Wittgenstein. An der Breitbandversorgung muss Wittgenstein noch arbeiten, die Arbeitsplatzversorgung ist gut. So stehen die Kommunen im Vergleich mit NRW da.
„Eine Chance für die Region“ – an der Kommunalwahl diesen Sonntag hängt so einiges, weiß Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein. Um den Wählern einen genauen Einblick in die wirtschaftlichen Herausforderungen der Kommunen im Kreis zu geben, haben die Arbeitgeberverbände jetzt das Kommunalranking NRW 2020 veröffentlicht. „Gerade in der Corona-Krise ist es eine der drängendsten Aufgaben der Kommunalpolitik, die heimische Wirtschaft zu stärken“, so Doublet. In den Themenbereichen Wirtschaft, Arbeiten, Wohnen und Lebensqualität wurden auch Bad Berleburg, Erndtebrück und Bad Laasphe unter die Lupe genommen.
Wirtschaft
Die Indikatoren, die in Sachen Wirtschaft in den Fokus genommen wurden, sind die gewerbliche Breitbandversorgung (200 Mbit/s), die Gewerbesteuerhebesätze, die gemeindliche Steuerkraft sowie die Anzahl der Patentanmeldungen. „Der Kreis Siegen-Wittgenstein gehört mit seinen elf Kommunen zu den wirtschaftsstärksten Regionen in Nordrhein-Westfalen“, heißt es in der Veröffentlichung.
In Sachen Breitbandversorgung der Unternehmen hinken die Wittgensteiner Kommunen noch etwas hinterher. Während Bad Berleburg mit einer Versorgung von 68 Prozent NRW-weit noch auf Platz 226 liegt (insgesamt wurden hier die 396 Gemeinden des Landes verglichen), liegen Bad Laasphe mit derzeit 48 Prozent und Erndtebrück mit derzeit 32 Prozent (durch die Entwicklung im Breitbandausbau geht hier die Prozentzahl jedoch stetig nach oben) weit unter dem NRW-weiten Durchschnitt von 82 Prozent. „Eine hochleistungsfähige Breitbandversorgung ist für Unternehmen häufig ein Schlüsselfaktor. In Zukunft wird die Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen auch davon abhängen, ob sie digitale Technologien implementieren können“, heißt es in der Veröffentlichung.
Ein weiterer relevanter Faktor sind laut Arbeitgeberverband die Gewerbesteuerhebesätze: „Ein wirtschaftsfreundliches Umfeld ist für Unternehmen ein wichtiger Faktor bei der Standortwahl. Regionen mit einem geringeren Hebesatz sind attraktiver als solche mit einem hohen Satz.“ Bad Berleburg und Bad Laasphe sind dabei in Siegen-Wittgenstein die Spitzenreiter und haben mit jeweils 495 Prozent den höchsten Steuersatz – sind im Umkehrschluss also vergleichsweise wenig attraktiv. „Beide Städte haben diesen in der Vergangenheit auch am stärksten erhöht – nämlich um 45 Punkte“, heißt es weiter in der Veröffentlichung. Damit werden auch die dort ansässigen Unternehmen am stärksten belastet. Nur in Erndtebrück habe – neben Burbach – den Hebesatz auf einem konstanten Niveau gehalten und liegt bei 425 Prozent. Nur Kreuztal liegt in Siegen-Wittgenstein noch mit 420 Punkten darunter.
Attraktiv für Unternehmen ist laut den Arbeitgeberverbänden auch die gemeindliche Steuerkraft, die ebenso unter die Lupe genommen wurde. Hier haben Bad Berleburg und Bad Laasphe in den vergangenen Jahren zwar deutlich zugelegt, liegen aber dennoch noch hinter Erndtebrück – auch wenn die Gemeinde laut Veröffentlichung 5 Prozent verloren hat. So liegt die Steuerkraft je Einwohner in Bad Berleburg bei 931 Euro, in Bad Laasphe bei 825 Euro und in Erndtebrück bei 1068 Euro. Damit liegt allein Erndtebrück über dem NRW-weiten Durchschnitt von 938 Euro pro Einwohner.
Auch Innovationen werden laut Publikation in dem Magazin „Wirtschaft regional“ immer bedeutsamer für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Relevant seien dabei die Patentanmeldungen bezogen auf die ansässigen Betriebe. Demnach wurden zuletzt in ganz NRW durchschnittlich 126 Patente (je 1000 Betriebe) angemeldet – die Wittgensteiner Kommunen liegen hier deutlich dahinter, schneiden aber im Vergleich mit den restlichen Kommunen im Kreis gut ab. So gab es zuletzt in Bad Laasphe 114 Patentanmeldungen, nur überboten von Netphen mit 115 Anmeldungen. Bad Berleburg liegt mit 74 Patentanmeldungen kreisweit im Mittelfeld. Schlusslicht ist laut Erhebung hier Erndtebrück – ohne Patentanmeldungen.
Arbeiten
„Der Kreis Siegen-Wittgenstein bietet viele attraktive Arbeitsplätze. Ein Schwerpunkt ist dabei die Metall- und Elektroindustrie. Vorwiegend mittelständisch geprägt und vielfach familiengeführt, sorgen die heimischen Unternehmen für Ausbildung und Beschäftigung“, heißt es in der Veröffentlichung der Arbeitgeberverbände. Wichtige Indikatoren seien hier die Arbeitsplatzversorgung, die Beschäftigungsrate der Frauen sowie die Wanderung der 30- bis 50-Jährigen.
„Alle Kommunen des Kreises haben eine höhere Arbeitsplatzversorgung als der Durchschnittswert in NRW insgesamt. Insbesondere in Erndtebrück ist diese mit 67,6 Prozent sehr hoch ausgeprägt“, heißt es in der Veröffentlichung. Erndtebrück liegt damit NRW-weit auf Platz 10. Bad Berleburg folgt auf Platz 35 mit 65,9 Prozent, Bad Laasphe wird auf Platz 72 mit 64,5 Prozent gehoben – hier lassen die drei Wittgensteiner Kommunen also den Großteil aller 396 Gemeinden in NRW hinter sich. „Regionen mit einem umfangreichen Arbeitsplatzangebot sind attraktiver und ziehen in stärkerem Maße Fachkräfte an“, so die Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein.
Ausschlaggebend ist demnach auch die Beschäftigung von Frauen. „Dabei sind gerade Regionen attraktiv, die sowohl Männern als auch Frauen ein vielfältiges Arbeitsangebot bieten.“ Bad Berleburg zeigt dabei, wie’s geht und liegt NRW-weit auf Platz 12: bei 61,9 Prozent liegt hier die Beschäftigungsrate der Frauen. Erndtebrück folgt auf Platz 55 mit 59,5 Prozent. NRW-weit abgeschlagen liegt Bad Laasphe auf Platz 222, liegt aber im Kreis im Mittelfeld mit 55,8 Prozent.
Auch in Sachen „Wanderungen der 30-50-Jährigen“ liegt Bad Berleburg gut vorn und belegt im Vergleich mit den restlichen 396 Gemeinden NRW’s Platz 45. „In die Stadt ziehen deutlichmehr 30- bis 50-Jährige hin als von dort wieder fort.“ Ganz hinten liegen hierbei jedoch Erndtebrück (Platz 325, genauso viel Ab- wie Zuwanderung) und Bad Laasphe (Platz 380, mehr Ab- als Zuwanderung).