Wittgenstein. Diebstähle haben bundesweit enorm zugenommen. Die Zahlen in Wittgenstein jedoch überraschen. Auf so viel Euro bleiben die Händler sitzen.

Es sind Zahlen, die schockieren: Laut dem EHI Retail Institute, einem wissenschaftlichen Institut des Handels in Köln, hat im Jahr 2023 die Zunahme der Ladendiebstähle „eine besondere Dimension“ angenommen. Die Inventurdifferenzen umfassen unter anderem Diebstähle sowie organisatorische Mängel. Sie seien um fast fünf Prozent gestiegen und lägen laut dem EHI Retail Institute bei 4,8 Milliarden Euro. „Der darin enthaltene Anteil der Verluste durch Diebstahl durch Kundschaft, Mitarbeitenden, Lieferanten und Servicepersonal beläuft sich auf insgesamt 4,1 Milliarden Euro. Das entspricht einem volkswirtschaftlichen Schaden durch entgangene Umsatzsteuer von rund 560 Millionen Euro allein durch Straftaten“, teilte das EHI Retail Institute vor Kurzem auf seiner Homepage mit. Und wie hoch ist der Schaden in Wittgenstein? Stefan Pusch, Polizeipressesprecher in Siegen-Wittgenstein, hat die Zahlen. Und die überraschen.

Denn: Während die Zahl der Diebstähle in 2023 bundesweit stieg, ist in Wittgenstein die Zahl der zur Anzeige gebrachten Diebstähle gesunken - von insgesamt 108 im Jahr 2018 auf 48 in 2023. Davon wurden 44 vollendet, bei vier Taten blieb es bei einem Versuch. Insgesamt lag der Schaden in 2023 bei 12.477 Euro. Auffällig dabei: Die meisten Delikte befanden sich im unteren Bereich unter 15 Euro. Ein Delikt wurde der Schadenskategorie 2500 bis 5000 und eins der Kategorie 5000 bis 25.000 Euro zugeordnet. Und noch etwas fällt auf: „Im Haupt-Coronajahr 2021 sind die Fallzahlen am niedrigsten“, so Pusch.

Schadenshöhe in den einzelnen Kommunen

Auf die einzelnen Kommunen bezogen, beläuft sich der Schaden in Bad Berleburg in 2023 auf 10.792 Euro, aufgeteilt auf 19 Diebstähle. Im Jahr 2018 waren es noch 77. In Bad Laasphe waren es 2023 insgesamt 17 vollendete Diebstähle und drei Versuche. Der Schaden beläuft sich auf 862 Euro. In Erndtebrück sind es 823 Euro gewesen. In der Edergemeinde wurden 2023 acht Diebstähle und ein versuchter Diebstahl zur Anzeige gebracht. 2018 war es einer mehr.

Welche Läden besonders betroffen waren und welche Produkte am häufigsten gestohlen wurden, geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) nicht hervor. „Man kann erkennen, dass es sich meist um Diebstähle im unteren Eurobereich handelt“, erklärt Pusch. „Bei den meisten Taten lag der Beuteschaden sogar unter 15 Euro.“ Das decke sich mit den Aussagen des Kriminalkommissariats Bad Berleburg, dass das Diebesgut oftmals kleine Kosmetika-Artikel, Getränke und ähnliches seien.

Unsere Redaktion hat auch bei mehreren Konzernen und Geschäften aus den verschiedensten Bereichen stichpunktartig nachgefragt, ob die Zahl der Diebstähle zugenommen hat und welche Produkte besonders häufig gestohlen worden sind. „Aus Sicherheitsgründen“ jedoch möchten sich die angefragten Geschäfte und Handelsunternehmen hierzu nicht äußern. „Wir arbeiten eng mit den zuständigen Behörden zusammen, um Straftaten zu verhindern oder aufzuklären. Hinsichtlich der Diebstahlprävention nutzen wir branchenübliche Maßnahmen, zum Beispiel die individuelle Sicherung vereinzelter Artikel. Dies ist eine gängige, deutschlandweite Praxis im Einzelhandel“, so der Lebensmitteldiscounter Lidl.

„Im Haupt-Coronajahr 2021 sind die Fallzahlen am niedrigsten.“

Stefan Pusch
Polizeihauptkommissar und Pressesprecher der Polizeikreisbehörde in Siegen-Wittgenstein

Was die Ergebnisse der Untersuchung des EHI Retail Institutes betrifft, so haben „sich 84 Unternehmen bzw. Vertriebsschienen mit insgesamt 17.426 Verkaufsstellen,“ beteiligt. Doch: „Es wird längst nicht jeder Ladendiebstahl angezeigt. Aus dem durchschnittlichen Schaden aller angezeigten Diebstähle und dem per Inventur festgestellten Warenschwund im Handel ergibt sich, dass jährlich etwa 24 Millionen Ladendiebstähle im Wert von je 117 Euro unentdeckt bleiben“, heißt es auf der Homepage des EHI Retail Institute.

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