Bad Berleburg. Prange liest im Capitol aus seinem neuen Roman. Uns berichtet er, warum Bad Berleburg für ihn Heimat ist und er sich aufs Schützenfest freut.
Der bekannte Bestsellerautor Peter Prange kommt nach Bad Berleburg. Und er kehrt dabei auch ins „Ländchen“ zurück, wie Wittgenstein in seiner Familie hieß. Ein Gespräch über seinen neuesten Roman und über Heimatgefühle im Sauerland und seine Verbindung zu Wingeshausen.
Am Montag, 5. Juni, liest Prange ab 19 Uhr im „Neuen Capitol“ in Bad Berleburg auf Einladung der Berleburger Buchhandlung von Monika Schröder. Das Restaurant des bald als Hotel und Kino wiedereröffnenden Capitols ist sehr passend gewählt, denn in Pranges neuem zweiteiligen Roman „Traumpalast“ geht es um die Gründung der Ufa. Die Universum Film AG ist der Filmkonzern, der wie kein anderer für das deutsche Kino der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts steht. Und sie wurde von der deutschen Traumfabrik zum Propagandainstrument der Nazis. Auch das macht diese Geschichte besonders.
Lesen Sie auch:
- Bad Berleburger Buchhandlung geht an den Start
- Buchhändlerin Monika Schröder ist bald wieder zurück
Prange liebt historische Stoffe. Der Kontext darf aber nicht nur die Leinwand sein, vor der die Handlung spielt. „Die Charaktere müssen mit der Zeit verwoben sein. Man muss wissen, wie die Menschen ticken“, sagt der 68-Jährige. Ob es nun „Eine Familie in Deutschland“ ist, das in der Nazizeit spielt oder „Unsere wunderbaren Jahre“, bei dem er eine Altenaer Unternehmerfamilie vom ersten bis zum letzten Tag der D-Mark begleitet.
Entscheidende Details
Als Autor achtet er auf Details, lässt sich von Experten beraten und entwickelt zeitgleich mit seiner Recherche über die historischen Zusammenhänge auch den Roman. Prange hat sich mit der Figur Erich Pommer auseinandergesetzt, der die bekanntesten Filme der Ufa mitproduziert hat – Metropolis von Fritz Lang oder „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich gehören zu den bekanntesten. Damals stand Babelsberg mit Hollywood auf einer Stufe. „Es war eine Zeit des kollektiven Freiheitsrausches“, beschreibt Prange die Goldenen Zwanziger. „Doch sie münden in kollektiver Unfreiheit.“ Die Gründe für diese Entwicklung interessieren den Schriftsteller. Er zeichnet nach, wie aus dem Freiheitsrausch nach dem Zusammenbruch des Kaiserreiches, den ersten freien und gleichberechtigten Wahlen, einer Zeit des Aufbruchs eine Zeit wird, die im totalen Zusammenbruch 1945 münden wird, weil der Versailler Vertrag, die Wirtschaftskrise und die Hyperinflation in die Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit führen. Dann ist die Freiheit weniger wert als Sicherheit und die Massen folgen dem, der Sicherheit verspricht.
„Ich möchte ernsthaft nachzeichnen, wie die Menschen in ihren Zeitläufen gefangen sind“, beschreibt er, was ihn antreibt und freut sich, wenn er nicht besserwisserisch, sondern beiläufig auch die Geschichte begreifbar macht.
Verbindung nach Wittgenstein
Apropos Geschichte: Die von Peter Pranges Familie führt auch bis nach Wittgenstein: „Meine Oma, Ida Beuter, kam aus Wingeshausen. Sie hat meinen Großvater, einen Förster aus Plettenberg, geheiratet. Das war damals etwas Besonderes, weil sie evangelisch und er katholisch war“, berichtet Peter Prange über seine Verbindung nach Wittgenstein. „Das hieß bei uns in der Familie immer nur das ‚Ländchen‘ und war ein Ort, an dem alles schön war“, erinnert sich der Autor, der dann als Zehnjähriger zum ersten Mal in die Heimat seiner Großmutter kam. „Für uns war das fremd und weit weg. Und die Menschen haben etwas anders gesprochen.“
Besonders lebhaft ist die Erinnerung daran, als kleiner Junge herumgereicht worden zu sein und die vielen Fremden herzlich drücken zu müssen, weil sie ja zur Familie gehörten. Heute kann Prange darüber lachen. Er lebt seit fast vier Jahrzehnten in Tübingen und aus der Ferne gehören Wittgenstein und das märkische Sauerland längst zusammen, haben sich zu „für mich ist das Heimat“ verwoben. „Heimat ist da, wo ich mich nicht erklären muss“, sagt er und zitiert Herder. In Schwaben müsse er sich häufig noch erklären, links und rechts des Rothaarkamms eben nicht. „Das sind die Menschen alle gerade raus, sagen sich Dinge ins Gesicht.“
Aber nicht nur deswegen freut sich der Schriftsteller auf die Stippvisite in der Heimat.
Vorfreude aufs Schützenfest
Wenn er am 5. Juni in Bad Berleburg liest, ist er quasi schon auf dem Weg zum Altenaer Schützenfest. „Das ist was ganz Besonderes, weil es nur alle drei Jahre stattfindet und wegen Corona nun sogar zum ersten Mal seit fünf Jahren“, sagt Prange. Seit er 16 Jahre alt ist, gehört er der Friedrich-Wilhelms-Schützengesellschaft an. Und in diesem Jahr winkt dem Exil-Altenaer aus Tübingen sogar eine ganz besondere Ehre. Zum Auftakt des Festes am Donnerstag, 7. Juni, darf er vor dem Vorstand samt deren Frauen auf Burg Altena eine Rede halten. Und dafür erhält er etwas, das er bislang noch nicht hat: einen Schützenorden. Aber vorher soll er noch Applaus bekommen und ein volles Haus für seine Lesung im Capitol.
Der Vorverkauf für einen der 70 Plätze im Restaurant Neues Capitol läuft in der Berleburger Buchhandlung in der Poststraße. Buchhändlerin Monika Schröder hat diese Lesung organisiert. Außerdem kann ein Teller mit Cannapees für 5 Euro vorbestellt werden. Einlass ist um 18 Uhr.