Bad Berleburg. Die Entscheidung fiel Café-Betreiberin Kerstin Dickel nicht leicht: Warum sie nach sieben Jahren einen Nachfolger sucht.

„Kaffee und Kuchen wie bei Oma“, das hört man häufig, wenn man nach dem Café Anno Dazumal in der Berleburger Oberstadt fragt. Zahlreiche Antiquitäten schmücken das kleine, urige Café, das direkt gegenüber des Schlosses liegt und sowohl bei Wanderern als auch Klinik-Patienten und Einheimischen beliebt ist. Vor sieben Jahren hatte Kerstin Dickel das Café übernommen und seitdem unzählige Gäste bewirtet. Viele wurden im Laufe der Zeit zu Stammgästen. „Ich werde sie vermissen, wenn es so weit ist“, sagt sie. Denn die junge Cafébetreiberin sucht einen Nachfolger. Die Entscheidung hierfür fiel ihr nicht leicht.

Vor wenigen Tagen wurde die Suche online auf Kleinanzeigen öffentlich: „Wir suchen einen Nachfolger für unser uriges Café in der Bad Berleburger Oberstadt“, heißt es dort. Im vergangenen Jahr hat Kerstin Dickel zum ersten Mal über diesen Schritt nachgedacht. „Damals aber war ich emotional noch nicht bereit, den Schritt zu gehen und das Café abzugeben.“ Nun hofft sie, dass sich jemand auf die Annonce meldet, der oder die das Café weiterführen möchte. „Es wäre schade, wenn es keinen Nachfolger gebe. Es ist ein so schönes Café mit einem ganz besonderen Ambiente.“

Dass sie nun einen Nachfolger sucht, habe mehrere Gründe. „Man kann nicht alles auf die Pandemie schieben. Klar war es eine schwere Zeit, aber die haben wir als Team hier im Café gut gemeistert.“ Doch habe sich danach vieles verändert. „2022 war noch ein starkes Jahr, in dem viele Menschen nach dem Lockdown zu uns kamen, doch die vielen Krisen in der Welt haben einiges ausgelöst, unter anderem mit Blick auf die Preissteigerungen“, sagt Dickel. Hinzu komme die Anhebung der Mehrwertsteuer, wieder auf 19 Prozent. „Und das zu einem Zeitpunkt, wo die kleinen Geschäfte gerade dabei waren, sich wieder etwas aufzubauen. Die Kassen waren noch leer. Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung böswillig war, aber der Zeitpunkt war der falsche.“

Auch unsere Redaktion hat das Café im Rahmen unseres Café-Checks besucht. Dabei kommen viele Gäste nicht nur wegen den Kuchen sondern auch wegen dem Ambiente.
Auch unsere Redaktion hat das Café im Rahmen unseres Café-Checks besucht. Dabei kommen viele Gäste nicht nur wegen den Kuchen sondern auch wegen dem Ambiente. © WP | Ramona Richter

Insbesondere in der Gastronomie könne man fehlende Aufträge nicht wieder reinholen. „Wenn wir einen Ausfall haben, dann haben wir ihn auch.“ Am Ende war es die Kombination aus allem, die Kerstin Dickel zu der Entscheidung brachten. „Wir haben mittlerweile an jeder Stellschraube gedreht, an der man drehen konnte. Wir haben versucht, die Heizkosten zu reduzieren und auch den Personaleinsatz. Und ich bin meinen Mitarbeitern dankbar dafür, dass sie das mitmachen“, sagt sie.

Dennoch ist sich die Café-Betreiberin sicher: „Ich glaube, wenn jemand mit Startkapital jetzt neu anfängt, sich etwas aufzubauen, kann man das schaffen. Aber wenn die Kassen schon leer sind, ist es schwierig.“ Für sie selbst gehört ihr Beruf aber nach wie vor „zu den schönsten Berufen, die es gibt“. Und auch das hat mehrere Gründe. „Wir haben hier immer Abwechslung, ein richtig tolles Team und immer wieder neue Gäste“, sagt sie. Auch wenn die Besucherzahlen in den vergangenen Monaten, Jahren zurückgingen. „Wir hatten richtig schöne Jahre hier im Café. Jetzt ist es an der Zeit, es in neue Hände zu geben, jemandem mit neuen Ideen, der frischen Wind hier hereinbringt“, sagt sie zuversichtlich. „Es wäre schön, wenn das Café auch weiterhin eine Zukunft hat.“

„Ich glaube, wenn jemand mit Startkapital jetzt neu anfängt, sich etwas aufzubauen, kann man es schaffen. Aber wenn die Kassen schon leer sind, ist es schwierig.“

Kerstin Dickel
Café-Betreiberin

Sie selbst gehörte zu den Stammkunden, bevor die Frage aller Fragen kam: „Der Eigentümer des Hauses – ein guter Bekannter von meinem Mann und mir – hatte mich zunächst gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in dem Café zu arbeiten.“ Irgendwann kamen die Büroarbeiten hinzu und schlussendlich übernahm sie das Café im Jahr 2017 gänzlich – mit Namen und Inneneinrichtung. „Und genau die schätzen viele unserer Besucher.“

Noch bis zum 31. Mai 2025 führt Kerstin Dickel das Café weiter, dann ist Schluss, sollte sich bis dahin kein Nachfolger gefunden haben. Bis es so weit ist, freut sie sich aber auf viele schöne Momente mit ihren Gästen und eine schöne, gemütliche Herbst- und Winterzeit.

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