifen, der mittlerweile zugewachsen ist, könnte vor und nach der Brücke eine Ausweichmöglichkeit darstellen“, so Jochims, der sich dafür einsetzen möchte, dass ortskundige Bürger künftig bei Ortsbesichtigungen miteingebunden werden.