Wittgenstein. Corona-Pandemie: Die Feuerwehren im Altkreis klagen über mangelnde Ausbildungsmöglichkeiten. Das Ausrücken zu Einsätzen reiche jedenfalls nicht.

Die Freiwillige Feuerwehr ist mehr als die Summe ihrer Einsätze. In der aktuellen Corona-Pandemie sind Ausbildungs- und Dienstbetrieb aktuell nicht einmal unter strengen Auflagen möglich, werden die Rettungskräfte auf das Einsatzgeschehen reduziert. Deshalb kommt der Vorschlag des Kreisbrandmeisters Bernd Schneider nicht von ungefähr: Mit Schnelltests soll der Weg zum geordneten Ausbildungsdienst in kleinen Einheiten – Löschgruppen mit maximal zwölf Personen – wieder starten. Neben eine negativen Schnelltest gibt es aber noch eine zweite Bedingung: eine Sieben-Tages-Inzidenz im Kreisgebiet von unter 100.

Das sagt der Kreis

Viele Freiwillige aktiv

Im Kreis Siegen-Wittgenstein gibt es neben der Hauptamtlichen Wache der Feuerwehr in der Kreisstadt Siegen auch elf Freiwillige Feuerwehren in den der Kommunen.Die Anzahl der Freiwilligen beläuft sich auf rund 3500.

Der Kreis Siegen-Wittgenstein unterstützt den Vorschlag. „Dieser ist aus den Reihen der Feuerwehren an uns herangetragen worden. Gemeinsam mit unserem Gesundheitsamt und dem Amt für Brand- und Bevölkerungsschutz und Rettungswesen ist ein entsprechendes Hygieneschutzkonzept erarbeitet worden. In welchen Kommunen das Konzept zum Einsatz kommt, entscheiden die Städte und Gemeinden für sich. Die Kosten tragen die Kommunen“, heißt es aus der Pressestelle des Kreises.

Das sagt Erndtebrück

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Für Erndtebrücks Gemeindebrandmeister Karl Friedrich Müller ist die Idee gut: „Ganz einfach! Das ist neben dem Impfen die einzige Möglichkeit, den Dienst- und Ausbildungsbetrieb wieder aufzunehmen. Es gibt bei uns Feuerwehrleute, die haben seit Monaten ein Feuerwehrauto nur im Einsatzfall von innen gesehen“, sagt Müller – und warnt davor, dass Einsätze nicht den Ausbildungsbetrieb ersetzen können. Handgriffe, die im Ernstfall sitzen sollen, müssten immer wieder geübt werden. Und Geräte müssten überprüft werden, damit sie im Ernstfall auch ihren Dienst tun.

Unterstützung erhält Müller aus dem Rathaus der Gemeinde: Der Ausbildungsdienst der Feuerwehren stelle einen wichtigen Faktor für die Sicherheit im Einsatz dar – und der formulierte Vorschlag sei mit dem Kreisgesundheitsamt sowie der Unfallkasse NRW abgestimmt. Derzeit seien Verwaltung und Feuerwehr der Gemeinde Erndtebrück in enger Abstimmung, wie eine solche Struktur sinnvoll aufgebaut werden kann. Verschiedene Überlegungen befänden sich bereits in Prüfung. Ziel müsse es sein, dass unsere Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr bestmöglich auf Einsätze vorbereitet seien. „Daher begrüßen wir die Überlegungen und Lösungsmöglichkeiten, einen Ausbildungsdienst wieder aufzunehmen“, heißt es.

Das sagt Bad Berleburg

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Bad Berleburgs Stadtbrandmeister Klaus Langenberg stößt derweil ins gleiche Horn wie sein Kollege aus Erndtebrück: „Bislang sind wir mit praktischen Übungen in Kleingruppe und Hygienekonzept gut gefahren. Für Tests sind geschultes Personal und eine Dokumentation erforderlich. Bei Kleingruppen von zwölf Personen und 18 Einheiten, von denen einige mehrere Gruppen haben, kommen auch viele Testreihen zusammen.“ Das koste viel Zeit und auch Geld, sagt Langenberg und ist sich mit der Stadt einig: „Wir warten erst einmal die Entwicklung der Inzidenzen nach Ostern ab und bewerten dann, ob Selbsttests für uns eine Lösung sind.“

Dazu äußert sich Ordnungsamtsleiter Peter Mengel im Bad Berleburger Rathaus: „Das Thema bedarf grundsätzlich einer tiefergehenden Erörterung. Wir befinden uns daher in laufenden Abstimmungsgesprächen mit der Freiwilligen Feuerwehr Bad Berleburg, um die Umsetzungsmöglichkeiten zu eruieren. Aufgrund der laufenden Gespräche lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussage zu den möglichen Kosten treffen.“

Das sagt Bad Laasphe

Auch im Bad Laaspher Rathaus findet man den Vorschlag mit den Schnelltests vor dem Übungsdienst gut. „Grundsätzlich hält die Stadt Bad Laasphe diesen Ansatz für gut und unterstützenswert. Bezüglich der konkreten Umsetzung bedarf es allerdings noch der Klärung einiger Fragestellungen. Die Verwaltung befindet sich hierzu derzeit im regen Austausch und in Abstimmung mit den anderen Beteiligten.

Sollte der Vorschlag realisiert werden, so würden für Einsatzkräfte der Stadt Bad Laasphe etwa 250 Testungen pro Monat anfallen. Ob und zu welchem Zeitpunkt die Idee zum Tragen kommt, bleibt im Hinblick auf die aktuellen Inzidenzwerte im Kreisgebiet jedoch abzuwarten. Denn eine der Voraussetzungen für die Wiederaufnahme des Übungsbetriebs war ein 7-Tages-Inzidenzwert von 100 oder weniger. Dies ist zurzeit nicht gegeben.“