Erndtebrück. Die Feuerwehr entwickelt neue Strategien, um Mitglieder zu binden, neue Kameraden zu gewinnen und die Öffentlichkeitsarbeit zu modernisieren.
Was ist die Feuerwehr der Zukunft? Wie ist sie strategisch ausgerichtet, aufgebaut und organisiert, wie gewinnt sie neue Mitglieder und hält ihre Aktiven? Um das zu erarbeiten, wurde im März dieses Jahr von der Feuerwehr Erndtebrücks ein Arbeitskreis eingerichtet. Der Löschzugführer des Löschzugs 2, Eric Birkelbach, berichtete jetzt im Ausschuss für Feuer-, Katastrophen- und Bevölkerungsschutz über die Arbeit dieses neuen Arbeitskreises. Ziel ist es, die Herausforderungen der kommenden Jahre erfolgreich zu meistern und die Feuerwehr nachhaltig zu stärken.
„Es bringt uns nichts, wenn wir ein neues Mitglied gewinnen, aber uns gleichzeitig zwei durch die Hintertür wieder verlassen.“
Ein zentrales Anliegen des Arbeitskreises ist demnach die Bindung der aktiven Kameraden. „Es bringt uns nichts, wenn wir ein neues Mitglied gewinnen, aber uns gleichzeitig zwei durch die Hintertür wieder verlassen“, betonte Birkelbach. Dabei geht es nicht nur darum, die Kameraden im Dienst zu halten, sondern auch ihre individuellen Fähigkeiten gezielt zu fördern. Und zwar nicht nur mit Blick auf Führungsfähigkeiten - „es muss nicht jeder der Nachfolger von Wehrführer Karl-Friedrich Müller werden“ - beispielsweise sollen auch technische Experten, wie Maschinisten, gestärkt werden und in den Fokus rücken, um die Feuerwehr breiter aufzustellen. „Auch so können wir die Leute bei uns halten“, so Birkelbach. Zudem müsse die Ausbildungs- und Dienstgestaltung neu gedacht werden und auch auf Situationen wie Hackerangriffe oder Energiemangellagen ausgerichtet werden.
Events 2025
Das Jahr 2025 steht in Erndtebrück ganz im Zeichen der Feuerwehr. Am 24. Mai findet in der Gemeinde die Jubiläumsveranstaltung anlässlich 50 Jahren Kreisfeuerwehrverband Siegen-Wittgenstein statt. Ausgerichtet wird die Veranstaltung in der Sport- und Kulturhalle Birkelbach. Alle Einheiten aus dem gesamten Kreisgebiet werden kommen, so Wehrführer Karl-Friedrich Müller. Auch die Politik, „im großen Stil“, werde erwartet. Teil der Veranstaltung solle die Mitgliederversammlung sein, alle musikführenden Züge der Feuerwehren Kreises werden ein Konzert spielen. Am Abend soll es ebenfalls Livemusik geben.
Am 22. und 23. August wird der Leistungsnachweis in Schameder, Birkefehl, Womelsdorf und Birkelbach ausgerichtet.
Am 8. November wird Karl-Friedrich Müller als Wehrführer, mit Übergabe an den Nachfolger, verabschiedet.
Die Gewinnung neuer Mitglieder ist ein weiterer Schwerpunkt. Dabei gebe es aktuell hier und da Probleme: „Das kennen wir zum Beispiel von den Ausrückezahlen“, machte Birkelbach deutlich. „Wir werden künftig enger zusammen rücken müssen, um alle Aufgaben der Zukunft bewältigen zu können.“ Um neue Aktive zu gewinnen, solle neben der Kameradschaft auch der Spaß und das Hobby im Vordergrund stehen. „Nur wer Interesse und Freude an der Sache hat und die Kameradschaft fühlt, wird langfristig dabei bleiben“, erklärte Birkelbach.
Um diese Ziele zu erreichen, will die Feuerwehr verstärkt auf professionelle interne Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit setzen. Intern sei es wichtig, eine saubere und klare Kommunikation bieten zu können. „Wir wollen versuchen, alle abzuholen“, so Birkelbach. Demnach soll eine Mediengruppe aufgebaut werden, die Divera-App wurde eingerichtet und wird als übergeordnete Kommunikationsquelle weiter ausgerollt. Zu der internen Arbeit gehöre aber auch, so Birkelbach, ein Leitbild zu entwickeln und die Kinder- und Jugendarbeit mehr zu integrieren.
Eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit soll derweil das Bild der Feuerwehr nach außen schärfen: Die Feuerwehr müsse zeigen, dass ihre Aufgaben das Löschen von Bränden übersteigen. Themen wie Diversität und Inklusion spielen ebenso eine wichtige Rolle, um die Feuerwehr für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv zu machen. „Es gibt kein Ausschlusskriterium, um bei uns dabei zu sein, abgesehen von medizinischen Gründen“, betonte Birkelbach: „Jeder hat bei uns seinen Platz.“
„Es gibt kein Ausschlusskriterium, um bei uns dabei zu sein, abgesehen von medizinischen Gründen. Jeder hat bei uns seinen Platz.“
Ein weiterer Fokus des Arbeitskreises ist die Einführung einer standardisierten Dienstbekleidung, um den bisherigen „Wildwuchs“ in der Kleiderkammer zu beenden. Auch sportliche Aktivitäten, wie eine neu gegründete Fahrradgruppe, werden angeboten, um die Kameradschaft zu fördern und die Fitness zu verbessern – ein wichtiger Aspekt, insbesondere für Atemschutzgeräteträger und solche, die es werden wollen. Zudem sollen Sportgruppen weiter aufgebaut werden.
Zukünftig plant der Arbeitskreis ein umfassendes Informationskonzept sowie Schnuppertage, um Interessierten Einblicke in die Feuerwehrarbeit zu geben. Ein gezielter Onboarding-Prozess, ähnlich wie zum Beispiel in der Industrie, für neue Mitglieder soll entwickelt werden, um diese langfristig zu binden. Events wie Dart- und Kickerturniere, übergreifend über alle Einheiten, sollen die Gemeinschaft stärken. Das Ziel ist klar: Die Feuerwehr Erndtebrück will sich zukunftssicher aufstellen und für alle Herausforderungen gewappnet sein.