Wittgenstein. Der Kreis Siegen-Wittgenstein arbeitet mit Fachplanern an einem Konzept zum Radverkehr und hat dazu Hinweise auch von Wittgensteinern gesammelt.

Die Kritik überwiegt ganz deutlich: „In Wittgenstein ist auf den engen und kurvenreichen Landstraßen das Radfahren nicht sicher.“ Und: Nicht nur für Autos die Straßen oft „sehr kaputt“, hat ein Radfahrer auf der „Ideenkarte“ im Internet zum geplanten Radverkehrskonzept für den Kreis Siegen-Wittgenstein eingetragen – für Radfahrer seien sie „fast unpassierbar“. Wichtige Bürger-Hinweise, betont der Kreis auf Anfrage unserer Redaktion, die wie alle Eintragungen bei der weiteren Planung berücksichtigt würden.

Die Umsetzung

Eine konkrete Umsetzung von Maßnahmen zum Radwege-Bau in Wittgenstein sei noch unklar, so der Kreis, ebenso die geschätzten Kosten und schließlich die Wegeführung: „Die endgültige Festlegung erfolgt nach der Befahrung des geplanten Radverkehrsnetzes durch das Gutachterbüro“, heißt es aus dem Kreishaus, „um eine solide Entscheidungsgrundlage zu haben“.

Die besonders kritischen Abschnitte

Aber auch in den drei Kommunen des Altkreises gebe es gefährliche Abschnitte für die Zielgruppe, finden die Teilnehmer der Online-Abfrage – etwa in Bad Berleburg der fehlende Radweg zwischen der Kernstadt und Raumland, in Bad Laasphe die gefährlich schmale Landstraße L 903 von Richstein über Puderbach nach Bad Laasphe und in Erndtebrück der mangelhaft ausgebaute Ederauen-Radweg quer durchs Gemeindegebiet.

Die Hinweise

Zu einem großen Teil beziehen sich die Hinweise auf Strecken, die in der Radweg-Planung des Kreises aber auch schon für das Haupt- oder Neben-Netz geplant sind – etwa der Ederauen-Radweg, auch im Abschnitt zwischen Aue und Berghausen oder auch die L 903.

Und die Anmerkungen der Wittgensteiner für die Radweg-Planer sind vielfältig:

rund 40 Angaben über „Fehlende Radwege und Verbindungen“,

rund 25 Angaben über „Sicherheitsmängel“,

ein gutes Dutzend über „Bauliche Mängel“,

etwa zehn Vorschläge für „Alternative Verbindungen“,

zehnmal „Lob, Kritik und Sonstiges“, allerdings vor allem Kritik und

drei über „Fehlende Fahrrad-Parkmöglichkeiten“.

Aber ein Lob gibt‘s immerhin auch: „Angenehm zu fahren und ausgezeichnete und schnelle Verbindung zwischen Banfe und Laaspherhütte! Eine Fortführung wäre hier eine schöne Möglichkeit!“

Bad Berleburg


Beispiel Landstraße L 877 von Alertshausen nach Elsoff: Sie habe „so viele Löcher, dass es nur noch eine Buckelpiste ist“, schreibt ein Wittgensteiner in der „Ideenkarte“. „Um zum Fahrradweg nach Schwarzenau oder Beddelhausen zu gelangen, muss man schon mutig sein. Ältere Personen fahren die Strecke nicht mehr. Außerdem ist die Straße viel zu schmal. Wenn ein Auto einen Radfahrer überholen möchte, ist der Mindestabstand von 1,5 Metern kaum einzuhalten.“ Mehr noch: „Lebensgefährlich wird es, wenn Busse oder Lkw überholen. In einer lebensgefährlichen Situation wurde ich schon von einem Bus in den Straßengraben gedrängt.“



Beispiel Radweg zwischen Raumland und Beddelhausen: „Es fehlt an Radwegen bzw. an geeigneten Waldwegen, die parallel zu Verbindungsstraßen verlaufen“, findet ein Nutzer. „Unter ,Geeignet‘ verstehe ich keine Schotterpisten, sondern mindestens eine durchgängige glatte wassergebundene Decke.“ Letztere seien „in der Herstellung zwar preisgünstiger, dafür aber wesentlich pflegeintensiver als eine bituminöse Deckschicht“, sprich Asphalt. „Als Beispiel siehe den Ederauen-Radweg auf der alten Bahntrasse zwischen Raumland und Beddelhausen. Dass es auch anders geht, zeigt das Land Hessen im weiteren Verlauf des Ederauen-Radwegs: Hier findet der Radler eine durchgängige bituminöse Deckschicht vor. Da macht das Radeln so richtig Spaß!“



Beispiel Ederauen-Radweg in Aue: Er werde hier „über die für Fußgänger konzipiere Fußgängerbrücke, auch ,Fischerbrücke‘ genannt, geführt. An der Brücke sind zwar beidseitig ,Auffahrrampen‘ angebracht, diese sind für einen familienfreundlichen Fernradweg jedoch nur sehr bedingt geeignet.“ Das Gleiche treffe auch für die Preisdorfbrücke zu. Beide Brücken sollten „den Radfahrer sicher über die Eder bringen“, findet der Nutzer, „wenn der Plan des neuen Radwegs Aue-Berghausen denn endlich umgesetzt wird“.

