Bad Berleburg. Welche Chancen der Geschäftsführer für die Vamed Klinik und dem Medizinischen Versorgungszentrum sieht, verrät er im Interview.
Elmar Knoche ist zurück! Der Klinikgeschäftsführer wird mit vielen Vorschusslorbeeren an „seinem“ Krankenhaus empfangen. Die Lokalredaktion hat mit dem Bad Berleburger darüber gesprochen, wie er seine Rückkehr nach sechs Jahren bei Klinikkonzernen in Hessen und dem Sauerland empfindet, was ihn dazu bewogen hat wieder nach Bad Berleburg zu wechseln und welche Chancen und notwendigen Veränderungen er
für das Krankenhaus und das Medizinische Versorgungszentrum
sieht.
Vor fünf bis sechs Jahren haben Sie den Klinikstandort Bad Berleburg verlassen. Was hat sich seitdem verändert?
Elmar Knoche
Bevor ich die Frage inhaltlich beantworte, möchte ich nochmals zum Ausdruck bringen, wie sehr ich mich über die Möglichkeit freue, wieder Teil des Gesundheitsstandortes Bad Berleburg sein zu können! Es ist schon etwas Besonderes, das Krankenhaus inklusive MVZ an dem Ort führen zu dürfen, an dem man selbst geboren und aufgewachsen ist. Insofern ist dies für mich zwar auf der einen Seite so eine Art „Heimspiel“, auf der anderen Seite aber auch eine Herzensangelegenheit und Verpflichtung zugleich!
Was hat sich verändert?
Sechs Jahre sind eine lange Zeit, in der viel Raum für Veränderung gegeben ist. Diese Zeit hat man, so mein Eindruck, intensiv genutzt. Bezogen auf den Gesundheitsstandort ist man mit den Reha-Kliniken näher zusammengerückt. Dies gilt medizinisch-räumlich, aber auch gesellschaftsrechtlich. Dies erleichtert sicherlich die Abstimmung zwischen den Disziplinen aber auch die operative Betriebsführung. Auch in den nun wieder von mir zu verantwortenden Einrichtungen, der Vamed Klinik Bad Berleburg und dem Medizinischen Versorgungszentrum, ist die Zeit intensiv genutzt worden. Neben der neuen Firmierung „Vamed“ wurden sowohl medizinisch-organisatorische als auch baulich-infrastrukturelle Projekte aufgesetzt, (weiter)entwickelt und vorangebracht. Darunter unter anderem die Renovierung der Station 24, die kurz vor dem Abschluss steht; die Station 21 folgt unmittelbar. Dort verfügen dann alle Zimmer über ein eigenes Bad. Die Parkplatzsituation wurde durch einen zusätzlichen Parkplatz entschärft und die Landestelle um einige Meter verlegt, so dass diese wieder von allen Rettungsdiensten angeflogen werden kann.
Welche Veränderungen gibt es über das bauliche hinaus?
Noch bedeutender sind die Dinge und Projekte, die sich im Bereich der medizinischen Versorgung getan haben: Die Klinik verfügt über eine Interdisziplinäre Notaufnahme (INA), die nun chefärztlich geführt wird. Über diese Institution laufen alle Aufnahmen, sodass wir die gesamte medizinische Aufnahmeroutine patientenorientierter gestalten können. Insbesondere hieran werden wir kontinuierlich weiterarbeiten – aktuell stellen wir das System so um, dass wir die Patienten noch gezielter entsprechend ihrer Behandlungsbedürftigkeit einordnen und behandeln können. Die radiologisch-diagnostischen Möglichkeiten wurden deutlich erweitert und der Bereich nun auch radiologisch-fachärztlich geleitet.
Neue Geschäftsführer verändern die Struktur eines Standortes. Ihr Zuständigkeitsbereich umfasst neben dem Akut-Haus auch das Medizinische Versorgungszentrum. Was muss in Bad Berleburg verändert werden?
Generell, so mein erster Eindruck, ist vieles schon gut organisiert.
Wir haben ein sehr gut funktionierendes und harmonierendes Team, das täglich alles gibt, um die Versorgung unserer Patienten so gut wie möglich zu gestalten. Insofern haben wir hier ein solides und stabiles Fundament. Des Weiteren gehören für mich eine schnelle und gezielte Diagnostik, eine daran anschließende adäquate und qualitativ hochwertige Therapie sowie ein familiäres Umfeld zu den Aspekten, die ich in den Fokus der Weiterentwicklung stellen möchte. Wichtig ist mir persönlich auch das „Denken aus der Patientenperspektive“! Ich wünsche mir eine höfliche und empathische Ansprache, verständliche Informationen und eine Art „Fahrplan“ für die nächsten Schritte. All das gibt Sicherheit und ein besseres Gefühl in einer ohnehin nicht angenehmen Situation.
