Bei genügend Interesse kann schon im Schuljahr 2021/22 der Ausbildungsgang am Berleburger Berufskolleg angeboten werden.

Bad Berleburg/Siegen-Wittgenstein. Auf den Beruf der Erzieher aufmerksam machen und einen entsprechenden Ausbildungsgang am Berufskolleg Wittgenstein in Bad Berleburg anbieten: Das ist das Ziel der Kreisverwaltung, die im Zuge dessen die Imagekampagne „gedankenvonmorgen“ gestartet hat.

Rund 1500 Erzieherinnen und Erzieher gibt es aktuell im Kreis Siegen-Wittgenstein. Der überwiegende Teil arbeitet in Kindertageseinrichtungen, aber auch darüber hinaus gibt es viele interessante Einsatzorte.

Der Beruf

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So sind die Mitarbeiter beispielsweise in der ambulanten und stationären Erziehungshilfe, in Jugendtreffs oder in der Behindertenhilfe tätig. „Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft und sie sollen auch die bestmöglichen Betreuungsmöglichkeiten erhalten. Dazu sind wir auf qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher angewiesen“, sagt Landrat Andreas Müller. „Zusätzlich wollen wir gerne auch noch weitere Menschen für das Berufsbild Erzieherin/Erzieher begeistern, um so auch künftig wachsende Betreuungsbedarfe mit bestmöglich qualifizierten Fachkräften decken zu können“, so der Kreishaus-Chef weiter. Deshalb hat der Kreis Siegen-Wittgenstein gemeinsam mit vielen regionalen Partnern jetzt die Imagekampagne unter dem Slogan „gedankenvonmorgen“ gestartet. Sie soll auf den Beruf „Erzieherin/Erzieher“ aufmerksam machen und über die Möglichkeiten der Ausbildung und den späteren Einsatz informieren.

Der Ausbildungsgang

„Ein weiteres Ziel ist es, am Berufskolleg Wittgenstein einen Ausbildungsgang für Erzieherinnen und Erzieher aufzubauen“, sagt Helge Klinkert, Kreis-Dezernentin für Schule, Bildung, Soziales und Jugend. Sofern sich noch genügend Interessierte für das Schuljahr 2021/2022 melden, könnte bereits im Sommer der Ausbildungsgang am Bad Berleburger Standort starten.

Grüne: Erzieher im Berufskolleg Wittgenstein ausbilden


Für einen Bildungsgang zum staatlich anerkannten Erzieher am Berufskolleg Wittgenstein (BKW) in Bad Berleburg setzt sich die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag Siegen-Wittgenstein ein. Das Argument des Kreises Siegen-Wittgenstein als Schulträger, es gebe bei Schülerinnen und Schülern kein Interesse für die Ausbildung am Standort Wittgenstein, wollen Fraktionssprecherin Christiane Berlin und Fraktionsgeschäftsführerin Anke Hoppe-Hoffmann so nicht stehen lassen. In einem Antrag zur nächsten Sitzung des Kreis-Ausschusses für Schule, Weiterbildung und Sport sowie zum Kreistag schlagen sie einen „Runden Tisch“ vor, um den Bildungsgang zum Schuljahr 2021/22 an den Start zu bekommen.
Kritik: Abfrage greift zu kurz
Der erforderliche Klassenfrequenz-Richtwert für den Bildungsgang liegt bei 22 Studierenden. Auf Nachfrage hätten lediglich fünf Schülerinnen und Schüler, die mit Ende dieses Schuljahres die Fachoberschule (FOS) für Gesundheit und Soziales am Berufskolleg Wittgenstein abschließen, Interesse an einer Erzieher-Ausbildung bekundet – das hatte Helge Klinkert, im Kreishaus Dezernentin Schule, Bildung, Soziales, Jugend und Gesundheit, vergangenen November im Kreis-Schulausschuss berichtet. Deshalb und auch mit Blick auf eine nicht ausreichende Zahl von Praktikumsplätzen habe der Kreis bei der Bezirksregierung in Arnsberg eben keinen Antrag auf Einrichtung des Bildungsgangs zum Schuljahr 2020/21 gestellt.



