Siegen-Wittgenstein. Für Wittgenstein weist die Statistik einen starken Anstieg der angezeigten Fälle aus. Wir haben die Zahlen für die drei Kommunen angeschaut.
Es gibt wenig Gutes an dieser Statistik: Die Zahlen von Kindswohlgefährdungen in Nordrhein-Westfalen steigen innerhalb eines Jahres um rund 10 Prozent auf 43.375 Fälle. Im Kreis Siegen-Wittgenstein dagegen bleiben sie konstant bzw. sinken auch ganz leicht. Allerdings verzeichnet das Jugendamt des Kreises Siegen-Wittgenstein einen erheblichen Anstieg der Fallzahlen in Bad Berleburg und Bad Laasphe. Der Kreis ist für zehn der elf Kommunen in Siegen-Wittgenstein zuständig. Lediglich die Stadt Siegen verfügt über ein eigenes Jugendamt.
Stadt-Land-Gefälle
Vergleicht man die Zahlen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik, dann laufen dort die Zahlen des Kreisjugendamtes und der Stadt Siegen zusammen. Die Großstadt mit ihren rund 100.000 Einwohnern stellt aber weniger als ein Drittel der Fälle in dem 278.000 Einwohner zählenden Kreis. Es lässt sich anhand der Fallzahlen also kein „Stadt-Land-Gefälle“ konstruieren. Im Gegenteil: Die aktuell starken Anstiege zum Beispiel in Wittgenstein ließen einen anderen Schluss zu. Nimmt man die Fallzahlen im Verhältnis zu den Einwohnerzahlen, dann liegt die Stadt Siegen mit 0,22 Prozent klar unter dem Wert des Kreises von 0,25 Prozent.
Bad Berleburg
43 Fälle weist die Statistik für 2018 aus. Das sind 19 mehr als 2017. Die Verteilung entspricht aber mit knapp der Hälfte aller für Wittgenstein registrierten Fälle auch der Einwohnerverteilung. Mit einer Fallzahl von 0,2 Prozent der Gesamtbevölkerung von 19.400 steht Bad Berleburg trotzdem unter dem Durchschnitt des Kreises.
Bad Laasphe
36 Fälle wurden hier registriert. Das sind 15 mehr als im Vorjahr. Bad Laasphe, das rund 13.500 Einwohner zählt, liegt damit bei dem Fallzahlen-Vergleich von 0,26 Prozent sogar über dem Kreisdurchschnitt
Erndtebrück
13 Fälle waren es in der Edergemeinde. Hier kam nur ein Fall hinzu. Erndtebrück hat damit, gemessen an der Gesamteinwohnerzahl von 7000, sogar den besten Wert: 0,17 Prozent.
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Bei aller Besorgnis ist es wichtig festzuhalten, dass es zunächst nur um gemeldete Fälle geht, von denen mehr als die Hälfte später entweder gar keine Kindswohlgefährdung oder lediglich einen Hilfebedarf zum Ergebnis haben. Von den insgesamt 92 Verdachtsfällen in Wittgenstein haben sich etwas mehr als ein Drittel als unbegründet erwiesen. Das heißt, es hat dort weder eine latente noch eine akute Kindswohlgefährdung noch einen Hilfebedarf gegeben. Bei einem weiteren knappen Drittel haben die Ermittlungen des Jugendamtes zumindest Hilfebedarf festgestellt. Nur in ebenfalls einem Drittel haben die Ermittler eine latente oder sogar akute Kindswohlgefährdung festgestellt.
Was die Ursachen für die Entwicklung der Fallzahlen in den Kommunen angeht, mochte der Kreis Siegen-Wittgenstein keine Stellung beziehen: „Weil wir dazu keine gesicherten Erkenntnisse haben, sondern spekulieren müssten“, so Torsten Manges von der Pressestelle des Kreises, die auf Nachfrage der Redaktion die Landesdaten um die Zahlen für Wittgenstein ergänzte.