Wittgenstein. Wittgenstein ist ein starker Industriestandort – die Bevölkerung geht jedoch stetig zurück. Das belegen nun auch die Zahlen der IHK.

Wittgenstein – insbesondere Erndtebrück und Bad Laasphe – ist ein starker Industriestandort – die Bevölkerung geht jedoch stetig zurück. All das ist bekannt, die aktuellen Zahlen der IHK, die jetzt gesammelt in einer Broschüre veröffentlicht wurden, sprechen eine jedoch deutliche Sprache und bestätigen den Eindruck, der in der Region herrscht. Vor allem Erndtebrück fällt da als starker – und auch wachsender – Industriestandort auf. Bad Berleburg hingegen verzeichnet in dieser Kategorie Verluste.

Stephan Häger vom IHK, Leiter des Referates Konjunktur, Arbeitsmarkt und Statistik zu den Werten: „Die Zahlen belegen eindrucksvoll: Die IHK-Region ist ein starker Wirtschafts- und Industriestandort in NRW.“

Bad Berleburg

Die Stadt der Dörfer ist Flächen- und Einwohnerzahlmäßig die größte Kommune im Altkreis Wittgenstein. Auf 275,52 Quadratkilometern leben hier 18.914 Menschen – das bedeutet 68,6 Personen pro Quadratkilometer. Das heißt, dass die Bevölkerungsdichte in Bad Berleburg trotz höherer Einwohnerzahl niedriger ist als in Erndtebrück oder Bad Laasphe. Daran nicht ganz unschuldig ist aber auch der Rückgang der Bevölkerung – seit 2009 musste Bad Berleburg Federn lassen: Um 10.9 Prozent ging hier die Zahl der Einwohner zurück.

Zahlenmäßig am stärksten vertreten sind in Bad Berleburg die Personen im Alter zwischen 40 und 65 Jahren – 7122 sind es insgesamt laut IHK. Auf dem zweiten Platz stehen die über 65-Jährigen mit 4390 Vertretern. Deutliche Schlusslichter sind hingegen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Nur 943 Personen zwischen 15 und 20 Jahren sind in Bad Berleburg gemeldet, in der Kategorie 20 bis 25 Jahre sind es auch nur 929 Menschen. Es wachsen aber ein paar Nachrücker heran: 2488 Menschen sind 15 Jahre oder jünger.

Bei der Anzahl der Sozialversicherungspflichtigen hat Bad Berleburg in den letzten 20 Jahren um 6,5 Prozent zugelegt – die Zahl liegt derzeit bei 7853. Die Stadt verliert jedoch im Saldo bei den Berufspendlern – zuletzt wurden 3391 Ein- und 4059 Auspendler gezählt. Unterm Strich fehlen 668 Personen. Die Beschäftigtenentwicklung in der Industrie zwischen 2000 und 2019 hat auch nachgelassen: 5,1 Prozent weniger wurden verzeichnet. Auch die Umsätze sprechen für sich: Im Jahr 2000 lagen die noch bei 274,7 Millionen Euro – 20 Jahre später um 3,5 Prozent weniger bei 265,2 Millionen Euro. Der Tourismus, auf den sich Bad Berleburg gerne beruft, hat im Corona-Jahr 2020 stark bluten müssen: 43,8 weniger Gäste als noch 2019 wurden beherbergt.

Erndtebrück

Erndtbrück ist die kleinste Kommune in Wittgenstein, sowohl in Bezug auf die Fläche als auch auf die Einwohnerzahl. Auf 70,98 Quadratkilometern lebten zuletzt 6934 Menschen – ein Verlust von ganzen elf Prozent im Vergleich zu 2009. Die Bevölkerungsdichte ist hier jedoch um einiges höher als in Bad Berleburg: 97,7 Personen wohnen im Schnitt auf einem Quadratkilometer.

Wie auch in Bad Berleburg sind in Erndtebrück die Menschen im Alter zwischen 40 und 65 Jahren zahlenmäßig am stärksten vertreten; Insgesamt 2552 dieser Altersklasse leben in der Edergemeinde, gefolgt von den Ü-65-Jährigen mit 1601 Vertretern. Die schwächste Gruppe wird von den Teenagern gebildet: Nur 309 Personen zwischen 15 und 20 Jahren leben in Erndtebrück. Mehr als doppelt so viele rücken aber nach: 891 Menschen sind 15 Jahre oder jünger.

Einen deutlichen und starken Sprung hingegen machte die Edergemeinde bei der Anzahl der Sozialversicherungspflichtigen: Um 26.2 Prozent stieg die Zahl auf 3597 Personen an. Diese Quote ist stärker als die Deutschlands. Dass Erndtebrück ein großer Arbeitgeber ist, zeigt auch die Zahl der Einpendler: 3200 Menschen pendeln ein, 2075 verlassen Erndtebrück täglich für die Arbeit – das macht einen Saldo von Plus 1125 Menschen.

Ein weiteres Plus gilt es bei der Beschäftigtenentwicklung in der Industrie zu vermelden: Seit 2000 ist die Zahl um 32,4 Prozent gestiegen – ebenso wie die Umsätze der Industrie. Waren es im Jahr 2000 noch 253,5 Millionen Euro, wurden 2019 788,2 Millionen Euro eingestrichen: Ein Zuwachs von 211 Prozent, was Erndtebrück diesbezüglich zum Spitzenreiter in ganz Südwestfalen macht.

Bad Laasphe

Bad Laasphe hat die höchste Bevölkerungsdichte Wittgensteins: Auf 135,95 Quadratmetern leben 13.504 Menschen – das macht im Schnitt 99,3 Personen pro Quadratmeter. Dennoch muss Bad Laasphe den im Altkreis höchsten Rückgang der Einwohnerzahl verkraften: 12,7 Prozent weniger als noch 2000 leben heute in der Lahnstadt. Am stärksten vertreten: keine Überraschung, es sind die 40 bis 65-Jährigen mit 4967 Personen, gefolgt von den 3152 Ü-65-Jährigen.

Der erste Preis für den Wittgenstein-weit stärksten Verlust geht auch in Sachen sozialversicherungspflichtigen Personen an Bad Laasphe: Um 14,6 Prozent ging die Zahl auf 3899 zurück – auch in ganz Südwestfalen damit das Schlusslicht, wobei der Wert in den meisten anderen Regionen angestiegen ist. Weiter geht es mit den Negativwerten bei de Berufspendlern – der Saldo liegt in Bad Laasphe bei Minus 2121 Personen: 2001 Menschen kommen täglich für die Arbeit nach Bad Laasphe, 4122 hingegen verlassen die Lahnstadt tagsüber für die Arbeit.

Doch auch aus Bad Laasphe gibt es Positives zu berichten: Beschäftigtenentwicklung in der Industrie von 2000 bis 2019 zeigt deutlich nach oben, die Anzahl stieg um 21,2 Prozent. Auch die Industrieumsätze wachsen: Seit 2000 um ganze 158,4 Prozent auf 562,1 Millionen Euro.