Weidenhausen. Junger Elektrotechniker aus Wittgenstein startet mit neuer Firma durch. Warum er seine Entscheidung wieder genau so treffen würde.

Seit einem halben bereits Jahr ist Fabian Martsch sein eigener Chef. Der Girkhäuser hat sich den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt und nicht nur das: Der 28-jährige Elektrotechniker hat auch schon gleich expandiert. Wir haben einen ungewöhnlichen jungen Unternehmer getroffen. Ungewöhnlich deshalb, weil die Zahl der Gewerbeanmeldungen in den letzten zehn Jahren massiv rückläufig ist. Das zeigen die Zahlen des Statistischen Landesamtes NRW. 2013 wurden im Kreis Siegen-Wittgenstein noch 2237 neue Unternehmen angemeldet. 2023 waren es nur noch 1800. Ein Minus von 19 Prozent!

„Dass ich Elektriker werden wollte, habe ich in einem Schulpraktikum festgestellt. Mir hat die Arbeit einfach Spaß gemacht.“

Fabian Martsch
Staatlich geprüfter Elektrotechniker

Dass Fabian Martsch den anderen Weg gehen würde, war vor ein paar Jahren noch gar nicht klar. Nur eines wusste der Girkhäuser schon früh: „Dass ich Elektriker werden wollte, habe ich in einem Schulpraktikum festgestellt. Mir hat die Arbeit einfach Spaß gemacht“, berichtet er beim Ortstermin in seiner neuen Unternehmenshalle am Ortseingang von Weidenhausen. Nach der Schule absolviert er eine Berufsausbildung in seinem Heimatdorf. Was ihm nach wie vor besonders gefällt, sind dabei die anspruchsvollen Installationen in Industriebetrieben, den Kliniken oder Hotels und anderen Gewerbebetrieben.

Fabian Martsch hat sich als Elektrotechniker selbstständig gemacht.
Fabian Martsch hat sich als Elektrotechniker selbstständig gemacht. © WP | Lars-Peter Dickel

Weil er schon früh auf Baustellen Verantwortung trug, reifte in Fabian Martsch die Idee sich weiterzubilden und vielleicht noch einmal die Branche zu wechseln. „Nach der Ausbildung wollte ich eigentlich raus aus dem Handwerk und vielleicht in die Industrie wechseln“, erinnert sich der 28-Jährige. Aber die Aussicht vielleicht ausschließlich in einem Büro zu arbeiten war dann auch keine, die Martsch angesprochen hätte. Er beschließt, eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Elektrotechniker zu machen. Zwei Jahre in Vollzeit am Berufskolleg Technik in Siegen. Einfach ist das nicht. „Ich habe Bafög bekommen, 800 Euro im Monat“ rechnet Fabian Martsch vor. Ohne die Familie und seine Eltern im Rücken ist das kaum zu stemmen. Aber es ist die richtige Zukunftsentscheidung. „Schon in der zweiten Hälfte der Technikerschule hatte ich die Idee, Projektplanung, Bauleitung, das könnte etwas für mich sein.“ Am Ende wird daraus die Selbstständigkeit. „Das Handwerk ist für mich doch besser als die Industrie“, sagt Fabian Martsch. Immer wieder andere Baustellen, andere Projekte, das reizt den staatlich geprüften Elektrotechniker. „Ich habe dann auch noch den Ausbilderschein gemacht und bin damit einem Meister im Handwerk gleichgestellt“, sagt er.

„Ich habe mich noch an keinem Abend gefragt, ob es richtig war oder gedacht, dass es ein Fehler war.“

Fabian Martsch
Unternehmensgründer

Allerdings wäre der Weg zum klassischen Meister vielleicht mit Blick auf eine Unternehmensgründung finanziell attraktiver gewesen, den Martschs Weg in die Selbstständigkeit passt in kaum eine der Kategorien des Handwerks für eine finanzielle Unterstützung von Gründern. Für Menschen, die in den vergangenen zwei Jahren festangestellt gewesen sind, zahlt beispielsweise die Agentur für Arbeit Hilfen. Einer, der zuletzt zwei Jahre lang in Vollzeit auf der Schulbank saß, fällt durchs Raster, berichtet er.

Nach reiflicher Überlegung aber hat der 28-Jährige im März die Martsch Elektrotechnik GmbH gegründet und auch mit einer Halle in Weidenhausen einen optimalen Ort für den Start als Unternehmen gefunden. Jetzt geht die kleine Firma mit aktuell zwei Angestellten in die Offensive und will wachsen. Zum Angebot gehören vor allem technische Lösungen im Bereich der Automatisierungstechnik für Industrie, Gewerbekunden, Hotels, Kliniken aber auch Privatleute. Ob Energiesparen, Smarthomelösungen, Lichtsteuerungen oder auch der Ausbau von Netzwerktechnologie und Glasfaseranschlüsse. All das bietet Fabian Martsch an.

Symbolische Übergabe der Geschäftsaktivitäten des Geschäftsführers der Wilhelm Schäfer Elektrotechnik GmbH, Bruno Heimel (links), an den Geschäftsführer der Martsch Elektrotechnik GmbH, Fabian Martsch. Rechts im Bild steht Mitarbeiter Artur Schlepp.
Symbolische Übergabe der Geschäftsaktivitäten des Geschäftsführers der Wilhelm Schäfer Elektrotechnik GmbH, Bruno Heimel (links), an den Geschäftsführer der Martsch Elektrotechnik GmbH, Fabian Martsch. Rechts im Bild steht Mitarbeiter Artur Schlepp. © WP | Heinrich Bruch

Dass es schnell gut anlaufen würde, hatten Martsch und seine Familie und Freunde gehofft. Aber schon jetzt ist das kleine Unternehmen gewachsen und hat die Wilhelm Schäfer Elektrotechnik GmbH aus Irmgarteichen übernommen. Diese Übernahme markiert einen wichtigen Wendepunkt für die traditionsreiche Wilhelm Schäfer Elektrotechnik GmbH, deren Inhaber sich aus persönlichen Gründen zurückzog und einen Nachfolger suchte. Jetzt ist Martsch auch mit einem Standort in Netphen für die früheren Schäfer-Kunden tätig und sichert die Arbeitsplätze. Und mit Blick auf das angestrebte Wachstum sagt der junge Unternehmer: „Elektroniker und Elektronikerinnen, die ein junges und dynamisches Unternehmen gestalterisch unterstützen möchten, sind herzlich eingeladen, sich bei der Martsch Elektrotechnik GmbH initiativ zu bewerben.“

Auf die Frage, ob er seinen Schritt schon einmal bereut habe, sagt der 28-Jährige: „Ich habe mich noch an keinem Abend gefragt, ob es richtig war oder gedacht, dass es ein Fehler war.“

Mehr dazu auf: https://martsch-elektrotechnik.de/