Wittgenstein. “Alles wird kälter“, sagt Rehberg und fügt hinzu, dass Corona die Entwicklung verstärke: „Händeschütteln, Umarmungen, all das ist nicht möglich.“
Hans-Dieter Rehberg macht sich große Sorgen. Der Präsident des Westfälischen Schützenbundes beobachtet die Entwicklung rund um die Corona-Pandemie mit großem Interesse: Immerhin hat der Umgang mit dem ansteckenden Virus auch große Folgen für die Schützenvereine, die Traditionen, Feste und sportliche Wettkämpfe. Über all dies haben wir mit dem Bad Berleburger gesprochen.
Langzeitfolgen für Vereine
Die Pandemie trifft alle Vereine und das Ehrenamt hart. Veranstaltungen müssen abgesagt werden oder stehen unter hohen Auflagen. Die Langzeitfolgen für Schützenvereine sind unabsehbar: „Als Schützenvereine schaffen wir Präsenz. Die Orte werden mit Fahnen und Girlanden bunt geschmückt. Wenn wir uns jetzt wegen der Pandemie nicht mehr bei Festen und Festzügen zeigen können, kann es sein, dass einige Mitglieder die Vereine verlassen. Die Leute sagen sich dann vielleicht, in diesem Jahr gibt es kein Fest, warum soll ich dann einen Beitrag zahlen.“
Mitgliederschwund
Rehberg hat bei dieser Befürchtung vor allem jüngere Generationen im Auge, bei denen er eine „Fitnesscenter-Mentalität“ attestiert. Speziell beim Sport lasse sich dies feststellen. Sportschützen, aber auch einige Golfer – Rehberg ist auch Präsident des Golfclubs Wittgensteiner Land – gingen ihrem Sport nach, ohne danach im Vereinsheim ein Bier zu trinken oder das Gespräch zu anderen zu suchen. „Der soziale Aspekt geht verloren. Alles wird kälter“, sagt Rehberg und fügt hinzu, dass die Corona-Pandemie diese Entwicklung verstärke: „Händeschütteln, Umarmungen, all das ist jetzt nicht mehr möglich.“
Schwierige Zukunft
Auf die Frage, wann wir wieder Schützenfeste feiern werden, wird der Präsident des WSB noch ernster: „So lange es keinen Impfstoff gibt, werden wir nicht normal feiern können. Können Sie sich Feste mit 1,5 Metern Abstand und Masken vorstellen?“, fragt Rehberg und ergänzt, dass die Risiken für die Veranstalter einfach viel zu hoch seien: „Beim Vogelschießen in der Berghäuser Krimmelsdell sind 2000 bis 2500 Menschen. Auf dem Berleburger Schützenplatz 5000 Menschen, wie wollen Sie da die Abstandsregeln durchsetzen?“
Sport mit Abstand
Im Sport sieht es anders aus – vor allem im Training: „Das können wir sehr gut darstellen. Wir können Abstände einhalten, nur jeden zweiten Stand öffnen und auch die Zuschauer abschirmen. Allerdings haben wir für dieses Jahr die Deutschen Meisterschaft abgesagt. Es trifft uns sehr hart in diesem Jahr keine Olympischen Spiel zu haben“, sagt Rehberg. Aber es keimt Hoffnung: Inzwischen ist das letzte Wort in Sachen Wettkämpfe für 2020 noch nicht gesprochen: „Wir haben ein Hygienekonzept entwickelt und planen einen internationalen Wettkampf im Herbst in Dortmund. Ob der stattfinden wird, ist aber nicht klar.“
Gleichzeitig arbeitet der WSB an anderen Vergleichsmöglichkeiten für die Sportler, zum Beispiel könnten die Schießkarten gescannt und verglichen werden. Auch die Scatt-Anlagen bieten digitale Wettkampfmöglichkeiten. „Wir wollen das testen“, sagt Rehberg.