Wittgenstein. Kämmerer von 50 Kommunen haben Angst. 500 Millionen stehen auf dem Spiel. Wir haben in Wittgensteins Rathäusern und dem Kreishaus gefragt.
Journalisten nennen es eine „Nichtmeldung“. In diesem Fall hat sie aber einen positiven Hintergrund: Wir haben in den drei Wittgensteiner Kommunen Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück sowie im Kreishaus in Siegen wegen des Skandals um die Greensill-Bank nachgefragt, ob Millionenverluste drohen.
Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat nach eigenen Angaben keine Einlagen bei der betroffenen Bank. Allerdings ist der Kreis am Zweckverband Siegerland-Flughafen beteiligt. Und dieser Zweckverband hat tatsächlich 5,5 Millionen Euro Einlagen bei der Greensill-Bank. Die sind aber laut Pressesprecher Torsten Manges nicht gefährdet, weil der Zweckverband an einem freiwilligen Einlagensicherungsfonds beteiligt ist.
Bad Berleburgs Kämmerer Gerd Schneider bekundet auf Nachfrage dieser Zeitung: „Die Stadt Bad Berleburg hat keinerlei Geschäftsbeziehungen zu der Greensill-Bank unterhalten. Insofern sind bei uns auch keine Ausfälle zu erwarten oder zu befürchten.“ Und auch Bad Laasphes Kämmerer Manfred Zode verneint dies im Gespräch. „Mein Puls ist ruhig geblieben, als der Name der Bank am Montag erstmalig genannt wurde. Wir haben dort kein Geld angelegt.“
Auch interessant
Und last not least meldet auch die Pressestelle der Gemeinde Erndtebrück: „Die Gemeinde Erndtebrück hat bei der Greensill-Bank keine Gelder angelegt.“
Hintergrund
Die Bremer Niederlassung der offenbar britischen Greensill-Bank ist aktuell in aller Munde. Das inzwischen von der Finanzaufsicht Bafin wegen des Verdachts der Bilanzfälschung geschlossene Geldinstitut treibt den Kämmerern in 50 Städten und Gemeinden Deutschlands die Schweißperlen auf die Stirn. Hintergrund sind die Millionen-Einlagen, die mangels Einlagensicherung verloren sein können. Bei der Bank hatten die Kommunen nach Angaben des Redaktionsnetzwerks Deutschland rund 500 Millionen Euro geparkt. Die sind ebenso bedroht wie wohl ein Gesamtbetrag von rund 3,5 Milliarden Euro Einlagen. Allein die Stadt Monheim im Rheinland soll 38 Millionen Euro dort geparkt haben.
Das Bankhaus lockte mit hohen Zinsen auf Tagesgeldkonten und Festgelder wohingegen die meisten Institute – darunter auch die oft in kommunaler Trägerschaft befindlichen Sparkassen – inzwischen „Verwahrentgelt“ erheben und so die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank weitergeben.