Birkelbach. Beim Vogelschießen entscheidet nicht nur Treffsicherheit. Das weiß auch Vogelbauer Christian Dreisbach. Warum die Bauweise entscheidend ist.
In Birkelbach steht das Schützenfest kurz bevor – und ein Schützenfest wäre nichts ohne den Vogel, den der künftigen König von der Stange holt. Damit dieser Vogel zu Beginn des Fests bereit steht, nimmt sich seit einigen Jahren der gelernte Maler und Lackierer Christian Dreisbach (37) aus Birkelbach immer wieder die Zeit, um das Tier zu bauen. Auch in diesem Jahr hat er wieder zwei Vögel und einen Geck für das Schützenfest kommendes Wochenende angefertigt.
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Birkelbach: So wird man zum Vogelbauer
Dreisbach ist selbst Schützenbruder in Birkelbach und habe schon immer gerne mitgeholfen. 2012 gab es dann etwas zu tun: Günther Birkelbach kam auf ihn zu und fragte, ob er das Amt des Vogelbauers von ihm übernehmen wolle. Seit 1979 baute Birkelbach fast 35 Jahre lang die Vögel für den Ort. Vor einigen Jahren brauchte der Hobby-Schreiner aber einen Nachfolger und fand ihn in Christian Dreisbach. In den Jahren 2012 und 2013 fertigte Dreisbach die Vögel zunächst noch zusammen mit Birkelbach. Dieser lernte seinen Nachfolger dabei an.
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„Er hat es vorgemacht und mir gezeigt, wie es geht und worauf man achten muss“, erinnert sich Dreisbach. Seit 2014 baut der 37-Jährige die Vögel alleine. Hilfe bekommt er dabei von seinem Schützenbruder Markus Walsch. „Er geht mir ein bisschen zur Hand, weil es eben doch ganz schön viel Aufwand für einen alleine ist“, erklärt Dreisbach. An einem Vogel sitzt er ungefähr 20 Stunden in seiner Werkstatt. Der Vogelbauer hat nachgezählt: Zusammen mit den ersten Vögeln, die er noch gemeinsam mit Birkelbach gebaut hatte, fertigte er bis heute insgesamt 20 Vögel für die Schützen an. „Ich habe aber auch schon mal selbst den Vogel abgeschossen“, sagt Dreisbach. 2013 wurde selbst Schützenkönig in Birkelbach.
Birkelbach: Vom Holz bis zum fertigen Vogel
Aber womit fängt der Vogelbauer an, welche Gedanken macht er sich im Vorfeld, und sehen die Vögel am Ende jedes Mal gleich aus? „Ich fange immer mit dem Rumpf an, dafür wird er in die Drechselbank gespannt und das Holz erstmal rund gedrechselt.“ Danach drechselt er den Kopf und die Insignien, wie das Zepter. Anschließend arbeitet er sich immer weiter vor, bis alles die richtige Form hat. Das Anstreichen und Zusammenbauen der einzelnen Teile bereitet Dreisbach am meisten Spaß. Die Vögel werden jedes Jahr ein bisschen anders, aber es steckt immer viel Liebe drin“, erzählt er.
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Und der Kreativität bei der Bemalung sind keine Grenzen gesetzt. Zuerst streicht Dreisbach die Vögel in einer Grundfarbe, dann können bunte Akzente gesetzt werden. Dem Vogelbauer gefällt es, die Vögel jedes Mal ein bisschen anders zu gestalten. „Ich kann das ja machen wie ich will. Mir ist nur wichtig, dass de Vögel am Ende schön bunt sind, aber nicht zu kitschig wirken.“ Eine Vorlage hat Dreisbach nicht, aber er schaut ab und zu auf Fotos von seinen Vögeln aus den Vorjahren: „Da habe ich immer ein paar Anhaltspunkte, ob das ungefähr so passt.“ Beim Bau besonders wichtig ist für Dreisbach, dass hinterher alles stimmig aussieht und zusammen passt. Für das Schützenfest in diesem Jahr hat er einen Seniorenvogel und einen Jugendvogel angefertigt.
Birkelbach: Die richtige Balance ist entscheidend
Die Vögel bestehen immer aus Fichtenholz. Das sei eine Vorgabe beim Schießen. „Wir dürfen die Vögel nur aus Fichte bauen, denn alles andere ist zu hart – es darf auch nichts abprallen und die Fichte splittert weg.“ Nach der persönlichen Erfahrung von Dreisbach ist es besonders wichtig, auf die Balance zu achten: „Der Vogel wie auch die Insignien müssen stabil genug sein, dass jeder mal drauf schießen konnte und sie nicht zu früh runterfallen – sie dürfen aber auch nicht so robust sein, dass das Schießen Ewigkeiten dauert.“
Das Feingefühl dafür zu bekommen, damit nicht bis in die Nacht geschossen werden muss, aber es solange dauert, dass die Zuschauer was geboten bekommen, sei die größte Schwierigkeit beim Vogelbau, so Dreisbach. 2018 habe er die Vögel beispielsweise zu stabil gebaut. „Da haben wir dann bis nachts um drei geschossen, weil der Vogel nicht wollte.“ Dieses Jahr soll das nicht passieren.
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Und worauf freut sich der Vogelbauer zum Start des Schützenfests? „Auf alles, aber am meisten auf die Gemeinschaft und die Spannung beim Vogelschießen.“ Er geht davon aus, dass nach den letzten zwei Jahren Zwangspause genug Schützen heiß darauf sein werden, seine Vögel zu schießen. Für Dreisbach sei es nicht schlimm, die mit viel Aufwand hergestellten Vögel hinterher vor dem Kugellager in ihren Einzelteilen auf dem Boden liegen zu sehen: „Ich freu mich dann immer, dass wir einen neuen König haben und denke mir: Nächstes Jahr baue ich wieder Neue.“
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Die Vögel und das Schießen in Birkelbach
Das Vogelschießen in Birkelbach findet am Freitag, 10. Juni, statt.
Christian Dreisbach fängt in der Regel mit dem Bauen der Vögel im Frühjahr an, damit sie rechtzeitig fertig werden.
Jeder Vogel besteht aus acht Einzelteilen, die zum Schluss zusammengesteckt und miteinander verklebt werden. Die Vögel sind 1,10 Meter hoch und haben eine Spannweite von 1,30 Meter. Sie wiegen jeweils in etwa 20 Kilogramm.
Der Seniorenvogel hat etwas breitere Flügel und ist mit Preisen von Sponsoren geschmückt, die für verschiedene Sachpreise stehen. Das hat der Jugendvogel nicht.
Alle fünf Jahre kommt noch ein Kaiservogel dazu, den gibt es im nächstes Jahr wieder.
Das Holz für seine Vögel bezieht Dreisbach von einem regionalen Holzhändler.
Er fertigt auch jedes Jahr einen Geck an. Der wird nach den Vögeln geschossen.