Erndtebrück. Dieses Mal haben wir uns auch den Luxus gegönnt, uns fachkundig führen zu lassen: von Rothaarsteig-Ranger Ralf Schmidt.
Öfter mal was Neues: Unser Wanderwege-Check geht sprichwörtlich neue Wege. Nicht nur, dass wir immer wieder einmal Rad-Wanderwege testen werden – wir haben uns auch den Luxus gegönnt, uns fachkundig führen zu lassen: von Rothaarsteig-Ranger Ralf Schmidt. Der hat uns auf eine wegen Corona immer wieder verschobene Premiere mitgenommen. Auf eine Radtour durch drei malerische Täler, die er „Tour de Wittgenstein“ getauft hat. Dabei haben wir nicht nur entspannt die Zeit genossen, sondern auch einiges Wissenswertes über die Natur, den Klimawandel erfahren.
Anreise
Der Startpunkt der Tour liegt am Erndtebrücker Bahnhof auf dem neu gestalteten Park+Ride-Parkplatz. Das lässt alle Möglichkeiten offen. Wir testen die Anreise von Bad Berleburg mit der Rothaarbahn – Ergebnis: 25 Minuten Fahrtzeit sind super. Mit dem Auto wären wir kaum schneller.
Für die vielen Anreisemöglichkeiten vergeben wir vier von fünf Sternen.
Streckenführung
Ranger Ralf Schmidt hat eine Strecke ausgewählt, die für ganz normale Gelegenheitsfahrer mit E-Bike, aber auch normalen Fahrrädern sehr gut geeignet ist. Knapp 25 Kilometer lang ist der Rundkurs, der die Gruppe erst ins Elberndorftal, dann ins Zinsebachtal und schließlich ins Edertal zurück führt. 260 Höhenmeter sind zu bewältigen. Der härteste Anstieg ist der aus dem Elberndorftal hoch in Richtung „Riemen“ – den lassen wir aber links liegen. Die mit 678 Metern höchste Erhebung des Siegerlandes bleibt unberührt. Heute bleiben die Radler in Wittgenstein. Von dort oben aus geht es durch das Zinsebachtal in Richtung Rösper Weiher und dann durch das Edertal zurück in Richtung Bahnhof. Die Tour führt im Wesentlichen über asphaltierte und geschotterte Wirtschaftswege, die allesamt in einem ordentlichen Zustand sind, so dass auch ein Mountainbike nicht unbedingt erforderlich ist. Das Schönste ist übrigens, dass man sich nicht verfahren kann und auch nicht auf Wegezeichen oder das Handy-Navi achten muss.
Für die Streckenführung vergeben wir allen fünf von fünf Sternen.
Erlebnisfaktor
Wer mit dem Rothaarsteig-Ranger Ralf Schmidt unterwegs ist, erfährt viel über die Landschaft, die Natur und Tierwelt Wittgensteins, aber eben auch über den Klimawandel und seine Folgen. Immer wieder halten wir an, um markante Punkte der Tour zu entdecken und können Fragen stellen. Der Borkenkäfer mit seinen verheerenden Folgen für die Waldwirtschaft ist ebenso Thema wie der Naturschutz – und dass aktuell nur gut drei Prozent der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich unter strengem Naturschutz stehen. Dabei sind die Nationalparks bereits eingerechnet! Auch die nach wie vor im Regionalplan verzeichnete Elberndorf-Talsperre ist Thema, immerhin stünden sich hier zwei wichtige rechtliche Themen gegenüber. Aber das so wichtige und stark geschützte Elberndorftal wird wohl so bleiben, wie es ist, vermutet Schmidt. Veränderungen aber drohen dem Rösper Weiher. Der wird in diesem Jahr für Arbeiten abgelassen werden. Schon jetzt ist so wenig Wasser im Weiher, dass er „Bodenseh“ getauft worden ist. Das kann man auf zwei Schiefertafeln lesen.
Einkehrmöglichkeiten
Die gibt es auf dieser Route nicht. Dafür aber machen wir eine ausgedehnte Mittagsrast an einer Schutzhütte im Zinsebachtal. Rucksackverpflegung sollte jeder mit dabei haben. An der Hütte kommt man aber auch gut ins Gespräch mit allen anderen Mitfahrern. Überhaupt steht Geselligkeit hier hoch im Kurs, denn auch das Tempo der Tour ist mit gerade einmal 15 Stundenkilometern im Schnitt eher gemächlich. Das lässt viel Luft zum Gespräch während der Fahrt und zum Blick in die Landschaft.
Für die Einkehrmöglichkeiten gibt es keinen Stern , für die guten Gespräche während der Fahrt und bei der Pause dagegen glatte fünf von fünf.
Kosten
Für die geführte Tour zahlen Erwachsene 7,50 Euro. Das ist angemessen. Bei uns kamen noch einmal Kosten für die in unserem Fall einfache Fahrt mit der Rothaarbahn von Bad Berleburg nach Erndtebrück hinzu – Kostenpunkt: 5,40 Euro pro Erwachsenem und drei Euro pro Fahrrad. 16,80 Euro – das ist ein stolzer Preis. Bei der Anreise mit dem Auto hat man auch Kosten, nimmt sie aber nicht bewusst wahr. Den Strom für die E-Bikes haben wir gar nicht berechnet.
Für die Kosten vergeben wir drei von fünf Sternen.
Rückreise
In unserem Fall haben wir noch nahezu volle E-Bike-Akkus und nutzen die für die Rückfahrt über Rad- und Feldwege nach Bad Berleburg. So kommen wir am Ende auf 50 Kilometer und einen erfüllten Tag im Sattel.
Die Touren mit dem Rothaarsteig-Ranger werden in dieser Zeitung angekündigt.