Bad Berleburg/Banfe.. Halloween 2011. Überall sind kostümierte Kinder unterwegs. Auch in Banfe, einer Ortschaft von Bad Laasphe in Wittgenstein, geht der Nachwuchs von Tür zu Tür. Es kommt zum Eklat. Es gibt Saures statt Süßes. Kinder kassieren Schläge mit Knüppel oder Baseballschläger. Jetzt wurde das Urteil gefällt.
Dieser unglaubliche Fall hat Ende Oktober 2011 überregional für Aufsehen gesorgt und ein ganzes Dorf in Unruhe versetzt – und zwar die Bad Laaspher Ortschaft Banfe. Es ist Halloween. Kostümierte Kinder sind unterwegs, um von den Dorfbewohnern Süßigkeiten oder andere kleine Aufmerksamkeiten zu erbeten.
Doch dann kommt es zu einem Eklat: Bei einem Haus gibt es weder Saures noch Süßes, sondern Schläge mit einem „Knüppel oder einem Baseballschläger“, so die Vertreterin der Staatsanwaltschaft. Vier Kinder werden bei dem hinterhältigen Angriff verletzt. Sie ziehen sich Prellungen und Blutergüsse zu.
Besonders schlimm trifft es ein zehnjähriges Mädchen. Sie kann erst noch fliehen, läuft aber in eine Art Sackgasse und wird dann vom Täter gestellt. Ihr Flehen: „Bitte schlagen Sie mich nicht tot“, hilft nicht. Er trifft sie am Gesäß.
Was anschließend passierte, musste ihre Mutter jetzt im Zeugenstuhl berichten. „Plötzlich klingelte es, sie weinte und konnte erst nicht sagen, was passiert war. Sie hatte die Hose nass und war völlig traumatisiert“, so die 41-jährige Mutter, die bei ihrer Aussage auch kurzzeitig mit den Tränen kämpfen musste. Wer macht so etwas? Wer schlägt kleine Kinder?
Vorwürfe geleugnet
Schon vor Beginn der Hauptverhandlung wurde deutlich, dass es äußerst schwierig werden könnte, hier Recht zu sprechen. Der Täter, ein 44-jähriger Arbeiter, ebenfalls aus Banfe, verfügt über einen Intelligenzquotienten von 70. Als Strafrichter Hoffmann die Personalien abfragte, fiel ihm schon sein Vorname nicht spontan ein. Zudem stritt er die Körperverletzungsdelikte mit dem Knüppel kategorisch ab. Er will noch nicht einmal das Klingeln an der Haustür gehört haben.
Aber nicht nur Hippenstiel und Hoffmann versuchten den Beschuldigten zu einem Geständnis zu bewegen, auch sein Verteidiger Fritz Bosch – vergeblich. Nach diversen Unterredungen mussten weitere Zeugen vernommen werden, auch die verprügelten Kinder und somit die am meisten geschädigte Zehnjährige, die nicht nur Striemen am Gesäß erlitt, sondern auch noch psychiatrische Hilfe in Anspruch nehmen musste. Nach der Attacke litt sie unter Schlafstörungen und konnte sich im Dorf kaum alleine bewegen, erinnerte sich ihre Mutter, die für den Täter nicht nur eine Strafe verlangte, sondern gerne auch noch eine Entschuldigung gehört hätte.
Verminderte Schuldfähigkeit
Wie erwähnt verfügt der völlig teilnahmslos wirkende 44-Jährige über einen geringen IQ, möglicherweise noch unter 70. Das machte auch Dr. Edda Heimel in ihrem Gutachten klar deutlich. Die Psychiaterin aus Wilnsdorf hatte bei dem Beschuldigten eine „verminderte Schuldfähigkeit“ ausgemacht.
Entsprechend fiel das Urteil aus. Weil er strafrechtlich bislang noch nicht in Erscheinung getreten ist, beließ es das Amtsgericht bei 120 Tagessätzen zu je 40 Euro.