Bad Laasphe


Beispiel Landstraße L 903 von Puderbach nach Bad Laasphe: „Alltagswege […] zur Arbeit, Schule oder zum Einkaufen sind mit dem Fahrrad viel zu gefährlich“, schreibt ein Nutzer in der „Ideenkarte“ – „vor allem für Kinder auf der viel befahrenen Landstraße, auf der leider auch viel zu schnell gerast wird. Daher wäre ein Radweg dringend erforderlich, zumal diese Strecke auch von vielen Fahrrad-Gruppen wegen ihrer landschaftlichen Schönheit als Verbindungsweg ins angrenzende Edertal genutzt wird.“ Leider werde „die Strecke an Wochenende und an Feiertagen laufend von großen Motorrad-Gruppen befahren – und somit die Verkehrssicherheit der Radfahrer zusätzlich enorm belastet und in Frage gestellt“.



Beispiel Lahn-Radweg: Der gesamte Radweg von der Lahnquelle herunter über Volkholz, Feudingen und Saßmannshausen bis nach Bad Laasphe „ist als solcher nicht zu bezeichnen“, kritisiert ein Nutzer. „Selbst bei Trockenheit und wenn gerade kein Vollernter unterwegs war, ist der Weg schlecht. Asphalt wäre hier eine saubere Lösung. Asphalt findet man schlagartig im Bereich ab Hessen für kilometerlange Strecken. Wir reden hier immerhin von einem entscheidenden Abschnitt des Lahn-Radweges“ – mit immerhin 15 Kilometer ab Lahnquelle.



Beispiel Radweg von Laasphe nach Sassenhausen: Er führe „direkt über die L 718“, die „sehr kurvenreiche und unübersichtlich“ sei, berichtet ein Radfahrer. Er fühle sich „dort nicht wirklich gut aufgehoben“. Sein Vorschlag: „Eine Alternative könnte parallel zur L 718 gehen, diese würde direkt durch den Wald führen. Der Einstieg zum Radweg könnte in Bad Laasphe im Laasphetal sein entlang dem Wanderweg L4“. An der Gabelung Sassenhausen/Richstein könnte der Weg dann nach Überquerung der Kreisstraße nach Richstein „weiter durch den Wald geführt werden“. Natürlich müssten „die Waldwege etwas besser befestigt“ und „eine kleine Brücke über den Laasphe-Fluss – die bis vor kurzem noch vorhanden war – gebaut werden“.

Erndtebrück



Beispiel Ederauen-Radweg: „Hat man den Bereich Altenteich passiert, führt der Ederauen-Radweg durch ein Stückchen Fichtenwald. Dort ist der Weg so eng und so voller Baumwurzeln, dass man nicht fahren kann, sondern das Fahrrad schieben muss“, berichtet ein Radfahrer – und zwar auf immerhin rund 600 Metern. Außerdem sei „über einen kleinen Bach der Steg nicht mehr vorhanden, sodass man wieder absteigen muss und das Fahrrad durch das Bächlein schieben muss“. Ein anderer Nutzer vermisst eine ausreichende Beschilderung zwischen dem Kreisel an der Eisdiele im Erndtebrücker Kernort und weiter Richtung Womelsdorf.


Beispiel L 720 von Erndtebrück nach Benfe: Die Straße sei „breit ausgebaut“, habe „genug Platz auch zum sicheren Überholen von Radfahrern“, schreibt ein Nutzer in der „Ideenkarte“. Allerdings: „Es fehlen die Hinweise für die wenigen, die rasen und keine Notwendigkeit darin sehen, mit sicherem Abstand zu überholen.“ Eine rote Radwege-Markierung auf jeder Richtungsfahrbahn und ausreichend Schilder mit dem Hinweis auf den Zwei-Meter-Abstand beim Überholen in beide Richtungen „könnten Abhilfe schaffen“.



Beispiel Radweg auf der alten Bahntrasse Birkelbach – Kirchhundem: „Ein Radweg auf der stillgelegten Bahntrasse von Birkelbach (Röspe) nach Kirchhundem wäre sicher ein touristisches Highlight“, findet ein Teilnehmer der Online-Abfrage. „Auf Olper Seite hat man schon bei Würdinghausen auf einem Teil der alten Trasse einen Radweg gebaut. Hier ist natürlich kreisübergreifende Zusammenarbeit gefragt, dieser Radweg würde aber auch erheblich bezuschusst. Er würde dann sicher für den Rad-Tourismus mindestens so attraktiv wie der Sauerland-Radring oder die Geo-Radroute Ruhr-Eder – und stellte gleichzeitig eine Verbindung zwischen Eder- (mit Edersee) und Ruhr-Radweg (Biggesee/Möhnesee) her.“


Ideenkarte zum Radverkehrskonzept mit allen Hinweisen aus Wittgenstein im Internet:
www.fahrrad-siegen-wittgenstein.de