Spezialisierung ist auch für Akutkrankenhäuser ein wichtiges Feld. Mit welchen Krankheitsbildern und Behandlungsmethoden bin ich als Patient in Bad Berleburg richtig gut aufgehoben?
Wir bilden bei uns medizinisch und apparativ mehr als das gewöhnliche Spektrum eines Hauses der Grund- und Regelversorgung ab. Ein superschnelles CT, MRT und Mammographie-Gerät sowie ein Linksherzkatheter ermöglichen es uns, ein sehr breites Spektrum an medizinischen Fragestellungen schnell zu erfassen, zu diagnostizieren und zu therapieren. In diesem Kontext kommt sicherlich der Kardiologie, der Endoprothetik (Gelenkersatzchirurgie Hüfte, Knie, Schulter und Wirbelsäule) und der stationären Schmerztherapie überregionale Bedeutung zu. Last but absolut not least ist die Gynäkologie zu nennen. Als Brustzentrum Regio bildet sie seit Jahren die onkologische Chirurgie der weiblichen Brust und Genitalorgane sowie die leitliniengerechte organbezogene Nachbehandlung auf höchstem Niveau ab.
Das Krankenhaus hat als eines der wenigen im weiten Umkreis noch eine Geburtshilfe. Wie wichtig ist dieser Baustein in der Planung für den Standort?
Da es auch in Zukunft noch geborene „Berleburger“ geben soll, ist für uns die Geburtshilfe selbstverständlich ein wichtiger Baustein. Aber nun einmal Spaß beiseite; unter ökonomischen Gesichtspunkten ist die Geburtshilfe sicherlich nicht wirklich an oberster Stelle einzustufen. Unter versorgungspolitischen Aspekten aber, so zumindest meine Haltung, kann ich mir eine solch flächenmäßig große Region nicht ohne Geburtshilfe vorstellen. Und gerade die Tatsache, dass vor einigen Jahren die Geburtshilfe am Biedenkopfer DRK Krankenhaus geschlossen wurde, macht die Versorgungssituation für Gebärende nicht leichter. Wir sehen dies auch als Teil unserer Verantwortung für den Altkreis Wittgenstein und die angrenzenden Gemeinden.
Bad Berleburg ist offiziell Lehrkrankenhaus der Marburger Universität, welche Voraussetzungen muss das Krankenhaus dafür erfüllen?
Als akademisches Lehrkrankenhaus müssen wir bestimmte Vorgaben erfüllen, die hauptsächlich der qualitativen Berufsausbildung junger Ärzte dienen. Wir haben in unserer Klinik damals ein Audit mit dem zuständigen Gremium der Philipps Universität Marburg durchgeführt, bei dem überprüft wurde, ob wir diese Voraussetzungen erfüllen: Laut Approbationsordnung für Ärzte zählen dazu unter anderem medizinisches Personal, das eine fundierte Wissensvermittlung und Ausbildung junger Ärzte gewährleisten kann, eine gewisse Klinikgröße sowie ein breites medizinisches Spektrum und die apparative Ausstattung, wie etwa eine Radiologie.
Und welche Vorteile bringt es dem Haus?
Man sollte den Fachkräftemangel in Krankenhäusern nicht nur beklagen, man muss auch handeln – und das können wir als medizinische Einrichtung tun. Beispielsweise indem wir Studenten oder Famulanten die praktischen Fertigkeiten zu dem Wissen vermitteln, das sie zuvor an der Universität erworben haben. Im besten Fall fühlen sich die angehenden Mediziner bei uns wohl und kommen später noch einmal zurück.
Bislang ist Wittgenstein und auch Bad Berleburg bei der Corona-Pandemie mit einem blauen Auge davongekommen. Sind Sie personell und von den Kapazitäten der Intensivmedizin für die zweite Welle gerüstet?
Ja, ein sehr schwieriges und allgegenwärtiges Thema! Aktuell tagt im Haus zwei Mal wöchentlich der sogenannte „Krisenstab“. Nichtsdestotrotz müssen wir die Situation auch tagesaktuell immer neu bewerten, denn wie wir feststellen müssen, ist die Pandemie ein sehr dynamisches Geschehen und eine heute noch entspannte Situation kann morgen komplett anders aussehen. Dramatisch wird es nach unserer Einschätzung dann, wenn wir viele Corona-Infizierte in der Belegschaft beklagen und verkraften müssen oder aber viele Mitarbeiter gleichzeitig in Quarantäne müssten. Darum versuchen wir unsere Mitarbeitenden so gut und intensiv wie möglich zu sensibilisieren, damit sie sich auch außerhalb des Hauses an die allgemeingültigen Schutzregeln (AHA+L) halten und auf sich aufpassen!
Mit Elmar Knoche sprach
Lars-Peter Dickel