Wittgenstein. Naturschützer warnen vor einer drastischen Reduzierung der Denkmalliste durch den Kreis. Solche Bäume betrifft es im Raum Wittgenstein.

Bäume als Naturdenkmäler müssen auch in den Städten und Dörfern Wittgensteins möglichst erhalten bleiben – dafür setzen sich derzeit intensiv die Naturschützer von BUND, NABU, LNU und der Aktionsgemeinschaft Rothaargebirge ein. Hintergrund: Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein plant, zahlreiche dieser Bäume aus dem Denkmalschutz zu entlassen. Gegen diese Pläne, die noch bis zum 15. September öffentlich beim Kreis ausliegen, sollten Bürgerinnen und Bürger nun Einwendungen erheben – und sich ferner an einer Internet-Petition „Rettet die Baumdenkmäler in Siegen-Wittgenstein“ auf change.org beteiligen, finden die Naturschützer.

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„Nach dem Willen der Kreisverwaltung sollen von bisher 236 Naturdenkmalen im Kreisgebiet demnächst nur noch 163 Naturdenkmale geschützt bleiben. Das wären 73 Baumpersönlichkeiten weniger!“, heißt es in der Erläuterung zur Petition mit inzwischen fast 160 Unterzeichnern.

Sie habe digital unterschrieben, so zum Beispiel Almut Treude-Krönert aus Zinse, weil „es gerade jetzt in Zeiten der bedrohlichen Klimaveränderungen durch wissenschaftlichen Erkenntnisse belegt ist, wie wichtig (alter) Baumbestand für urbanes Klima und Naturschutz (Insekten, Vögel etc.) ist. Der Kreis Siegen-Wittgenstein sollte noch viel mehr Bäume unter Schutz stellen!“

Behörde nimmt Beiratsempfehlungen oft nicht an

Prof. Dr. Klaudia Witte vom NABU-Kreisverband nannte das am Donnerstag bei einem Pressegespräch im Hilchenbacher „Haus der Klimawelten“ des NABU einen drastischen Verlust. Schon im vergangenen Jahr habe sich der Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde, dessen Vorsitzende Witte ist, gegen diesen Kahlschlag ausgesprochen – während die Behörde leider nur 15 Prozent der Beiratsempfehlungen akzeptieren wolle.

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Bereits Geschichte ist die alte Friedenseiche am Bad Laaspher Wilhelmsplatz. Der Baum wurde aus Gründen der Verkehrssicherung bereits 2018 entfernt. Lange prägte die das Stadtbild, bis sie einen ganz jungen Nachfolger bekam.
Bereits Geschichte ist die alte Friedenseiche am Bad Laaspher Wilhelmsplatz. Der Baum wurde aus Gründen der Verkehrssicherung bereits 2018 entfernt. Lange prägte die das Stadtbild, bis sie einen ganz jungen Nachfolger bekam. © Unbekannt | Ramona Richter

Als Beispiel aus Wittgenstein nannte Michael Düben vom NABU in Wittgenstein den Baumbestand auf dem Friedhof am Sengelsberg in Bad Berleburg mit immerhin neun Eschen, 81 Linden, einer Eiche, 41 Ahornen und fünf Birken. Sollten sie künftig kein zusammenhängendes Naturdenkmal mehr bilden, würde deren Pflege allein in den Händen der Stadt Bad Berleburg als Betreiber des Friedhofs liegen – und das, obwohl der Kreis in seinem Haushalt über genügend Geld für die Unterhaltung der Bäume verfügbar hätte.

Gefahr: Eigentümer mit teurer Pflege überfordert

Wenn gar Bäume in Privatbesitz ihren Denkmal-Status verlören, bestehe dann natürlich schnell die Gefahr, so Prof. Witte, dass deren Eigentümer mit der Pflege samt Kosten überfordert wären.

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Im Gespräch machte Witte noch einmal deutlich, wie wichtig ausgewachsene, durch ihr Alter bis zu 250 Jahren stressresistent gewordene Bäume für das Klima auch in den Städten und Dörfern Wittgensteins seien: Sie kühlten, spendeten Schatten und Sauerstoff, speicherten CO2 und böten Lebensraum für andere Pflanzen sowie Tiere.

Laut Michael Düben sollen diePolitiker im Kreistag Ende November, Anfang Dezember über die vom Kreis vorgeschlagene Reduzierung der Naturdenkmäler beraten und entscheiden.