Bad Berleburg. Leonard Kroh und Marit Zumrodde berichten über ihr Jahr als Jungschützenpaar und darüber, wie sie die besondere Zeit erleben.
Bei vielen Wittgensteinern kommt an diesem ersten Juli-Wochenende etwas Wehmut auf. Denn das traditionelle Bad Berleburger Schützenfest muss, mit allem wofür es steht — Geselligkeit, Blasmusik, feiern, Freude und vielem mehr — dieses Jahr aufgrund von Corona ausfallen. Dass das Schützenfest pausieren muss — das hat es zuletzt zu Kriegszeiten (1940 bis 1948) gegeben.
Das Schießen
Um das Vereinsleben in unseren Köpfen trotzdem ein wenig aufblühen zu lassen — und, um an eine tolle Zeit zu erinnern, machen wir einen kleinen Zeitsprung: Es ist der 25. Mai 2019 – Jungschützenfest in Bad Berleburg. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und der Schützenplatz ist mehr als gut gefüllt. Im Mittelpunkt stehen die Jungschützen Leonard Kroh, Finn Kaiser und Paul Bettelhäuser.
Sie alle sind aus dem selben Grund dort eingekehrt: die drei kämpfen um den Titel „Jungschützenkönig 2019“. Nach einem spannenden Vogelschießen steht fest: Leonard Kroh aus der 2. Kompanie hat den Titel für sich entschieden — und wird gemeinsam mit Marit Zumrodde (3. Kompanie) in der Jugend des Schützenvereins regieren. Dass die beiden nun aufgrund von Corona immer noch amtieren — und somit Geschichte schreiben — damit hätten sie damals wohl nicht gerechnet.
Wie das Königspaar mit der Situation umgeht und wie es ihre besondere Regentschaft erlebt und sich dabei fühlt, das haben die beiden unserer Zeitung erzählt: „Es ist auf jeden Fall etwas Besonderes für uns. Trotzdem hätte ich lieber die Gemeinschaft genossen, anstatt ein Jahr länger zu amtieren. Aber es wird ja alles nachgeholt“, so Leonard Kroh über die ungewohnte Lage mit Covid-19. Dem kann sich Regentin Marit Zumrodde anschließen: „Es ist etwas Besonderes, was sonst niemand hat.“
Das Schützenjahr
Nichtsdestotrotz kommen für die beiden auch Herausforderungen durch die Verzögerung ins Spiel: Es sei Tradition, dass das „alte“ Schützenkönigspaar in den Hofstaat der neuen Regenten eintritt. Weil sich Zumrodde aber nächstes Jahr mitten im Studium befinden wird und dafür Bad Berleburg verlassen muss, gestaltet sich das Ganze für sie etwas schwierig: „Das hätte dieses Jahr auf jeden Fall besser gepasst.“
Ganze drei Jahre hat es gedauert, bis Kroh sich gegen seine Mitstreiter durchkämpfen konnte und das letzte Stück des Vogels durch seinen Schuss zu Fall gekommen war. Gerne erinnert sich das Jungschützenkönigspaar an den 25. Mai vergangenen Jahres zurück: „Es war eine Erleichterung, als der Vogel fiel. Ich habe das alles erst gar nicht realisiert und wollte mich wieder zum Schießen anstellen“, so der 20-Jährige.
Danach habe er nur noch Freude empfunden und es sei alles „Schlag auf Schlag“ gegangen. Für Zumrodde sei das Jungschützenfest eines der schönsten Feste gewesen, das sie je erlebt hat. „Das Wetter und die Stimmung waren richtig gut. Es war eine tolle Feier, die Leute waren gut drauf — alles hat perfekt gepasst“, schwelgt die 18-Jährige in Erinnerungen.
Es ist aber nicht nur das Jungschützenfest, das sich so tief in die Gedächtnisse des Königspaares eingebrannt hat: Den ganzen vergangenen Sommer über erlebten die beiden eine unvergessliche Zeit mit ihrem Hofstaat und vielen Schützenfesten. „Wir haben versucht, alles mitzunehmen. Der Hofstaat war super und wir hatten viel Spaß zusammen“, sind sich die Regenten der Jungschützen einig. Eine Abschluss- und Dankesfeier, die die beiden für ihren Hofstaat und die Jugend im März dieses Jahres organisiert hatten, musste aufgrund der Umstände leider abgesagt werden. Aber auch diese werden die beiden auf jeden Fall nachholen.
Die Gemeinschaft
Leonard Kroh und Marit Zumrodde verbinden vor allem eines mit dem Schützenverein Berleburg: Gemeinschaft. „Ich gehe seit meiner Kindheit auf die Schützenfeste. Ich bin mit dem Schützenverein groß geworden. Wenn das Schützenfest vor der Tür steht, dann ist das ein ganz besonderes Gefühl“, erzählt die 18-Jährige. König Kroh geht es ähnlich: „Ich war seit meiner Kindheit immer dabei. Es ist eine große Gemeinschaft. Alle sind auf einer Wellenlänge, weil alle aus dem selben Grund da sind — um die Tradition zu feiern.“
Auch der Zusammenhalt des 1838 gegründeten Vereins ist Marit Zumrodde ins Auge gefallen: „Es findet zwar kein Schützenfest statt — trotzdem haben viele ihre Fahnen rausgehängt.“
Jetzt heißt es für das Jungschützenkönigspaar warten. Warten auf das Berghäuser Jungschützenfest im nächsten Jahr, das nach dieser langen Pause neben ihrer Verabschiedung auf dem Berleburger Jungschützenfest gleichzeitig ihr erster und letzter richtiger Auftritt sein wird. Dass die beiden ihr Amt nächstes Jahr abgeben müssen, stimmt die beiden nicht traurig. Vielmehr empfinden sie Dankbarkeit. „Es war eine schöne Zeit, aber ich freue mich auch, wenn ein neues Kapitel beginnt“, so Leonard Kroh.
Für eine einmalige Zeit, unvergessliche Feiern, starken Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft möchte das Jungschützenkönigspaar 2019/2020 dem Schützenverein, ihrem Hofstaat und Freunden und Familie ausdrücklich danken.