Bad Berleburg. Bad Berleburg ist Deutschlands nachhaltigste Kleinstadt, aber die Grünen sehen in Sachen Nachhaltigkeit noch einige Schwachstellen in der Kommune.

Trotz der Verleihung des Nachhaltigkeitspreises an Bad Berleburg ist nicht alles rosig, sind sich die Mitglieder des Ortsverbands der Partei Bündnis 90/Die Grünen einig. In einer Pressemitteilung zählen sie auf, was in Bad Berleburg noch der Verbesserung bedarf.

„Da ist die katastrophale Nahverkehrssituation: Zwei Stunden braucht man mit dem ÖPNV nach Schmallenberg, Hallenberg oder Marburg – ohne dass das je problematisiert würde. Da erkennen wir im CDU-regierten Bad Berleburg keinerlei Willen und Plan zu einer zukunftsfähigen Verkehrspolitik mit Bus und Bahn als tragende Achsen“, so die Grünen.

Kritik an Radwegssituation

Auch die Radwegssituation sei katastrophal: So sei Am Stöppelsweg wieder ein Kreisverkehr ohne jedes Radwegkonzept geplant worden, und das an einer zentralen Verkehrsachse des Edertalradwegs, zwischen Bahnhof und dem Schulzentrum am Stöppel.

„Für die Innenstadt hat ein Antrag unserer Fraktion mit heftigen parteiübergreifenden Bürgerprotesten im Rücken nun ein klares Bekenntnis zu einem innerstädtischen Radwegkonzept erwirkt, die Umsetzung steht noch in den Sternen. Für die Sicherheit der Radfahrenden auf der B480 konnten wir wenigstens durchsetzen, dass Warnschilder aufgestellt werden, bis ein Fahrradweg gebaut ist.“

Ein Antrag auf ein Tempolimit von 40 Kilometer pro Stunde auf der Poststraße sei verhindert worden – „nicht einmal 10 Kilometer pro Stunde war die Sicherheit der Bürger der Stadtpolitik wert.“

Kritik an Lage des Artenschutzes

„Es gibt kein wirkliches kommunales Konzept zur Sicherung und Förderung der Artenvielfalt in Bad Berleburg“, mahnen die Grünen an. Kleingewässer gebe es im Kernstadtgebiet kaum noch, lediglich die Fischteiche am Schlosspark.


„Das zusätzliche Baugebiet am Sengelsberg auf der grünen Wiese, ein ökologisch wertvoller Südhang mit extensiven Weiden, wurde ohne jede Umweltauflagen mit unzeitgemäß großen Grundstücken geplant – während die Immobilien auf den Dörfer ringsum aufgrund fehlender Nahverkehrsanbindung im Wert fallen.

Mähroboter tötet Kleintiere

Für den Friedhof am Sengelsberg soll für 6500 Euro ein Rasenmähroboter angeschafft werden – ein stolzer Preis für ein Gerät, das Igeljunge, Blindschleichen, Eidechsen, Grasfrösche und andere Kleintiere tötet“, kritisieren die Grünen und fügen an: „Populistisch ist, dass Bernd Fuhrmann die Propaganda der Agrarlobby eins zu eins kopiert und damit die Widersprüche in der Landwirtschaft vollständig ausblendet.

Ja, es sind Landwirte, die historisch für ein artenreiches Landschaftsbild sorgten. Und heute sind nicht wenige Landwirte in der Landschaftspflege tätig und erhalten dafür leider zu wenig Lohn.“ Dennoch seien die Folgen der Agrarpolitik nicht durch „Gesundbeten“ wegzuwischen.

Forderungen der Grünen

Die Grünen Bad Berleburgs fordern eine Landwirtschaftspolitik, die zum einen Raubbau beendet und zum anderen die pflegerische Funktion der Landwirtschaft ernst nimmt, höher entlohnt und die Schäden durch Entwässerung, Mahdfrequenz, Einstallung stoppt und zusammen mit der Landwirtschaft renaturiert. „Solange echte, nachhaltige Landschaftspflege sich für die Landwirtschaft nicht lohnt, werden wir Rebhühner, Fasane, Feldlerchen und andere Wiesenbrüter komplett verlieren.“


Als positiv sehen es die Grünen hingegen, dass ihre ausdauernden Forderungen nach Photovoltaik auf öffentlichen Gebäuden nun in „ersten zaghaften Projekten“ umgesetzt werden. Bad Berleburg habe jedoch noch viel vor sich, um dem eigentlichen Sinn des Wortes Nachhaltigkeit gerecht zu werden. „So ehrlich sollte man auch im Wahlkampf zu den Bürgern sein“, heißt es in der Pressemitteilung.