Alertshausen. Die Züchter halten wegen der tödlichen Verletzungen den Wolf als Täter für wahrscheinlich. Nun kümmert sich das Landesumweltamt um den Fall.

„Das ist schon ein herber Verlust“, bedauert Hobby-Züchterin Natascha Schmitt aus Alertshausen den gewaltsamen Tod eines ihrer Milchschafe am Pfingst-Wochenende auf einer Wiese oberhalb des Dorfes – womöglich gerissen durch einen Wolf. „Zwei Lämmer sind jetzt verwaist.“ Entdeckt hatte das tote Tier am Pfingstsonntag eine Spaziergängerin. Und nachdem sich am Pfingstmontag ein alarmierter Luchs- und Wolfsberater den Kadaver angesehen hatte, liegt der Fall nun beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV).

Alertshausen 2017: Damals war es eindeutig ein Wolf

Am 24. Mai 2017, also fast auf den Tag genau vor vier Jahren, wurde in Alertshausen schon einmal ein Wolf beobachtet – der Nachweis liegt dem LANUV als Video vor. Damals sollte es sich laut Umweltamt „eindeutig“ um einen Wolf gehandelt haben – womöglich derselbe, der ein paar Tage zuvor bei Gummersbach im Bergischen Land gesichtet worden war.Die jüngsten Wolfsnachweise in NRW vom April und Mai dieses Jahres stammen übrigens aus Lichten­au im Kreis Paderborn und aus Bad Salzuflen im Kreis Lippe.

„Die Rippen guckten heraus“, beschreibt Natascha Schmitt den schrecklichen Anblick, der sich ihr und ihrem Ehemann Alexander Husch am Pfingstsonntag im Schafgehege bot. Das Mutterschaf gehörte zu einer Herde von zwölf Tieren, die derzeit „zur Landschaftspflege“ eingesetzt seien. Auf einem Wiesengelände, „das wir mit den Schafen jedes Jahr behüten“, so Schmitt – „einfach, damit unser Ort schöner aussieht“. Aus dem gleichen Grund stehe derzeit eine zweite Herde mit insgesamt 33 Tieren auf einem Areal in Beddelhausen.

Bisher noch nie etwas mit dem Wolf zu tun gehabt

„Unsere Schafe haben wir jetzt gute zehn Jahre“, erklärt Schmitt, die in ihrer Freizeit außerdem noch Pferde der Rasse „Irish Cob“ züchtet. Sie arbeitet auf einem Reiterhof im hessischen Reddighausen, ihr Mann als Elektroinstallateur im ebenfalls hessischen Hatzfeld.

„Bisher haben wir noch nie etwas mit dem Wolf zu tun gehabt“, betont die Züchterin. Sicher: „Es wurde immer mal wieder erzählt, dass hier in Alertshausen ein Wolf durchstreift – und es gibt ja auch Bilder. Aber wir haben da weder draußen noch um unseren Stall herum Erfahrungen gemacht.“

Ergebnis „innerhalb einiger Wochen“

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Beunruhigt hat Natascha Schmitt die Tatsache, dass der alarmierte Luchs- und Wolfsberater, Matthias Mennekes aus Erndtebrück, erst einen Tag nach dem Fund nach Alertshausen gekommen sei, um das tote Tier zu begutachten. Sie fürchtet nun, dass zum Beispiel die genommenen DNA-Proben als genetisches Material nicht mehr taugen, um zu bestimmen, zu welcher Art das Angreifer-Tier gehört hat. Schließlich sei gerade diese Information wichtig – nicht nur für alle Schafzüchter im Altkreis Wittgenstein, findet Natascha Schmitt.

Sie und ihr Mann vermuten angesichts der tödlichen Verletzungen am Schafskörper zwar, das es ein Wolf war, halten aber beispielsweise auch wilde Hunde oder den Luchs als Angreifer nicht für ausgeschlossen. Luchs- und Wolfsberater Mennekes möchte sich da ebenso keinesfalls schon jetzt festlegen – und verweist auf die nun anstehenden weiteren Untersuchungen.

DNA-Proben sollten möglichst früh gezogen werden

Tatsächlich sollte so eine DNA-Probe möglichst innerhalb von 24 Stunden nach dem Tod des Tiers gezogen werden, bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion LANUV-Pressesprecher Wilhelm Deitermann – „sonst können sich die DNA-Spuren zersetzen“. Üblicherweise reiche das LANUV die Dokumentation des jeweiligen Falles durch den Berater samt DNA-Proben zur weiteren Untersuchung an das Senckenberg-Institut für Naturschutzforschung in Gelnhausen nahe Frankfurt/Main weiter. Mit einem Ergebnis sei dann in der Regel „innerhalb einiger Wochen“ zu rechnen, schätzt Deitermann.

Was auch immer bei den Untersuchungen herauskommt: Natascha Schmitt und Alexander Husch denken nach dem Vorfall vom Pfingstsonntag bereits über mehr Sicherheit für ihre mobilen Gehege nach, innerhalb derer ihre beiden Schafherden gewissermaßen als vierbeinige „Rasenmäher“ die Wiesen rund um Alertshausen kurz halten.

Abstand von Herdenschutzhunden

„Wir kontrollieren unsere Tiere jetzt öfter“, hat sich Schmitt vorgenommen. Und das Züchterpaar hat höhere, spezielle Wolfsnetze als Gehege-Begrenzungen im Visier. Darüber hinaus möchte Schmitt an den Gehegen „Kameras aufhängen, damit man nachts zumindest ein bisschen ruhiger schlafen kann“. Aber auch der elektrische Weidezaun ließe sich verstärken.

Vorläufig Abstand nehmen möchte Schmitt dagegen von speziell trainierten Herdenschutzhunden. „Das ist für uns erst einmal keine Überlegung“, sagt sie, denn: „Wir haben hier auch sehr viele Fußgänger mit Kindern“ – und dann könne es schnell gefährlich werden, wenn die Hunde dann außer ihren Besitzern wirklich niemanden Fremdes ins Gehege lassen.

Im Zweifel wird zugefüttert

Obwohl sie ihre Mutter entbehren müssen, werden die beiden Lämmer-Waisen den Herden-Alltag wohl überleben – da sind Natascha Schmitt und Alexander Husch zuversichtlich. Denn auf die Milch der Mutter seien sie zum Glück nicht mehr so sehr angewiesen. Und im Zweifel werde zugefüttert.