Es ist nicht zu leugnen, dass sich in den letzten Jahren einiges in den Köpfen der Menschen getan hat: Frauen stehen offiziell gleichberechtigt neben Männern, die Identifikation mit anderen Geschlechtern und Sexualitäten wird akzeptiert. Mit der Sprache verfügen wir über ein direktes Mittel, diesem Gesellschaftswandel Ausdruck zu verleihen. Natürlich sind nicht alle Vorschläge zu inklusiver Sprache jedem auf den ersten Blick sympathisch. Immerhin sehen Sonderzeichen mitten im Wort erst mal sehr ungewohnt und wenig intuitiv aus. Aber durch generisches Maskulinum und Femininum wird im Deutschen automatisch differenziert und letztendlich auch exkludiert. Es gibt eine klare Trennung der Geschlechter, nicht-binäre Menschen sind gar nicht repräsentiert. Wenn wir alle Geschlechter gleichwertig mit einbeziehen wollen, muss entweder eine neue Bezeichnung her, oder man einigt sich auf die Umdeutung einer der bestehenden Formen. Leider funktioniert die gesamtgesellschaftliche „Begriffsumdeutung“ des generischen Maskulinums hin zu einem Neutrum nicht so leicht, auch wenn dies die einfachste Möglichkeit wäre. Klar ist auch, das Einsetzen von Spezialzeichen in Personenbezeichnungen führt zu einem, wenn auch geringen, Mehraufwand und ist orthografisch erstmal inkorrekt. Für eben so aufwendig halte ich aber das komplette Ausschreiben beider Formen. Die sinnvollste Variante, die gleichzeitig die geringsten Hürden für Konservative und Progressive darstellen dürfte, ist meiner Ansicht nach die Verwendung von bestehenden Allgemeinbezeichnungen: Dann sprechen wir von Lernenden, Lehrenden, Besuchenden und Bewohnenden. Letztendlich halte ich es für einen Ausdruck von Respekt, wenn durch die eigene Sprechweise, wie auch immer das aussehen mag, gezeigt wird, dass alle gemeint sind. Vielleicht kommen wir irgendwann dahin sagen zu können, dass in der Sprache nicht mehr binär unterschieden wird, weil das Geschlecht nicht mehr in Verbindung zur Leistung gesetzt wird.