Bad Berleburg. Nach zwei Schließungen fordert der Bad Berleburger Altstadt-Hotelier Andreas Benkendorf Ideen für Touristen, die nachmittags einkehren wollen.
„Der neu gestaltete Goetheplatz wird angenommen“, stellt Karsten Wolter vom Bad Berleburger Verein Markt und Tourismus fest – sowohl von den Bürgerinnen und Bürgern, aber vor allem auch von den Touristen und Gästen der Stadt. Was dem Platz allerdings am Nachmittag fehlt: ein offenes Café, um die Besucher mit Kaffee, Kuchen, Snacks und mehr zu versorgen. Außerdem zeigt eine Umfrage des Vereins unter Kunden des Einzelhandels vor Ort: Sie mögen es nicht unbedingt digital.
Problemfall Goetheplatz
Das Goetheplatz-Café und die Schloss-Schänke seien nun schon länger geschlossen, bedauert Andreas Benkendorf, dessen Hotel „Alte Schule“ ebenfalls direkt am Platze liegt. Und er selbst finde derzeit kein geeignetes Personal, um potenziellen Gästen auch nachmittags ein eigenes Angebot zu machen. „Die Leute wollen einkehren“, macht Benkendorf mit Blick auf den Goetheplatz deutlich – und fordert Anlieger sowie die Mitglieder des Vereins „Markt und Tourismus“ ausdrücklich auf, sich mit Ideen einzubringen, „damit wir hier oben irgendetwas offen haben“. Notfalls müsse die Stadt Bad Berleburg mit ins Boot, um nach einer angemessenen Lösung zu suchen.
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Sicher: Die Inhaber des Goetheplatz-Cafés, seit Februar geschlossen, suchten nach wie vor einen neuen Pächter, weiß Benkendorf. Doch das sei offensichtlich schwieriger als gedacht. Und der Hotelier selbst? Auch er sucht derzeit – und zwar nach Aushilfen. Das könnten im Übrigen auch Schüler ab 15 Jahren sein, die sich etwas dazuverdienen wollen.
Die Kunden-Befragung
Bad Berleburgs Kundschaft im Einzelhandel vor Ort möchte ihre Geschäfte beim Einkaufen so erleben, wie sie sind. „Sie wollen nicht digital auf das Holodeck“, formuliert es Jens Schmidt, der 2. Vorsitzende, angesichts einer Umfrage, an der sich wittgensteinweit über 1000 Kundinnen und Kunden beteiligt haben. Das bedeute aber nicht, dass weder Smartphone noch Tablet im Spiel sein dürfen, betont Schmidt. Vielmehr kämen „niedrigschwellige Angebote“ zum Beispiel über QR-Codes, gescannt mit dem eigenen Handy, durchaus bei den heimischen Verbrauchern an. Und viele von ihnen „wissen den Handel zu schätzen, als guten Nahversorger“, so ein Fazit Schmidts.
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Die Resonanz auf die Umfrage – gefördert übrigens mit Fördergeldern aus dem Leader-Programm – sei mit über 1000 Rückmeldungen erstaunlich groß gewesen, betont der 2. Vorsitzende. Schließlich sei die Befragung mitten in der Pandemie gelaufen. Die Fragebögen seien in allen möglichen Bad Berleburger Betrieben verteilt worden und auch online zugänglich gewesen. Und: Das Umfrage-Ergebnis sei durchaus als „repräsentativ“ zu werten.
ie konkreten Ergebnisse möchte der Verein jetzt erst einmal intern und gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Siegen auswerten und diskutieren – um daraus eine Strategie für den Bad Berleburger Einzelhandel zu entwickeln.
Die Mitglieder-Entwicklung
Bei „Markt und Tourismus“ organisiert sind vor allem Händler, Hoteliers und Gastronomen, aber auch die Tourismus-Branche und einige Vereine, um für die Attraktivität Bad Berleburgs gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
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Aktuell zählt der Verein rund 130 Mitglieder, Tendenz allerdings leicht sinkend, wie der 1. Vorsitzende, Karsten Wolter, deutlich macht. So seien im vergangenen Pandemie-Jahr zwar sieben Mitglieder neu hinzugekommen, aber zugleich 13 abgesprungen. Und für 2021 stehe zwei Neuzugängen ein Abgang gegenüber. Für die Entwicklung macht Wolter vor allem „den demografischen Wandel der Mitgliedsbetriebe“ verantwortlich: „Auch die werden älter.“
Die Pandemie-Lage
Zugleich hat Vorsitzender Wolter Verständnis dafür, „dass sich der ein oder andere von uns noch im Krisen-Modus befindet. Die Zeiten sind durchaus fordernd“. Gerade deshalb „sind wir gehalten, auf uns aufzupassen“, mahnt er.
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Im Rahmen der jüngsten Mitgliederversammlung dankte Wolter allen Mitgliedern ausdrücklich „für die umsichtige Umsetzung der Maßnahmen“ während der Pandemie – und der Stadt Bad Berleburg für deren stets verständliche Informationen zur jeweils aktuellen Pandemie-Lage.
Unter dem Strich erweise sich der Verein „Markt und Tourismus“ als „resilient“, als widerstandsfähig, so das positive Fazit des 1. Vorsitzenden – trotz der Schließungen zahlreicher Mitgliedsbetriebe im Verlauf der Corona-Pandemie.
Kommentar: Wo ist der neue Pächter?
Wo man singt, da lass dich ruhig nieder – so besagt es das geflügelte Wort. Bloß: Wo soll man sich am Goetheplatz auf eine gute Tasse Kaffee niederlassen, wenn’s keinen Gastronomen gibt, der sie seinem Gast kredenzt? So ein zentraler Platz, der Touristen zudem mit seiner neuen Optik neugierig macht, braucht mindestens ein gutes Lokal, das auch nachmittags geöffnet hat.
Charmant wäre hier natürlich eine Neueröffnung des Goetheplatz-Cafés – wenn sie denn ein engagierter Pächter finden würde. Vielleicht ein Fall für die städtische Wirtschaftsförderung? Kurzfristig praktikabel dagegen wäre sicherlich ein Angebot des Hotels „Alte Schule“ – weil hier ohnehin schon Restaurant-Betrieb läuft.