Bad Laasphe. Amtsgericht Bad Berleburg: Familienvater rastet im Streit aus und stößt Frau von sich. Aus Angst sucht Ehefrau Hilfe bei der Polizei.
Die Körperverletzung, die der 44-jährige Familienvater am 14. Januar 2024 begangen haben soll, scheint nur der Höhepunkt einer langen Beziehungskrise gewesen zu sein. Über die Vorgeschichte und den Tathergang sind sich der Beschuldigte und seine geschädigte Ehefrau allerdings uneinig.
Eheleute haben schon lange Beziehungsprobleme
Laut Anklage und laut Aussage der Geschädigten, soll der 44-Jährige seiner Ehefrau am Tattag gegen Mittag bei einer verbalen Auseinandersetzung einen Kopfstoß gegeben haben. Dabei soll ein Hämatom an der Nasenwurzel entstanden sein, dies ließ sich vor Gericht allerdings nicht nachweisen. Die Geschädigte erklärte, ihr Ehemann und sie haben seit Dezember ständig Streit, er habe sie schon öfter körperlich angegangen. Auch in den Jahren zuvor habe das Paar mit drei Kindern zeitweise getrennt gelebt, seit sie aus der Ukraine nach Deutschland gezogen sind, wohnten sie aber wieder zusammen. „Ich habe immer gehofft, dass sich die Situation ändert“, erklärte die Zeugin über ihre Dolmetscherin. In der Ukraine habe sie durch die Justiz keine Hilfe erfahren, in Deutschland hoffe sie nun auf Gerechtigkeit. Besonders schlimm sei für sie gewesen, dass der Angeklagte sie vor ihren Kindern schlecht mache und einen schlechten Einfluss auf die Kinder ausübe. Seit Februar wohne ihr Mann nicht mehr bei der Familie, was sich sehr positiv auf das Sozialverhalten der Kinder auswirke. Am Tattag, so die Geschädigte, habe sie große Angst vor ihrem Ehemann gehabt: „Er hat gesagt: Ich vernichte dich.“ Weil er nach dem Streit viel Alkohol getrunken hatte und seine Stimmung immer aggressiver wurde, floh sie abends zu ihrer Nachbarin und rief auf deren Rat hin die Polizei.
„Ich habe immer gehofft, dass sich die Situation ändert.“
Beschuldigter verhielt sich unkooperativ
Dass sich der Beschuldigte sehr aggressiv und unkooperativ verhielt, konnten auch die Polizeibeamten bestätigen. Der Angeklagte habe einen Alkoholtest verweigert und nicht mit den Beamten sprechen wollen. Seine Frau erschien den Beamten merklich eingeschüchtert: „Sie wirkte sehr ängstlich und hat gezittert“, berichtete eine Polizistin.
Der Beschuldigte ist sich keiner Schuld bewusst. Bei der verbalen Auseinandersetzung seien die Eheleute lediglich „zufällig“ mit ihren Köpfen aneinander gestoßen. „Mir hat das auch weh getan“, empörte sich der Angeklagte. Laut ihm sei das Verhältnis zu seiner Frau seit August letzten Jahres immer schlechter geworden, sie sei seit einem Heimatbesuch ständig aggressiv und gestresst. „Als ich sie gefragt habe, was los ist, hat sie gesagt: Das geht dich nichts an“, meint der 44-Jährige. Er würde seine Frau immer noch lieben, aber sie wolle ihn durch das Gerichtsverfahren loswerden. „Sie liebt mich nicht mehr und versucht mich wegzukriegen.“ Emotional wurde der Familienvater, als er über seine Kinder sprach: Auch er gab vor Gericht an, seine Frau würde ihn vor den Kindern schlecht machen und versuche, sie gegen ihn aufzubringen. Parallel zum Strafverfahren läuft auch ein Verfahren vor dem Familiengericht. Seine Frau bedroht zu haben, bestreitet der Beschuldigte komplett, es handele sich um ein Missverständnis.
„Sie liebt mich nicht mehr und versucht mich wegzukriegen.“
Verfahren wird eingestellt
„Es ist unstreitig, dass hier eine fahrlässige Körperverletzung vorliegt“, meinte Oberamtsanwältin Judith Hippenstiel. Sie beantragte dennoch die Verfahrenseinstellung. Da eine Geldauflage in Anbetracht der finanziellen Lage des Beschuldigten keinen Sinn mache, forderte sie Sozialstunden. Richter Torsten Hoffmann folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft, der Angeklagte muss binnen sechs Monate 80 Sozialstunden ableisten. „Ihre Ehe können wir nicht retten, das können nur Sie zwei“, verabschiedete der Richter den Familienvater.