Bad Berleburg. Ein Loch an der B480 gibt seit Monaten den Blick auf Kabel und Gasleitung frei, aber es passiert nichts. Telekom entschuldigt sich.
Für die Hausbewohner hat das Warten kein Ende. Die Bewohner sind längst eingezogen im „Haus an der Odeborn“, einen Telekomanschluss aber hat keiner von ihnen, weil die Enden des schwarzen Kabels seit Monaten lose im Haus und in einer Baugrube liegen.
Im August 2021 hatte der Birkelbacher Architekt Christian Schneider zusammen mit dem Feudinger Bauunternehmen Bernshausen mit dem Bau des Mehrfamilienhauses direkt an der Odebornbrücke in Bad Berleburg angefangen. „Trotz der schwierigen Zeit hat alles gut geklappt“, erinnert sich der Architekt, an diese Monate nach der Corona-Pandemie, in der vielerorts Baustellen wegen Preissteigerungen oder der fehlenden Verfügbarkeit von Personal oder Baustoffen still standen. Aber Schneider hat sich zu früh gefreut. Zumindest in einem Punkt: Der Anschluss an Internet und Telefondienste ist bis heute nicht fertiggestellt. Und das ärgert den Architekten, weil er sich gegen den früheren Monopolisten machtlos fühlt.
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„Was mich am meisten ärgert, ist die Kommunikation mit mir“, sagt Schneider. Er schreibt E-Mails, ruft den Bauherrenservice der Telekom an und wird mit wechselnden Mitarbeitenden konfrontiert, die oft nicht im Thema sind. „Wenn ich von jedem Gespräch eine Aktennotiz geschrieben hätte, wäre jetzt ein Aktenordner voll.“ Die Akte, die Schneider zum Gespräch mitbringt, hat nur noch zwölf Din-A-4-Seiten. Aber die dokumentieren, was Schneider eine „unglaubliche Geschichte“ nennt, die vor wenigen Wochen ihren negativen Höhepunkt erreicht hat.
Das sagt die Telekom zum Anschlussproblem
Auf Nachfrage dieser Redaktion schreibt uns die Telekom: „Unsere Kolleg*innen vom Kundenservice stehen in Kontakt zu Herrn Schneider um ihm über die laufenden Arbeiten zu informieren.
Um den Hausanschluß mit der bestehenden Infrastruktur zu verbinden, sind umfangreiche Tiefbaumaßnahmen erforderlich. Die örtliche Situation ist sehr komplex, die Gegebenheiten haben sich durch bauliche Maßnahmen stark verändert. Unsere Kolleg*innen von der Technik stehen in Kontakt zu den Behörden, um die Genehmigung für eine passende Baugrube zu erhalten. Die Tiefbaumaßnahmen sind mit sehr hohem Aufwand verbunden.
So bald die entsprechenden Genehmigungen vorliegen, werden die ausstehenden Arbeiten durchgeführt.“
Chronologie eines Scheiterns
Mehr als zwei Jahre sind vergangen, seit Schneider im Februar 2022 die Auftragsbestätigung der Telekom bekommen hat. „Als gewünschter Fertigstellungstermin war September 2022 angegeben worden, weil den Wohnungskäufer die Übergabe zum 30. September zugesagt war“, berichtet Schneider im Gespräch mit der Redaktion. Viel ist seit dem passiert, nur eines nicht: die Fertigstellung des Hausanschlusses. Zumindest nicht im realen Leben. Denn für die Telekom scheint die unendliche Geschichte bereits abgeschlossen zu sein: Am 10. April bekommt Schneider eine Mail: „Guten Tag Herr Schneider, es ist geschafft - ihr Hausanschluss ist gebaut!“
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„Diese Mitteilung ist der absolute Gipfel der unglaublichen Geschichte um den Hausanschluss für die Mühlwiese 2“, sagt Schneider und kann seine Wut kaum verbergen, weil sowohl der Architekt als auch das Bauunternehmen Bernshausen alles getan hatten, um den Anschluss zu beschleunigen.
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An das von der Telekom beauftragte Bauunternehmen aus Hilchenbach hatte man im August Bauunterlagen und Lagepläne geschickt. Als sich herausstellte, dass im Gehweg vor dem Haus kein Telekomkabel liege, sondern der Anschluss einige Meter weiter nördlich Richtung der Einmündung in die Bundesstraße 480 verlegt werden müsste, gab es auch sofort eine Lösung. Das Bauunternehmen Bernshausen verlegte ein vom Subunternehmer der Telekom geliefertes Kabel vom Anschlusspunkt im Haus bis zum neuen Anschlusspunkt an das Telekom-Erdkabel an der B480. Auf diese Weise konnte der Gehweg vor dem Haus fertiggestellt und geschlossen bleiben. Das war im September 2022, dem Monat, für den die Telekom zugesichert hatte, den Hausanschluss fertigzustellen.
Das Problem: Auch an der neuen Anschlussstelle wurde die Telekomleitung bei drei Grabungen bis Mitte Mai 2023 nicht gefunden. Die Baugruben mussten wieder verfüllt werden.
Mitte Februar 2024 dann wurde erneut gebaggert. Direkt an der Bundesstraße 480 ist seitdem eine mit rotweißen Baken und Erdverbau gesicherte Baugrube zu sehen. In drei Metern Tiefe liegen das Telekomkabel, Kanalrohre und eine Gasleitung. Allerdings kann das bis zu dieser Stelle gezogene Telefonkabel aus dem Haus wohl nicht angeschlossen werden. Das hatten ein Bauarbeiter des Telekom-Subunternehmens im Gespräch mit einem der Hausbewohner, Karl-Heinz Baldus, berichtet. Um endlich ans Telefonnetz zu kommen, soll nun noch einmal gegraben werden. Direkt an der gegenüberliegenden Aral-Tankstelle, hieß es. Passiert ist aber noch nichts - Abgesehen von der Mail, des Bauherrenservice, dass der Anschluss jetzt endlich fertig sei.
„Jeder Handwerker, der so arbeiten würde, wäre nach einem Jahr pleite“, schüttelt Christian Schneider den Kopf.