Bad Laasphe/Hagen. Nach dem Angriff eines 25-Jährigen auf seine Ex-Frau in Bad Laasphe gibt es eine neue Entwicklung: Der Mann war vor einer Woche geschnappt worden.
Gegen einen 25-jährigen Mann, der am 22. August in Bad Laasphe seine Ex-Partnerin mit einem Messer attackiert und verletzt haben soll, wird nun nicht mehr wegen eines versuchten Tötungsdeliktes ermittelt. Das bestätigte der Sprecher der Hagener Mordkommission, Sebastian Hirschberg, auf Nachfrage dieser Zeitung. Nach aktuellem Ermittlungsstand gehen Polizei und Staatsanwaltschaft nicht mehr von einem Tötungsvorsatz aus. Dafür spreche, dass der Mann den Tatort fluchtartig verlassen habe, nachdem er die Frau verletzt hatte. In einem solchen Fall spricht man juristisch vom „Rücktritt vom Versuch“. Der Tötungsvorsatz sei nicht nachweisbar, so Hirschberg. Auch die Tatwaffe stammte,- so der Staatsanwalt Rainer Hoppmann, aus dem Haushalt der Frau und war nicht etwa vom mutmaßlichen Täter mitgebracht worden.
Der Tatverdächtige war am 2. September festgenommen worden. Die Öffentlichkeitsfahndung nach dem namentlich bekannten 25-Jährigen, die nur ein paar Stunden zuvor herausgegeben wurde, wurde zurückgenommen: Der Gesuchte wurde am Montagnachmittag bei einer Verkehrskontrolle im Bereich Ibbenbüren festgenommen. Zuletzt waren die Ermittler dem Flüchtigen im Raum Essen auf der Spur.
Bericht vom 22. August
„Es handelt sich um ein nach syrischem Recht verheiratetes Paar, das, seitdem es in Deutschland ist, immer wieder Auseinandersetzungen hat. Das Paar ist polizeibekannt“, erläutert Hoppmann einen klassischen Fall von „häuslicher Gewalt“. Die getrennt lebende Frau schildere es so, dass ihr Mann immer wieder gewalttätig geworden sei. Wichtig ist im konkreten Fall auch, dass der Tatverdächtige die Tatwaffe nicht mitgebracht habe, sondern es ein Messer aus der Küche der Wohnung war. Allerdings kann das einen möglichen Tötungsvorsatz nicht völlig entkräften. „Der Mann hätte ja auch vorgehabt haben können, seine Frau zu erwürgen“, macht Hoppmann das Spannungsfeld klar.
Der blutige Streit war in der Wohnung der Frau eskaliert. Nach Informationen dieser Zeitung war eine Nachbarin auf die lautstarke Auseinandersetzung aufmerksam geworden und hat die Polizei alarmiert. In der Wohnung soll sich nach Informationen dieser Zeitung auch mindestens ein gemeinsames Kind des getrenneten Paares befunden haben. Das aber soll von dem Streit und dem Angriff mit einem Messer nichts mitbekommen haben.
Was bisher bekannt ist
Am späten Dienstagabend, 20. August, ist es zu einer blutigen Auseinandersetzung in einem Mehrfamilienhaus in der Schlossstraße in Bad Laasphe gekommen. Nach einem ersten Einsatz der Bad Laaspher Polizei hat die Mordkommission aus Hagen die Ermittlungen übernommen. Aktuell ist der mutmaßliche Täter weiterhin flüchtig. Die Polizei fahndet auch am Donnerstag mit Hochdruck nach einem 25-jährigen Mann.
Wie der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Hagen, Sebastian Hirschberg, auf Anfrage dieser Zeitung erklärt, ist es am Dienstagabend gegen 23.40 Uhr zu einem „versuchten Tötungsdelikt“ in Bad Laasphe gekommen. „Ein 25-jähriger Mann ist an der Wohnung seiner Ex-Lebensgefährtin aufgetaucht. Ein Streit zwischen dem getrennt lebenden Paar ist eskaliert. Der 25-jährige Mann hat der 27-jährigen Frau Schnittverletzungen zugefügt und ist anschließend vom Tatort geflüchtet.“ Das Opfer wurde bei dem Angriff mit einem Messer schwer, aber nicht lebensgefährlich, verletzt und musste im Krankenhaus behandelt werden, so Hirschberg weiter.
