Stünzel. Auf dem Stünzel sorgen einige Wittistones-Sammler nun für Ärgernis bei den Bewohnern. Diese fordern mehr Rücksichtnahme.
Sie sind zum Teil recht bunt, mit kleinen Blumen oder Schriftzügen verziert – die Wittistones. Gerade in den sozialen Netzwerken wie Facebook sorgen sie für Begeisterung. Kinder, Jugendliche, Erwachsene – sie alle veröffentlichen gern Fotos ihrer gefundenen Schätze, die sie bei der nächsten Wanderung oder Fahrradtour wieder ablegen. Heimische Steine auf großer Entdeckungstour. Doch gerade auf dem Stünzel betrachtet man diese bunten Steine mit gemischten Gefühlen. Wobei: Die Wittistones sind es nicht, die die Anwohner stören. Vielmehr sind es einige ihrer Sammler, die mit dem Auto zu den hölzernen Skulpturen fahren und das nicht immer im vorgegebenen Tempo und zu ungünstigen Zeiten.
In einem gemeinsamen Schreiben bittet der Vorstand des Gemeinschaftsvereins Stünzel um mehr Rücksichtnahme. „Diese Wittistones stehen für Wanderungen, Aufenthalt in der Natur, Kreativität und das Schaffen von Verbindungen. Generell eine gut gemeinte und schöne Idee, besonders die Malkunst auf den Steinen, die überall ausgelegt werden sollen, damit andere Personen diese finden und erneut auslegen und immer so weiter.“ Und der Verein betont auch: „Wir wollen den Sammlern ja nichts Böses und es sind auch längst nicht alle so. Wir möchten sie nun auch nicht alle über einen Kamm scheren.“
Teilweise mit Fernglas unterwegs
Dennoch aber betont Yvone Unverzagt, die häufig mit ihrem Pferd im Dorf unterwegs ist und einige der Sammler im Auto beobachten konnte: „Das vorgegebene Tempo wird häufig nicht eingehalten. Wir haben Kinder und Tiere hier und wollen nicht, dass jemand zu Schaden kommt.“ Nicht nur das Tempo bereitet der jungen Mutter Sorgen: „Viele schauen dabei nach rechts und nach links nach den Steinen. Sie schauen nicht nach vorn.“ Dies beklagt unter anderem auch der Verein in seinem Schreiben: „Dieses Suchspiel wird in Stünzel derzeit besonders intensiv betrieben! Dies hat leider auch negative Seiten zufolge. Die Stünzeler Bürger beobachten einen sehr erhöhten Autoverkehr zu dem idyllisch gelegenen Festplatz sowie im gesamten Dorf. Dass dies eindeutig mit dem Sammeln der Steine zusammenhängt, wurde mehrfach beobachtet. Unsere Bürger sowie der Gemeinschaftsverein Stünzel e.V. möchten dieses hohe Verkehrsaufkommen nicht mehr in Kauf nehmen.“
So richtig massiv geworden sei es vor gut vier Wochen. „Ich bin häufig mit dem Pferd im Dorf unterwegs und auch mein Sohn fährt dort mit dem Fahrrad lang. Wir beobachten sehr häufig, dass manche Menschen mit dem Auto dort zu den Skulpturen fahren – mit einem Kind auf dem Beifahrersitz und Fernglas. Wobei: Mittlerweile sind es seltener Kinder, sondern eher Rentner, die sich auf Facebook noch gegenseitig pushen. Unser Dorf ist mittlerweile zur echten Hochburg der Wittistones geworden.“ An sich – da sind sich alle einig – auch nicht schlimm, würden die Menschen diese auf ihrer Wanderung sammeln und auslegen und nicht mit dem Auto, indem sie mit erhöhter Geschwindigkeit durch den Ort fahren.
Das findet auch Roswitha Meyer, die wie auch Yvonne Unverzagt dem Verein angehört: „Das Auto ist das Problem. Uns wäre ja schon geholfen, wenn man das Fahrzeug auf den Parkplätzen stehen lässt und zu den Steinen wandert – denn das ist ja eigentlich der Gedanke dahinter.“ Gemeinsam hatte sich der Verein getroffen, nachdem sie vermehrt mit anderen Bürgern des Ortes über den Sachverhalt gesprochen haben. Gemeinsam hatte man sich dann für das Schreiben entschieden. „Es ist schade, dadurch geraten ja auch andere Wittistone-Sammler in Verruf und das muss ja nicht sein.“
Verein bittet um Rücksicht
Daher bittet der Verein, das Fahrzeug doch mindestens am Ortseingang abzustellen und zu laufen. „Somit ist auch dem Sinn, nämlich dem Wandern in der schönen Natur, entsprochen. Gerade in Zeiten des Klimawandels, Waldsterben und aufgeklärten Bürgern, erwarten wir von jeder einzelnen Person, sich verantwortungsbewusst zu verhalten und die schöne Landschaft in Stünzel zu schonen. Zusätzlich ist in Stünzel fast überall eine 30er Zone, die ebenfalls ständig ignoriert wird. Das hat zur Folge, dass Kinder, Wanderer, Spaziergänger, Anwohner und Reiter besonderen Gefahren ausgesetzt werden, da gerade auch bei Gegenverkehr der Weg zu eng zum Ausweichen ist. In unserem Ort gibt es auch viele Tiere, die es im Wald sowie privat zu schützen gilt. Die Stünzeler Einwohner sind zusätzlich den erhöhten Abgasen und dem Lärm ausgesetzt, wo bisher die meisten Menschen zum wandern und sich bewegen in ruhiger Natur, hingekommen sind. Dies sollte jedem Naturfreund ein Anliegen sein“, heißt es in dem Schreiben.
Auch zahlreiche Lkw unterwegs
Auch auf Facebook wird das Thema bereits in der Wittistones-Gruppe diskutiert. Eine Facebooknutzerin kommentierte den Sachverhalt wie folgt: „Ich laufe seit Jahren da oben. Am vergangenen Sonntag zum Beispiel hatte der Hegering dort eine Versammlung. Da standen mindestens 35 Autos auf dem Festplatz, so viele hab ich noch nie beim Laufen gesehen. Bisher waren maximal drei Autos auf dem Parkplatz vor dem Festplatz. Viele gehen dort mit dem Hund und es wird momentan auch viel dort abgeholzt. Es fahren jede Menge Lkw dort durch den Ort.“ Sie findet es schade, dass eine so schöne Sache in „ein schlechtes Licht gerückt“ wird. „Wenn man sich das da oben anschaut sieht man sofort, welche Bewegungen da in letzter Zeit stattfinden: Die Wege sind kaputt, überall liegen Holzstämme usw. Nicht falsch verstehen, das muss mit Sicherheit sein, aber Spaziergänger, Steinesucher, Gassigänger allein verantwortlich zu machen für den gestiegenen Verkehr ist definitiv nicht richtig.“
Den Lkw-Verkehr haben auch die Bewohner bereits bemerkt: „Der „Parkplatz ist derzeit „ein Weidebereich für Lkw, Müllautos und Busse. Der Festplatz selbst befindet sich eigentlich im Privatbesitz.“