Wingeshausen. Nachwuchs auf dem Naturhof Born in Wingeshausen: Die Kälbchen der Hochlandkühe kommen jetzt zur Welt. So naturnah ist Zucht, Geburt und Aufzucht.
Hannah ist gerade zum ersten Mal Mutter geworden. Hannah ist vier Jahre alt und wiegt etwa 650 Kilogramm – sie gehört zur Herde der Hochlandrinder, die auf den Weiden des Naturhofs Born beheimatet sind. Die Geburt und Aufzucht der Kälbchen ist naturnah und dennoch in heutigen Zeiten eher ungewöhnlich.
Niedlich sehen sie aus, die neu geborenen Kälbchen der Hochlandrinder – wie plüschige Teddybären. Vier bis fünf Jahre dauert es, bis sie zu den kraft- und eindrucksvollen Kühen und Bullen mit den langen Hörnern und dem dichten Fell heranwachsen.
Jedes Jahr bekommen die Kühe ab Ende April/Anfang Mai ihre Kälbchen – mit 20 Geburten ist auch in diesem Jahr bis Ende Juni zu rechnen, fünf der Kälber sind bereits auf der Welt. Bei der Zucht, Geburt, Aufzucht und Haltung der Tiere nimmt es das Ehepaar Born, das den Naturhof in Wingeshausen betreibt, sehr genau.
Die Zucht
„Wenn ich nachts nicht schlafen kann, schaue ich mir schottische Zuchtbücher von Hochlandrindern an“, sagt Jochen Born lachend.
Seine Zucht, bekannt als Highland Cattle von der Rehhecke, ist Kennern ein Begriff und Jochen Born hat genaue Vorstellungen davon, wie seine Hochlandrinder auszusehen haben.
So sollen nach seiner Auffassung zum Beispiel die Kälbchen bei der Geburt maximal 30 Kilogramm wiegen. „Das macht den Geburtsvorgang für Mutter als auch für das Kind wesentlich einfacher. Das ist wie beim Menschen“, erklärt Born.
Demnach sollten Zuchtbullen, die permanent zu schwere Kälber zeugen, ausselektiert werden, meint Born. Ebenso müsse sichergestellt werden, dass die Euter und Zitzen der Mutterkühe nicht zu groß werden, denn sonst sei es für das Kalb schwierig, die Zitze eigenständig mit dem Maul zu fassen zu bekommen.
Vor ein paar Jahren kam zu den Zuchtzielen Borns noch das „Farbspiel“ dazu – also eine Variation an Fellfarben. Bei den Hochlandrindern sind das neben dem häufigen rotbraun noch blond, weiß, schwarz und neuerdings bei Borns auch grau.
Nur gefleckt sei laut Zuchtvorgaben nicht gewünscht, weiß Jochen Born. Die Besamung nehmen übrigens die Zuchtbullen selbst vor – von vom 1. Juli bis zum 1. April sind sie in der Herde mit den Kühen. „Die Bullen wissen schon, wann die Kühe bereit sind“, weiß Jochen Born. Um die Kühe zu schonen werden die Bullen dann für drei Monate aus der Herde genommen.
Die Geburt
360 Tage im Jahr stehen die Hochlandrinder von Jochen und Heike Born auf der Weide – nur an fünf Tagen werden die Kühe auf den Hof geholt, nämlich dann, wenn ein Kalb zur Welt gekommen ist.
Zwei Mal pro Tag kontrolliert Jochen Born die schwangeren Kühe auf der Weide – sondern sie sich von den anderen ab und werden ruhiger, ist mit einer nahenden Geburt zu rechnen. Die Kühe bekommen ihre Kälber alleine auf der Weide.
Um sicherzustellen, dass die Kälber gesund sind und richtig trinken, kommen sie dann mit der Mutter für ein paar Tage auf den Hof. Im Zuge des sich wandelnden Klimas ist dies auch wichtig, weil der wegen der höheren Temperaturen der schneller ins Fell eintrocknende Geburtsschleim Fliegen anzieht.
Die legen ihre Eier in das Fell des Kälbchens, krabbeln in Körperöffnungen und verursachen Juckreiz – die Säuberung des Kälbchens wäre sehr aufwendig.
Die Aufzucht
Acht bis zehn Monate bleiben die Kälber bei ihren Müttern auf der Weide – ungewöhnlich in heutigen Zeiten, in denen die Jungtiere direkt nach der Geburt vom Muttertier getrennt werden.
Zudem dürfen die Kälber groß werden: „Auch die Kälber müssen leben dürfen. Von uns gehen keine Kälber nach neun Monaten schon zum Metzger“, macht Heike Born klar.
Dies habe auch eine geschmackliche Ursache: „Ein Kalb zu essen ist wie in Pappe zu beißen“, sagt Jochen Born. Ziel der Zucht sei jedoch in erster Linie der Weiterverkauf an andere Züchter.