Bad Berleburg. Das Traditionsunternehmen hatte zur „Nacht der Ausbildung“ eingeladen. Das Konzept: junge Menschen aus der Region für eine Ausbildung begeistern.
Andreas Kurth, Leiter Ausbildung und Studium bei EJOT sagte den Satz den Tages: „Wir bewerben uns heute bei unseren zukünftigen Mitarbeitern.“ Dabei blickte er ins zur Messehalle umgestaltete Drahtlager am Bad Berleburger Herrenwiese.
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Das Wittgensteiner Traditionsunternehmen hatte wieder zur „Nacht der Ausbildung“ eingeladen. Das Konzept dahinter, junge Menschen aus der Region für eine Ausbildung bei EJOT begeistern. Obwohl das Unternehmen mit guter Bezahlung und attraktiven Karrierechancen gut aufgestellt ist, muss man sich auch in der heimischen Region gegen die Konkurrenz durchsetzen. „Wir hatten Zeiten, da konnten wir uns die Auszubildenden aussuchen und hatten viel mehr Bewerbungen, als offene Stellen“, erinnerte sich Kurth. Diese Zeiten seien nicht nur wegen der schwächeren Jahrgängen vorbei, sondern auch wegen der deutlich gestiegenen Zahl an Studenten. Auch mit den Universitäten stehen Firmen wie EJOT im Wettbewerb.
Um nicht das Nachsehen zu haben und weiterhin den nötigen Nachwuchs für den Betrieb zu gewinnen, setzt man in Bad Berleburg auf die „Nacht der Ausbildung“ Ganz bewusst hat man dazu den Termin im Februar ausgewählt und damit den bisherigen Novembertermin verlassen. „Das heißt, heute ist der Besuch etwas geringer, aber das wird sich schon im nächsten Jahr wieder ändern. Wer im vergangenen November erst da war, der wird heute wahrscheinlich nicht schon wieder zu Besuch sein“, sagte Pressesprecher Andreas Wolf. Ende Januar werden die Halbjahreszeugnisse vergeben, mit denen sich die Jugendlichen bei den Unternehmen bewerben. Im Herbst sei man da zu weit weg gewesen, ist man sich bei EJOT sicher.
Firmeneigene Lernwerkstatt
Neben Cocktails schlürfen und Burger verkosten, konnten die potenziellen Bewerber ihre Bewerbungsmappen checken lassen und neue Bewerbungsfotos machen lassen. Gruppenweise wurden die Interessierten durch die firmeneigene Lernwerkstatt geführt. EJOT leistet sich eine eigene Ausbildungsstätte, ausgestattet mit Maschinen und Unterrichtsräumen für die Theorie. Die Auszubildenden sind in Bad Berleburg in den Betriebsablauf eingebunden, arbeiten an aktuellen Aufträgen. „Natürlich gibt es hier andere Zeitvorgaben, aber alle sollen lernen eigenständig mitzuarbeiten“, formuliert es Andreas Wolf. Am Freitagabend waren rund 50 Nachwuchskräfte in die Präsentation eingebunden und halfen dabei, das „EJOT-Gefühl“ zu transportieren, wie es Angelika Wetzstein, Geschäftsführerin Recht und Personal ausdrückte. Sie selbst ist seit April 2019 Teil des Unternehmen und habe so immer noch einen Blick von außen. Sie habe schnell erkannt, dass es im Unternehmen auf allen Ebenen ein gutes Gespür dafür gebe wie man zeitgemäß Nachwuchsgewinnung betreiben müsse. „Das müssen sie den Verantwortlichen gar nicht sagen oder ein Konzept dahinter stellen. Das hat hier Tradition, das durfte ich schnell feststellen“, so Wetzstein. Dazu gehört auch in der Ausbildung neue Wege zu gehen.
Neue Berufsbilder
Schon früh ist EJOT den Weg des Dualen Studium gegangen, um wichtige Schnittstellen mit eigenen Leuten zu besetzen. Diesen Weg hat man inzwischen auf die betriebliche Ausbildung ausgedehnt. Dabei herausgekommen sind neue Berufsbilder, wie etwa der Produktionskaufmann. Darin sind gleich zwei Berufsabschlüsse enthalten. Zum einen der Maschinen und Anlagenführer, zum anderen der Industriekaufmann. „Beide Ausbildungen sind verkürzt, daher ist die Ausbildung zunächst auf Abiturienten ausgerichtet, denn hier gibt es zwei vollwertige Abschlüsse“, erklärt Andreas Kurth. Die Ausbildung sie auch mit einer Mittleren Reife möglich, dann aber ist es rechtlich nicht anders möglich, als die Ausbildung über fünf Jahre zu strecken. Ähnliche Berufsbilder gibt es in unterschiedlichen Unternehmensbereichen, von den Kaufleuten bis zu den Informatikern. Die Erfahrung mit den „Bindestrichingenieuren“ hat das Unternehmen dazu bewogen, auch in der Betrieblichen Ausbildung neue Wege zu gehen. „Schnittstellen werden immer wichtiger“, so Angelika Wetzstein. Darauf wolle man eigene Antworten bieten. Der Vorteil für Nachwuchskräfte, die Karrierechancen sind ausgesprochen gut.