Wittgenstein. Die Belegungzahlen steigen stetig. trotzdem steht unterm Strich ein wirtschaftliches Minus. Der Kirchenkreis berät, wie man es ausgleicht.
Unterm Strich steht ein Defizit von 103.000 Euro nach dem ersten echten Geschäftsjahr. Das Abenteuerdorf Wittgenstein ist nicht nur Tagungsort, sondern mit seinen Wirtschaftsdaten auch wichtiger Diskussionspunkt der Herbstsynode 2019 des evangelischen Kirchenkreises Wittgenstein. Im Abenteuerdorf wurde ein wichtiger und in dieser Form einmaliger Beschluss für den Haushalt des kommenden Jahres und damit auch für die Zukunft des Abenteuerdorfes gefällt.
Wirtschaftliche Bilanz
Die Geschäftsführerin Silke Grübener legte die bisherige Bilanz 2019 vor und darin ist das Abenteuerdorf mit seinem erwarteten Jahresfehlbetrag von 103.300 Euro genau 11.500 Euro von dem in der Herbstsynode 2018 eingeplanten Jahresfehlbetrag von 90.800 Euro entfernt. In diesem Zahlen enthalten, sind aber auch 50.000 Euro Abschreibungen. Für das Jahr 2020 rechnet Grübener mit einem Fehlbetrag von rund 90.000 Euro.
Grübener erläuterte, dass sich die Buchungen positiv entwickeln und stellte exemplarisch fest, dass sich die Belegungszahlen von Januar 2018 zu Januar 2020 verdoppeln werden und von Februar 2018 bis Februar 2020 mit einer Verdreifachung zu rechnen sei. Für 2018 hatte das Abenteuerdorf 10.570 Übernachtungen und 58 Tagesgruppen gezählt. In diesem Jahr waren es 12.900 Übernachtungen und 72 Tagesgruppen. Für 2020 rechnet die Geschäftsführerin laut Buchungen und Reservierungen aktuell mit 14.000 Übernachtungen.
Diskussion
Unterm Strich bleibt aber ein Defizit, das der Kirchenkreis ausgleichen muss und will. Kritisch merkte dazu der Banfer Pfarrer Peter Mayer-Ullmann an: „Wir dürfen uns die Wirtschaftlichkeit nicht herbeireden.“ Und Jens Otto machte klar, dass es ja nur über Preisgestaltung und Kostenreduzierung Möglichkeiten gebe, die Wirtschaftlichkeit der Freizeitanlage zu verbessern.
Silke Grübener erklärte dazu, dass man bereits die Preise für das Jahr 2021 angepasst habe. Das müsse immer mit einem Jahr Vorlauf geschehen, um bei Anfragen auch verbindlich sein zu können. Gleichzeitig dürften die Preise auch nicht zu hoch ausfallen. „Es gibt Grundschulen, die haben eine Höchstgrenze von 99 Euro pro Kind.“ Außerdem habe man bereits Personal reduziert und die Belegung gesteigert, so Grübener. Im Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte die Geschäftsführerin, dass im Abenteuerdorf aktuell nur zwei Vollzeitangestellte und eine FSJ-Kraft in Vollzeit arbeiten. Der überwiegende Teil der 15 Beschäftigten arbeite in Teilzeit.
Pfarrer Detlev Schnell hinterfragte, wieviel Zinslast man sparen könne, wenn man die Kredite sofort tilge und erhielt als Antwort, dass aktuell jährlich 10.000 Euro Zinsen gezahlt werden.
Pfarrer Dieter Kuhli betonte: „Es ist ein Gebot der Redlichkeit, zu sagen, dass wir dieses Haus nicht für Null laufen lassen können.“ Viel entscheidendender sei die inhaltliche Ausrichtung und die Frage: „Was ist uns das Abenteuerdorf wert?“
Entscheidung
Superintendent Stefan Berk erinnerte daran: „Wir haben das Thema Abenteuerdorf drei Synoden lang in alle Richtungen diskutiert“. Berk sprach sich dafür aus, für die Herbstsynode 2020 eine belastbare Analyse über die Wirtschaftlichkeit und Zuschussbedarfe zu erstellen. Auf dieser Grundlage könne dann über die Zukunft des Abenteuerdorfes entschieden werden.
Um das Defizit aufzufangen, schlug der Kirchenkreis vor, auf dem Wege des Vorabzuges 100.000 Euro aus Kirchensteuermitteln zurückzustellen. Sollte das Defizit geringer ausfallen, könnten die Mittel in den Haushalt zurückfließen. Dieser Vorschlag wurde bei einer Gegenstimme und neun Enthaltungen angenommen.