Die jährliche Abfrage nur bei Schülerinnen und Schülern der FOS 12 des BKW „greift nach unserer Auffassung als Bedarfsermittlung für eine Bildungsplanung viel zu kurz“, so die Bündnis-Grünen. Dabei sei der Bildungsgang gerade für die Schülerinnen und Schüler aus der Bad Berleburger Hauptschule, den drei Realschulen in Bad Laasphe und Erndtebrück sowie den drei Gymnasien in Bad Laasphe und Bad Berleburg sehr attraktiv: „Sie können hier gleichzeitig den Abschluss als staatlich anerkannter Erzieher und die Fachhochschulreife erlangen.“
Einzugsbereich reicht bis Winterberg

Berufskolleg Wittgenstein bekommt Fachschule für WirtschaftAber nicht nur Wittgenstein gehöre zum „Einzugsbereich des BKW, sondern er reicht auch bis Winterberg, Frankenberg oder Biedenkopf“. Vor diesem Hintergrund habe die Argumentation der Verwaltung „eine sehr schmale Basis. Es ist sehr spekulativ, die Chancen des Bildungsgangs nach dieser Umfrage zu beurteilen“.
Auch das Problem Praktikumsplätze „dürfte mittlerweile durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt überholt sein“, meinen die Grünen. So werbe die AWO Siegen-Wittgenstein/Olpe mit Blick „auf die ungünstige Altersstruktur der Belegschaft“ dringend auch um Fachkräfte im Berufsfeld der Erzieherin. Dabei gebe es gerade auch in Wittgenstein „Schwierigkeiten, alle Stellen zu besetzen“. So würden für die geplante Umwelt-Kita in Erndtebrück „schon jetzt Fachkräfte im Lokalteil der Zeitungen angesprochen“.

Hier gibt es mehr Artikel und Bilder aus WittgensteinDie Zeit bis zu Beginn des Schuljahres 2021/22 solle nun genutzt werden, so schlagen die Grünen vor, um eingehende Gespräche mit allen Akteuren zu führen und einen „Runden Tisch“ mit allen Beteiligten einzuführen, heißt es Außerdem gelte es, den Bedarf an Ausbildungsplätzen für den Bildungsgang „möglichst exakt zu ermitteln“.

Der Kreis-Ausschuss für Schule, Weiterbildung und Sport tagt am Dienstag, 17. März, im Bernhard-Weiß-Saal der IHK Siegen, Koblenzer Straße 121, in Siegen. Der öffentliche Teil der Sitzung beginnt um 17 Uhr. Die Sitzung des Kreistages findet am Freitag, 27. März, im Rathaus Geisweid, Lindenplatz 7, großer Sitzungssaal, statt – öffentlicher Teil ab 16 Uhr.

Zum ersten Material der Imagekampagne gehört u.a. eine 15-seitige Broschüre im DIN A 5-Format, die ausführlich darüber informiert, welche Einsatzbereiche es für Erzieherinnen und Erzieher gibt, auf welchen schulischen Wegen der Abschluss erworben werden kann und wie die Berufsaussichten und die Verdienstmöglichkeiten nach der Ausbildung sind. Außerdem enthält die Broschüre regionale Ansprechpartner, die bei vielfältigen Fragen rund um die Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin bzw. Erzieher zur Verfügung stehen oder je nach Frage an die richtige Stelle vermitteln können.

Die Aktion

Corona bedingt startet diese Aktion zunächst in Kitas, Schulen und Rathäusern. Nach Ende des derzeitigen Lockdowns soll sie an anderen Stellen in der Öffentlichkeit fortgesetzt werden, z.B. in Jugendtreffs und bei der Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit. Auf einer neuen, dazugehörenden Homepage, www.gedankenvonmorgen.de, sind alle Informationen auch noch Mal in digitaler Form als Zielseite bzw. Landingpage bereitgestellt. Weiterhin sollen auf der Seite auch aktuelle Themen – regional wie allgemein – zur Ausbildung „Staatlich anerkannte/r Erzieher/in“ veröffentlicht werden. Auch über Social-Media soll die Kampagne in Kürze beworben werden.

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„Gerade in der aktuellen Corona-Pandemie ist das eine gute Möglichkeit, um mit unserer Zielgruppe ins Gespräch zu kommen und sie durch gezielte Informationen als Interessenten und hoffentlich perspektivisch dann auch als Fachkräfte für die Region gewinnen zu können“, sagt Landrat Müller. Die Initiatoren der Kampagne betonen, dass viele Gründe für den Beruf sprechen. Dazu gehört, dass der Beruf jeden Tag viele neue Herausforderungen und interessante Begegnungen mit verschiedenen Menschen bietet, nicht zuletzt auch durch das breite Spektrum der Einsatzbereiche, angefangen von der Kita bis zur Begleitung junger Menschen in der stationären und ambulanten Erziehungshilfe.

Die Berufsaussichten sind durch den Fachkräftemangel sehr gut. Landrat Müller und die regionalen Partner der Imagekampagne sind sich einig, dass Geduld gefragt ist, bis die neue Werbemaßnahme die gewünschte Wirkung erzielen wird: „Gute Fachkräfte gewinnt man nicht von heute auf morgen. Hierzu muss die Kampagne mit vielen neuen Aktionen und aktuellen Informationen weiter entwickelt werden“, so die Initiatoren.