Mit Abstand, in vielerlei Hinsicht, war es das Beste, was die Kulturfreunde nach einer Zeit der musischen Entbehrung erleben durften.


Bad Berleburg. Etwas sehr besonderes stand jetzt wieder für viele Musikfreunde in Bad Berleburg zur Verfügung: ein erstes Konzert nach Beginn der Corona-Pandemie war für die gut 130 Besucher im Bad Berleburger Bürgerhaus wie ein Aufatmen in schwieriger Zeit. Die Philharmonie Südwestfalen bereitete gemeinsam mit dem Veranstalter, der Kulturgemeinde Bad Berleburg, das Konzert als Open-Air Veranstaltung vor. Aus meteorologischen Gründen wurde dieses kurzerhand in das Bürgerhaus verlegt.


Gabriel Feltz, der die Konzertleitung übernahm, führte mit rührenden, sinnigen Worten ein. Ein großer Dank ging seitens des Orchesters und der Solistinnen Jeanette Wernecke (Sopran) und Evgenia Gelen (Violine) an das Organisationsteam der Kulturgemeinde um Andreas Wolf. „Es wird ein Konzert mit echten Menschen für echte Menschen mit transportierten echten Emotionen. Wir sind sehr dankbar auf der Bühne und bis zur letzten Haarspitze motiviert“, so Gabriel Feltz, Generalmusikdirektor am Theater Dortmund und Leiter der Dortmunder Philharmoniker.


Die Musiker stellten ein sehr schönes Programm zusammen. Zu den Klassikern von Antonio Vivaldi „Le quattro stagioni“ (Die vier Jahreszeiten), gesellte sich „In furore iustissimae irae“ , eine Motette für Sopran und Streicher (RV 626). Sopranistin Jeanette Wernecke intonierte das Werk mit Emotionalität, Inbrunst und spürbarer Interpretation für die aktuellen Ereignisse in der Welt. Der Titel allein erforderte diese Gangart „Im Furor des höchstgerechten Zorns“.


Als zweiten Programmpunkten boten die Musiker Mozarts drei Lieder für Sopran und Streichorchester „Abendempfindung“, „Ridente la calma“ und „Un moto di gioja“ (Arie aus der Hochzeit des Figaro). Die beiden ersten Lieder wurden nicht im Original interpretiert, sondern in einer Bearbeitung für Sopran und Orchester durch Martin Bochmann. „Un moto di gioja“ kommt auf den Bühnen dieser Welt kaum zur Geltung, daher entschlossen sich Solistin und Orchester dem Stück in Berleburg besonderen Raum zu geben, was in wundervollem Maß gelungen ist. Ebenso verhielt es sich mit dem letzten Stück in Vokalbegleitung durch Jeanette Wernecke, Ludwig van Beethovens „No, non turbati“. Die Arie in C-Dur stammt eigentlich aus Skizzenbüchern des Meisters und war zu Lebzeiten Beethovens gar nicht zur Veröffentlichung gedacht, vielmehr dienten ihm solche Skizzen als Wegbereiter zu großen Werken, Oper und Oratorien. Ein Muss zum 250. Geburtstag des Bonner Komponisten.


Mit körperlich und musisch hervorragendem Einsatz brachte Evgenia Gelen (Violine) als Solistin in Begleitung der Philharmonie Südwestfalen Vivaldis Meisterwerk auf die Bühne. Die Konzerte der „Vier Jahreszeiten“ lösen nach wie vor einen Sturm der Begeisterung aus, egal ob man im ersten, zweiten oder dritten Frühling steckt, so auch in Berleburg. Die Besetzung ergab einen sehr transparenten Klang des gesamten Werkes in allen 4 Konzerten und allen 12 gespielten Sätzen. Den Wettstreit zwischen Harmonie und Intervention innerhalb dieser Konzerte füllten die Musiker mit Fulminanz.


https://www.wp.de/staedte/wittgenstein/Der Konzertnachmittag ging verständlich viel zu schnell um. Mit Abstand, in vielerlei Hinsicht, war es das Beste, was die Kulturfreunde nach einer Zeit der musischen Entbehrung erleben durften, zwar zeitlich eingeschränkt, ohne Pause und Ausschank, dennoch auf einem guten, vielleicht noch etwas längeren Weg, in die Normalität.