„Der 25-jährige Mann hat der 27-jährigen Frau Schnittverletzungen zugefügt und ist anschließend vom Tatort geflüchtet.“
Mordfall Vezir Akpinar
Im März 2020 erschütterte der Mord an Vezir Akpinar Bad Laasphe. Bis heute ist der Fall noch nicht geklärt. Aber, das versichert der zuständige Staatsanwalt Rainer Hoppmann: „Der Fall ist noch kein Cold Case. Die Ermittlungen laufen weiter“. Neues kann der Chefermittler aber noch nicht berichten. 2021 hatte die Staatsanwaltschaft den Fall auch in der ZDF-Fernsehsendung XY-ungelöst vorgestellt. Bislang haben die Ermittlungsansätze aber noch nicht zu einem Tatverdächtigen geführt.
Der 49-jährige Türke war in seinem Haus in der Bad Laaspher Kernstadt erschlagen worden. Anschließend legten der oder die Täter Feuer, um den Mord zu vertuschen. Nachdem ein erster Brand keinen Erfolg hatte, legte sie ein zweites Mal Feuer. Bei den erfolgreichen Löscharbeiten entdeckte die Freiwillige Feuerwehr Bad Laasphe aber den Leichnam. Das löste Ermittlungen aus, die auch über vier Jahre nach der Tat noch nicht abgeschlossen sind.
Darum ermittelt eine Mordkommission aus Hagen
Weil es sich um ein versuchtes Tötungsdelikt handelt, wurde beim zuständigen Polizeipräsidium in Hagen eine Mordkommission (MK) gebildet. Das ist ein vorgeschriebenes Verfahren, wie der Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein, Niklas Zankowski, erläutert. „Das Polizeipräsidium Hagen ist für uns die zuständige Kriminalhauptstelle“, so Zankowski. In den Polizeibezirk der Hagener fallen der Ennepe-Ruhr-Kreis, der Märkische Kreis, Olpe und Siegen-Wittgenstein. In der Hauptstellenverordnung ist klar geregelt, dass beispielsweise die Erforschung und Verfolgung von Delikten wie vorsätzliche Tötung in den Zuständigkeitsbereich dieser Polizeipräsidien fallen. Das hat auch mit zwei Umständen zu tun: Einerseits mit den vergleichsweise geringen Fallzahlen, die auf die einzelnen Kreispolizeibehörden verteilt sind, und andererseits mit der notwendigen Expertise für die Arbeit an solchen Fällen.
„Bei der Einstufung als versuchtes Tötungsdelikt handelt es sich um eine vorläufige Einschätzung.“
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In Bad Laasphe waren die Ermittler der Mordkommission noch in der Nacht angekommen. Ein Team der MK hat dort sofort mit umfangreichen Spurensicherungsmaßnahmen am Tatort in dem Haus in der Schlossstraße und dem Umfeld begonnen. Diese dauerten am Mittwoch-Vormittag noch an.
Die Tat muss sich im Erdgeschoss des Hauses ereignet haben, in dem augenscheinlich drei Parteien wohnen. Die Rollläden der Erdgeschosswohnung waren am Morgen fast komplett geschlossen. Aber dahinter arbeiteten die Mitarbeiter der Spurensicherung.
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Wie viele Menschen in dem Haus wohnen und ob neben dem 27-jährigen Opfer weitere Personen in der Wohnung waren, als es zu dem tätlichen Angriff kam, dazu macht die Polizei aktuell keine Angaben. Auch zu den genauen Hintergründen des Streits ist bislang noch nichts bekannt, so Hirschberg, der auf die noch laufenden Ermittlungen hinweist.