Breidenstein/Bad Laasphe. Der Holztransport auf der Bahn gerät ins Stocken. Ein Problem ist, dass Logistikunternehmen nur Ganzzüge anbieten. Die Holzanbieter sagen, dass ist nicht marktgerecht. Die Rentkammer Wittgenstein in Bad Laasphe sucht nach Auswegen.


Seit April 2007 ist in Breidenstein eine Holzverladestelle in Betrieb. Gerade in ihrer Anfangszeit war sie auch für Wittgensteiner Forstbetriebe von großer Bedeutung. Doch die Zahl der Züge, die in Breidenstein Holz anliefern oder abfahren, liegt längst nicht mehr auf dem Niveau der Anfangszeit. 132 Mal wurde die Holzverladestelle im Jahr ihrer Inbetriebnahme angefahren. 123 Fahrten zählte die Stadt Biedenkopf als Betreiberin im Jahr 2008. 49 Fahrten waren es noch im Jahr 2009, von 2010 bis 2013 pendelte sich die Zahl im einstelligen Bereich ein. In diesem Jahr waren es fünf. Was ist der Grund für diese Entwicklung?

Sturmholz ist abtransportiert

Ein wesentlicher Grund ist die inzwischen abgeschlossene Aufarbeitung von Sturmholz. Hintergrund: Die Eröffnung der Holzverladestelle erfolgte drei Monate nach dem Orkan „Kyrill”, der im Januar 2007 über Europa hinwegfegte und die heimische Holzwirtschaft vor immense Herausforderungen stellte. Große Mengen Sturmholz mussten schnell und effizient abtransportiert werden. Die Breidensteiner Holzverladestelle mit ihren beträchtlichen Zwischenlagerkapazitäten ermöglichte einen buchstäblich zügigen Abfluss des Sturmholzes. Waggons können dort von zwei Seiten aus beladen werden. Der Weg über die Schiene erwies sich zudem als umweltschonende Alternative zu Lkw-Transporten. Doch ist allein die abgeschlossene Sturmholz-Aufarbeitung der Grund für die nun geringere Frequentierung?

Kein Verständnis für Schenker Rail

Mit rund 1000 Festmetern wurde dieser Ganzzug im vergangenen Monat beladen.
Mit rund 1000 Festmetern wurde dieser Ganzzug im vergangenen Monat beladen. © Björn-Uwe Klein | Björn-Uwe Klein

Offensichtlich spielt auch die Frachtgröße eine entscheidende Rolle. Das ergab eine



Nachfrage bei der Rentkammer Wittgenstein in Bad Laasphe. Der Forstbetrieb zählte nach Kyrill zu den Nutzern der Holzverladestelle. Grundsätzlich setzte der Forstbetrieb nach wie vor auf Holztransporte per Bahn, sagte Rentkammer-Mitarbeiter Adrian Busch auf Nachfrage unserer Zeitung. Das Problem in Breidenstein: Es sei dort kaum möglich, eine Holzverladung auf Einzelwaggons zu organisieren. Die Rentkammer sei deshalb auf eine andere Verladestelle ausgewichen: Den Gleisanschluss der Eisenwerke in Erndtebrück. Die Fixierung auf Ganz-Züge (20 bis 25 Waggons), wie sie in Breidenstein der Fall sei, findet Busch mit Blick auf die derzeitige Marktlage nicht nachvollziehbar.

Lohnt es sich nicht, Einzelwaggons nach Breidenstein zu schicken? Nachfrage beim Transportunternehmen Schenker Rail, einer Tochter der Deutschen Bahn mit Sitz in Freilassing/Bayern.

Einzelne Waggons seien unrentabel

„Es ist richtig, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen derzeit Rohholztransporte ab Breidenstein nur im Ganzzugverkehr anbieten“, teilt der Geschäftsführer Friedrich Limbach im Gespräch mit der Heimatzeitung mit. Die Entfernung zu den nächstgelegenen Knotenbahnhöfen des Einzelwagennetzes der DB Schenker Rail sei zu groß. 70 Kilometer sind es bis Gießen, 80 Kilometer bis Wetzlar. Strecken, die laut Limbach „zu kostenintensiv“ sind, „um wettbewerbsfähige Frachten anbieten zu können.“

Allerdings seien seinem Unternehmen momentan auch keine Mengenvolumen bekannt, die sich zur Abfuhr im Ganz-Zug ab Breidenstein eigneten. „Sollten sich hier neue Chancen ergeben, werden wir im Benehmen mit unseren Kunden und der Kurhessenbahn sicherlich alles tun, den Holzverladebahnhof Breidenstein auch im Sinne umweltfreundlicher Bahntransporte neu zu beleben.“

Skepsis bleibt

Dass sein Unternehmen in Zukunft auch kleinere Holzfrachten in Breidenstein abtransportiert, will Limbach zumindest nicht ausschließen. Wichtig sei hierbei, dass ein regelmäßiger Takt sichergestellt sei. Auch die Kurhessenbahn spiele dabei eine Rolle, da sie die Konditionen bestimme, zu denen die Schenker Rail ihre Aufträge abwickle. Für Joachim Kuhn, Geschäftsführer der Kurhessenbahn, sind kleinere Frachten in Breidenstein ebenfalls vorstellbar: „Über Einzelwaggon-Ladungen ist mit uns noch nicht gesprochen worden, wir stehen dem aber prinzipiell offen gegenüber.“ Ob dies zu teuer sei oder nicht, müssten andere entscheiden. Der Kunde rechne mit der Schenker Rail ab, die sich bei Aufträgen an die Kurhessenbahn wende. Kurhessenbahn und Schenker Rail machten dann einen internen Preis aus. So sehe der Ablauf aus. Die Trassenvergabe regele die Bahntochter DB Netz.

Adrian Busch, der sich für die Rentkammer Wittgenstein seit mehreren Jahren um die Organisation von Bahnfrachten kümmert, bleibt skeptisch. Die Erfahrung habe gezeigt, dass es unglaublich umständlich und schwierig sei, die Breidensteiner Holzverladestelle auch für kleinere Frachten zu nutzen. Dies nicht zuletzt aufgrund komplizierter Organisationsstrukturen im privatisierten Bahnbetrieb.

Erndtebrück als Glücksfall

Mit der Kurhessenbahn habe sein Unternehmen nicht verhandelt. Die sei ja auch kein Holz-Transporteur. Und auf Transporteur-Seite sei offenbar nicht die Bereitschaft vorhanden, kleinere Frachten zu übernehmen. Dafür spreche, dass er ausgerechnet aus Kreisen eines Transportunternehmens irgendwann den Rat bekommen habe: „Solange es in Erndtebrück den Bahnhof gibt, machen Sie’s doch da.“

Die Erndtebrücker Verladestation, die regelmäßig von der Siegerlandbahn angefahren wird, sei für die Rentkammer ein Glücksfall, unterstreicht Busch. „Wir partizipieren davon, dass die Eisenwerke da sind.“ Wenn die eine Fracht auf den Weg brächten, fielen drei Holzwaggons hinten dran kaum auf, sagt Busch.