Bad Berleburg. Seit Januar ist das Etablissement in Bad Berleburg geschlossen. Seitdem machten Gerüchte die Runde. Polizei, Immobilienmakler und Stadt klären auf.

Wittgensteins letztes Bordell ist zu. Den „Nightclub L‘Amour“ wird es als solches wohl nicht mehr geben. Seit Januar ist das Etablissement in der Bad Berleburger Emil-Wolff-Straße bereits geschlossen. Nun wird die Immobilie zum Kauf angeboten. Doch damit nicht genug: Seit einigen Tagen kursieren zahlreiche Gerüchte rund um das Anwesen und den verstorbenen, ehemaligen Eigentümer. Unsere Redaktion hat mit dem Immobilienmakler, der Polizei und der Stadt Bad Berleburg über das Gebäude und die Hintergründe gesprochen.

„Zu kaufen“ steht auf dem großen Schild, das seit einigen Tagen am Tor des Anwesens befestigt ist. Darunter eine Telefonnummer und der Name des Attendorner Immobilienunternehmens, das mit der Vermarktung der Gebäude beauftragt wurde. Denn: Neben dem Geschäftshaus soll auch das dazugehörige Wohnhaus des ehemaligen Eigentümers der Bar verkauft werden, wie Petros Kominos von Kominos Immobilien berichtet. „Was die Vermarktung betrifft, haben wir die Immobilien bislang noch nicht online gestellt. Da gehen wir in den nächsten Tagen erst in die Offensive“, so Kominos.

Die Immobilien selbst wurden laut dem Makler bereits von dem Verstorbenen an eine GmbH verkauft. Diese Gesellschaft sucht nun „im Optimalfall einen Käufer für beide Immobilien“. Der Preis belaufe sich dabei um etwa 245.000 Euro für beide Häuser. „Das Geschäftshaus liegt vielleicht bei etwa 100.000 Euro“, so Kominos. Das aber müsse noch final mit der Besitzergesellschaft abgeklärt werden. Den Vorteil der Häuser sieht der Makler vor allem in der zentrumsnahen Lage, „auch wenn das vordere Gebäude, das ehemalige Bordell, über keinen Garten besitzt“. Der gehöre zum dahinterliegenden Familienhaus. Fakt aber sei, dass das ehemalige Bordell künftig als Wohnhaus dienen solle.

Bordell seit Januar geschlossen

Als Bordell diente es ohnehin seit längerem nicht mehr. „Der Nachtclub ist dauerhaft geschlossen“, steht auf einem Aushang am Eingang des ehemaligen Nachtclubs. Und auch eine Nachfrage bei der Stadt Bad Berleburg zeigt, dass dort kein horizontales Gewerbe mehr angemeldet ist. „Das Gewerbe wurde im Januar 2024 bereits abgemeldet“, teilt die Abteilung Bürger- und Seniorenservice der Stadt mit. Grundsätzlich aber hätte eine solche Konzession ohnehin nicht übertragen werden können. „Sofern der neue Eigentümer ein Gewerbe anmelden möchte, muss dieser eine neue Konzession beantragen, bzw. ein neues Gewerbe bei der Kommune anmelden“, teilt die Abteilung Bürger- und Seniorenservice mit und betont: „Die Voraussetzungen für die Erlaubnis sind je nach Gewerbezweig unterschiedlich.“

Während zum Beispiel für die Anmeldung eines Einzelhandels eine Gewerbeanmeldung (Paragraf 14 Anzeigepflicht nach Gewerbeordnung) ausreicht, braucht es für ein Bordell weitaus mehr. Zu den Voraussetzungen gehören laut der Abteilung für Bürger- und Seniorenservice eine Erlaubnis nach Paragraf 12 des Prostitutionsschutzgesetzes oder der Stellvertretererlaubnis nach Paragraf 13 des Prostitutionsschutzgesetzes durch das Kreisordnungsamt, eine Gewerbeanmeldung, eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Finanzamtes, ein Führungszeugnis sowie ein Auszug aus dem Gewerbezentralregister.

„Das Gewerbe wurde im Januar 2024 bereits abgemeldet.“

Abteilung Bürger- und Seniorenservice der Stadt Bad Berleburg
über das ehemalige Bordell

Dass die Bar bereits länger geschlossen ist, bestätigt auch Andrea Münch vom Hauptzollamt in Dortmund. Immerhin sollte im Januar dieses Jahres dort „eine Prüfung der Finanzkontrolle Schwarzarbeit aufgrund eines Hinweises erfolgen. Der Betrieb war aber bereits geschlossen, so dass keine Kontrolle erfolgen konnte.“

Das ehemalige Bordell und das dahinterliegende Wohnhaus stehen zum Kauf.
Das ehemalige Bordell und das dahinterliegende Wohnhaus stehen zum Kauf. © WP | Ramona Richter

Seitdem war es still geworden um das frühere Bordell, bis vor wenigen Wochen der frühere Eigentümer, der den Nightclub am 15. April 2012 übernommen hatte, tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Schnell wurden Gerüchte laut, die von einem Fremdverschulden sprachen. Doch die Polizei schließt eine Straftat aus. „Es gibt weder Einbruchsspuren noch gibt es andere Anzeichen auf ein Fremdverschulden“, sagt Stefan Pusch, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde in Siegen-Wittgenstein.

Zurück zum Gebäude: Für den „Nightclub L‘Amour“ ist es nicht das erste Mal, dass er zum Kauf angeboten wird. Bereits im Mai 2021 hatte unsere Redaktion mit dem damaligen Besitzer, der aufgrund seiner öffentlich gelebten Transsexualität vielen Menschen als Eigentümerin bekannt ist, über die damaligen Verkaufspläne gesprochen. „Ich biete den Club nicht zum Kauf an, weil ich verkaufen will, sondern weil es so nicht weitergehen kann“, sagte er damals. Als Grund nannte er damals die Corona-Pandemie und ihre Folgen für die Betriebe. Für 319.000 Euro war damals die Kombination aus „liebevoll saniertem Einfamilienhaus und Gewerbeimmobilie“ bei Immobilienscout24 im Internet inseriert. Von 350 Quadratmeter Wohnfläche, Baujahr 1957, war die Rede, ebenso von einer Gewerbefläche mit acht Zimmern – davon vier Schlafzimmer und ein Bad.

Mehr zum Thema