Im Rathaus hat man die Frage nach ansprechender Optik am Rande der Bundesstraße als „Herausforderung“ bei „UpdateDeutschland“ eingereicht.

Bad Laasphe. Die Sanierung der Bundesstraße 62 – sie ist ohne Frage eine der großen Herausforderungen, die in den nächsten Jahren auf Bad Laasphe zukommt. Abgesehen von den Beeinträchtigungen, die mit der Baustelle für jeden einhergehen werden, gibt es auch zur Gestaltung der öffentlichen Randbereiche unterschiedliche Erwartungen, Ideen und Vorschläge. Breitere Bürgersteige? Mehr Parkflächen? Ein Radweg? Oder doch parkähnliche Flächen mit ausreichend Sitzmöglichkeiten und einer ansprechenden Gestaltung? Hier holt die Stadt jetzt ein bundesweit agierendes Zukunftslabor ins Boot.

Die Wünsche

Von Antidiskriminierung bis Vorsorge

Die Bandbreite der Herausforderungen bei „UpdateDeutschland“ ist nahezu grenzenlos.Es geht um Fragen zur Digitalisierung, Chancengleichheit, Antidiskriminierung und altersgerechten Stadt- und Dorfgestaltung, aber auch um Bereiche wie Arbeit, Pflege und Gesundheit, Kunst und Kultur, Kreislaufwirtschaft und Ressourceneinsatz, Vorsorge oder demokratische Partizipation und Engagement.

„Die Wünsche sind vielfältig und die Interessens- bzw. Erwartungslagen divergieren bzw. kollidieren zum Teil“, erklärt Bürgermeister Dirk Terlinden. Aber: „Aufgrund unserer besonderen Topografie mit der Tallage und den baulichen Gegebenheiten rund um die B 62 – Stichwort: parallel verlaufende Bahntrasse – haben wir leider nicht allzu große Gestaltungsspielräume. Alle Wünsche werden sich sicher nicht realisieren lassen. Trotzdem möchten wir natürlich die bestmögliche Optimierung der Randbereiche erreichen und damit auch eine möglichst breite Akzeptanz des Endergebnisses in der Bevölkerung.“ Doch wie kann diese „bestmögliche Optimierung“ aussehen? Um innovative Antworten auf diese Frage zu finden, geht die Stadt Bad Laasphe neue Wege und macht mit bei UpdateDeutschland.

Das Zukunftslabor

UpdateDeutschland ist ein bundesweites Zukunftslabor, in dem Bürgerinnen und Bürger ko-kreativ mit Partnerinnen und Partnern aller föderalen Ebenen sowie mit Akteurinnen und Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft Lösungen für die drängendsten Herausforderungen in Deutschland entwickeln können. Abgewickelt wird das Ganze über eine Online-Plattform. Jeder, der eine Herausforderung identifiziert hat, kann diese über ein webbasiertes Formular einreichen. Gleiches gilt für Lösungsansätze.

Der Sprint zur Lösung

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Bei einem öffentlichen Match- und Hackathon, einem digitalen 48-Stunden-Sprint vom 19. bis 21. März, werden die eingereichten Herausforderungen und Lösungen schließlich zusammengebracht. Begleitet von Moderatoren und Mentoren treffen alle Beteiligten in mehreren Handlungsfeldern digital aufeinander und arbeiten an bestehenden oder neuen Lösungen für die identifizierten Herausforderungen. Anschließend geht es in die Realisierungsphase. In dieser werden ausgewählte Lösungen getestet, pilotiert und weiterentwickelt, um sie schlussendlich idealerweise in die breite Umsetzung zu bringen.

Die Idee dahinter: Schwarmintelligenz nutzen und guten Ideen und Lösungen durch schnelles Testen zum Durchbruch verhelfen. Viele Kommunen, Organisationen oder Akteure stehen vor ähnlichen Schwierigkeiten und Problemstellungen. UpdateDeutschland vernetzt sie, sodass sie gegenseitig von ihren Erfahrungen und Ideen profitieren können – getreu dem Leitspruch „Gemeinsam sind wir stark, gemeinsam packen wir es an“.

