Bad Berleburg. Trotz der Pandemie hat die Kulturgemeinde Bad Berleburg nie die Hoffnung aufgegeben. Jetzt gehen sie als einer der ersten Veranstalter vorneweg.

Die Kulturgemeinde Bad Berleburg hat es geschafft! Als einer der ersten Veranstalter in Südwestfalen werden die Bad Berleburger in den nächsten Tagen wieder Zuhörer zu Konzerten begrüßen können. Los geht es bereits am kommenden Sonntag mit einem Philharmoniekonzert im Bürgerhaus am Markt und im Juni folgt die traditionsreiche Internationale Musikfestwoche - diesmal nicht auf Schloss Berleburg - aber sie findet statt. Vor wenigen Wochen im Lockdown war das für viele noch vollkommen undenkbar.

Unsere Aktion „Zuversicht“

Unsere Zeitung startet die Aktion „Zuversicht“ zur Unterstützung von Einzelhandel, Gastronomie und Kultur in unserer Region.Journalistisch geht es darum, die Aufbruchstimmung dieser Tage zu begleiten. In den nächsten Wochen stellt die Redaktion deshalb nicht nur mutige Unternehmer, ideenreiche Händler oder findige Wirte vor. Wir befragen auch Experten zu den Handels-Konzepten der Zukunft und stellen Ideen vor, wie sich die Städte modernisieren können. Natürlich werden wir innerhalb unserer Aktion auch die Probleme benennen, die sich durch die Monate der Pandemie vielerorts noch beschleunigt oder sogar verstärkt  haben.Weitere Texte der Aktion Zuversicht finden Sie online unter wp.de/zuversicht

Undenkbar aber nicht für alle: „Ohne zu diesem Zeitpunkt genau wissen, wann Veranstaltungen wieder möglich sein werden, haben wir frühzeitig klar entschieden: Wenn wir dürfen, veranstalten wir. Das bedeutet, wenn es losgeht, muss ich vorbereitet sein und nicht erst mit der Vorbereitung beginnen“, berichtet der Vorsitzende der Kulturgemeinde Andreas Wolf im Gespräch mit der Redaktion.

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Keine Selbstverständlichkeit

Der Mut und die Entschlossenheit der Kulturgemeinde wird in den nächsten Wochen belohnt, aber allein mit Optimismus lasse sich das nicht erklären, erläutert Wolf: „Zuversicht – festes Vertrauen in etwas zu erwartendes Gutes ist das eine und etwas dafür zu tun, ist das andere. Das bedeutet, abwarten und nichts tun, reicht für Zuversicht nicht aus.“

Haben zusammen das Konzept für die Musikfestwoche erarbeitet:  Andreas Wolf (links) und Sebastian Knauer.
Haben zusammen das Konzept für die Musikfestwoche erarbeitet: Andreas Wolf (links) und Sebastian Knauer. © Christoph Haupt | Christoph Haupt

Schon im vergangenen Jahr eins der Pandemie war klar, dass die Kulturgemeinde ihr Konzept anpassen muss. Das Schloss mit seiner enormen Tradition kann unter Corona-Bedingungen keine Spielstätte für Konzerte sein. Die Empfangshalle des Barockschlosses bietet zwar eine außergewöhnliche Akustik und ein historisches Ambiente - aber unter Abstandsregeln lassen sich dort nicht wie sonst üblich 250 Zuhörer dicht platzieren.

„Wir haben unsere Überlegungen und Planungen auf das Bürgerhaus am Markt fokussiert, weil dort am ehesten Abstandsregeln und Hygienevorschriften einzuhalten sind“, sagt Wolf. Ohnehin ist das Bürgerhaus immer wieder auch Spielort für Theateraufführungen oder das beliebte Neujahrskonzert der Südwestfälischen Philharmonie und damit ein eingeführter Ort. Auch im Rahmen der Musikfestwoche ist die Kulturgemeinde 2017 einmal ins Bürgerhaus ausgewichen. Die von Pianist und Musikfestwochen-Intendant und Pianist Sebastian Knauer begleitete Lesung mit Schauspieler-Star Klaus Maria Brandauer hatten 400 Besucher sehen wollen - 150 mehr als in das altehrwürdige Schloss gepasst hätten. Insofern ist auch dieser Veranstaltungsort keine unbekannte Größe, sondern eher eine folgerichtige Entscheidung.

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Der Ort ist das eine. Das Programm etwas anderes: „Für die Musikfestwoche hatten wir bereits im letzten Herbst ein Programm, das in enger Abstimmung mit Sebastian Knauer immer wieder angepasst wurde“, sagt Andreas Wolf. Es gab keine größeren Ensembles, wegen der Abstände auch auf der Bühne – und auch dem Sicherheitsgefühl des Publikums. Oder möglichst keine Künstler, die aus vielen verschiedenen Ländern anreisen – Wegen er Einreisebestimmungen wäre auch das ein Unsicherheitsfaktor gewesen.

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Mit dieser Vorarbeit konnte das Team der Kulturgemeinde weiterarbeiten, auch wenn es unklar war ob all die Bemühung fruchten würden. „So ist es zu dem aktuellen Programm gekommen, über das wir uns sehr freuen. Sebastian Knauer hat sich bereit erklärt, vier von fünf Abenden am Flügel zu spielen – solistisch und als Begleiter. Das ist sehr anspruchsvoll und zeigt die herausragende pianistische Qualität. Das ist das eine. Ein anderer wichtiger Aspekt ist das exzellente Netzwerk von Sebastian Knauer, der seit 2017 Künstlerpersönlichkeiten von Weltgeltung nach Bad Berleburg holt – egal auf welchem Instrument oder auch die berühmten Schauspieler, die wir in Bad Berleburg erlebt haben.“

Treue Unterstützer

All diese Planungen und Arbeiten seien aber nur deshalb möglich, weil es auf der einen Seite eine treue Schar von Zuhörern und Unterstützern gibt. Die Sponsoren spielen mit ihrem Verständnis von Kulturförderung hier eine weitere wichtige Rolle: „Durch die Corona-Vorschriften haben wir erheblich weniger Einnahmen. Das kompensieren wir über die Unterstützung der Sponsoren und aus eigenen Vereinsmitteln. Auch die Künstlerinnen und Künstler sind uns bei den Honoraren entgegengekommen.“

Letztlich freuen sich alle, Publikum, Musiker, Kulturgemeinde und die Unterstützer im Hintergrund vor allem über eines, dass solche Veranstaltungen jetzt wieder möglich sind. Einen wesentlichen Beitrag dazu haben aber auch die unerschütterlich zuversichtlichen Organisatoren gehabt.

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