Die Initiatoren

Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft des Bundeskanzleramtes und wird auch von der NRW-Landesregierung mitgetragen. Es baut auf dem Hackathon #WirvsVirus auf, der vor rund einem Jahr ins Leben gerufen wurde. Über ihn entwickelten im März 2020 tausende Bürgerinnen und Bürger aus ganz Deutschland im digitalen Raum gemeinsam innovative Lösungsansätze für die Herausforderungen der Corona-Pandemie. Diese Lösungsansätze gipfelten schließlich in 150 Projekten, die sich auf den Weg in die Umsetzung machten. Eines davon ist beispielsweise die vom Bundesjustizministerium geförderte Inkognito-App „Gewaltfrei in die Zukunft“, die Opfern häuslicher Gewalt hilft und gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Niedersachsen entwickelt wird.

Die Methodik

Open Social Innovation wird diese Methodik genannt. Das steht für einen breiten Beteiligungsprozess (Open), um gesellschaftliche Herausforderungen (Social) mit neuen Lösungen (Innovation) anzugehen. „Spätestens in der Corona-Krise haben wir erlebt, was gut läuft, aber eben auch was nicht gut funktioniert und wo es dringend Lösungen braucht. Mit UpdateDeutschland wollen wir zeigen, dass die Idee vom ‚Einfach machen‘ auch gesamtgesellschaftlich funktioniert“, betont Philipp von der Wippel, Gründer und Co-Geschäftsführer von ProjectTogether als Initiator des Zukunftslabors.

Die Laaspher Herausforderung

Die Stadt Bad Laasphe hat mit der Frage nach der Gestaltung der B 62-Randbereiche eine lokale Herausforderung im Themenfeld „Mobilität und Verkehr“ eingereicht. „Wir glauben, dass diese Frage wunderbar in das Zukunftslabor UpdateDeutschland passt“, erklärt Dirk Terlinden die Motivation, bei dem Zukunftslabor mitzumachen.

„Die Sanierung der Straße ist im wahrsten Sinne des Wortes eine große Baustelle, vor der wir stehen“, so der Bürgermeister. „Viele andere Kommunen kennen diese Problematik. Wir sind davon überzeugt, dass die kollektive Intelligenz von UpdateDeutschland dabei helfen kann, innovative und tragfähige Lösungen für unsere besondere lokale Herausforderung zu entwickeln.“

Gleichzeitig ermuntert Terlinden alle Bürgerinnen und Bürger, sich ebenfalls an UpdateDeutschland zu beteiligen. „Zur Lösung einer Herausforderung beitragen kann jeder – als Einzelperson, Verein, Start-up, Organisation oder Unternehmen. Und je mehr Lösungen wir für unsere Herausforderungen finden, desto besser“, meint der Rathaus-Chef.

Die Pläne des Landesbetriebs

Die Pläne des Landesbetriebs Straßen.NRW werden von alldem übrigens nicht tangiert, wie der Bürgermeister verdeutlicht: „Hier geht es um die Gestaltung der Randbereiche, nicht um die Trasse selbst.“ Selbstredend werde man aber auch weiterhin mit Straßen.NRW sowie allen weiteren Beteiligten und Betroffenen des Sanierungsprozesses im engen Austausch stehen, denn: „Es kann nur gemeinsam gehen. Das haben auch die Initiatoren von UpdateDeutschland erkannt.“

Ebenso werden die beabsichtigten Bürgerbeteiligungen in Bad Laasphe durch UpdateDeutschland nicht ersetzt, sondern sollen wie geplant stattfinden – Terlinden: „Das Zukunftslabor ist für uns ein zusätzliches Instrument, um Meinungen und Ideen zu dieser Thematik einzuholen.“

Wer mitmachen und an Lösungen für die eingereichten Herausforderungen arbeiten möchte, kann sich noch bis 18. März, 23.59 Uhr, über die Homepage www.updatedeutschland.org zum großen Match- und Hackathon am kommenden Wochenende anmelden. Hier finden sich auch weitere Informationen zu dem Zukunftslabor und eine Übersicht über alle bisher eingereichten Herausforderungen.