Rinthe/Hemschlar. Thema Raser: Helmut Janner in Hemschlar und Bernd Stabel in Rinthe wollen nicht locker lassen. Ihre Forderungen: mehr Kontrollen und weniger Lkw.

Die Kreisstraße K 45 durch Hemschlar und Rinthe – sie ist und bleibt eine willkommene Abkürzung für Auto- wie Lkw-Fahrer auf dem Weg zwischen Bad Berleburg und Erndtebrück – erst recht nach der gründlichen Fahrbahn-Sanierung 2018. Jetzt bekommen die beiden Ortsvorsteher Helmut Janner und Bernd Stabel offenbar Unterstützung aus dem Bad Berleburger Rathaus für ihre Forderungen – nach mehr Kontrollen gegen Tempo-Sünder und Durchfahrtsverboten für schwere Lkw. Beim Kreis Siegen-Wittgenstein als zuständiger Straßenverkehrsbehörde indes schätzt man die Gefahr durch Raser auf der Strecke eher als gering ein.

Die Unterstützung der Stadt


„Die Stadt Bad Berleburg unterstützt die Bewohner“, bestätigt Peter Mengel, im Rathaus Abteilungsleiter „Sicherheit und Ordnung“. So sei die K 45 schon bei den jüngsten Besuchen von Bürgermeister Bernd Fuhrmann in beiden Dörfern ein Thema gewesen. Bereits unmittelbar danach wie auch schon kurz nach der Sanierung der Kreisstraße vergangenes Jahr „haben wir mittlerweile zweimal eine Messtafel an der Straße aufgestellt“. Und die Ergebnisse der Geschwindigkeitsmessungen? „Wurden der Polizei zur Kenntnis gegeben, da sie für die Überwachung des laufenden Verkehrs zuständig ist“, so Mengel weiter.

Die Tonnage-Beschränkung

Für eine Tonnage-Beschränkung stehe die Stadt mit Hemschlars Ortsvorsteher Helmut Janner in Verbindung, so Mengel weiter. Ein Antrag, die Anregung in der turnusmäßigen Verkehrsschau der Verkehrskommission mit Vertretern des Kreises Siegen-Wittgenstein als zuständige Straßenverkehrsbehörde, der Polizei und der Stadtverwaltung zum Thema zu machen, liege dem Kreis bereits vor. Bestätigung aus dem Kreishaus: „Bezüglich des Lkw-Verkehrs gibt es eine Anfrage an die Verkehrskommission, die dann in der nächsten Sitzung behandelt wird.“

Derzeit sammelt Janner im Dorf Argumente für dieses Vorgehen. Dazu passt die Idee der Hemschlarer, eine Verkehrszählung auf eigene Faust zu starten – mit der Frage: Wie hoch sind die Anteile von Lkw, Autos, Radfahrern und anderen Fahrzeugarten?

Die Situation in Rinthe

Ortseingang Rinthe aus Richtung Leimstruth: Hier ist nicht selten die Polizei mit Laser-Messungen aktiv.
Ortseingang Rinthe aus Richtung Leimstruth: Hier ist nicht selten die Polizei mit Laser-Messungen aktiv. © Unbekannt | Eberhard Demtröder


Und in Rinthe? Seit die Komplett-Sperrung der Bundesstraße B 480 zwischen Weidenhausen und Leimstruth Anfang August samt Umleitung über die K 45 wieder aufgehoben worden sei, habe es sich in der Ortsdurchfahrt „ein bisschen beruhigt“, hat Ortsvorsteher Bernd Stabel den Eindruck. Allerdings habe „der Lkw-Verkehr erheblich zugenommen“, findet er – zum Beispiel von und zum Pelletwerk auf der Leimstruth und zum Kraftwerk gleich daneben. Und: Nach Ausbau der Kreisstraße 2018 sei das gefahrene Tempo gestiegen, sagt Stabel – das hätten auch Messungen ergeben.

Der Kreis und das Tempo

„Die Einschätzung der Bewohner, dass zu schnell gefahren wird, können wir nicht bestätigen“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion aus dem Kreishaus mit Blick auf beide Ortschaften. So zeige „das Info-Messgerät des Kreises Siegen-Wittgenstein“ etwa in Hemschlar durchschnittliche Geschwindigkeiten zwischen 48 und 50 km/h an.

Die Messungen in Hemschlar

Nach Informationen unserer Redaktion war das Messgerät zuletzt vom 12. bis 19. August für eine Woche in der Ortsdurchfahrt Hemschlar aktiv, und zwar unweit des Zebrastreifens in der Ortsmitte. Demnach waren in besagter Mess-Woche rund 760 Fahrer zwischen 56 und 60 km/h (Oktober 2018: etwa 2950) unterwegs, etwas mehr als 160 (etwa 1250) zwischen 61 und 65 km/h, 38 (420) zwischen 66 und 70 km/h, 14 (fast 130) zwischen 71 und 75 km/h und fünf (34) zwischen 76 und 80 km/h.

In Klammern die Ergebnisse einer Messung aus dem Oktober 2018, kurz nach der Sanierung der Kreisstraße, allerdings gemessen nahe dem Ortseingang Hemschlar aus Richtung Rinthe. Hier reichen die Werte aber noch höher hinauf: mit neun Fahrzeugen zwischen 86 und 90 zwischen 81 und 85 km/h und jeweils zwei zwischen 91 und 95 km/h.

Das Verkehrsaufkommen

Und auch das zeigen die gesammelten Daten: Bei insgesamt gemessenen fast 20.300 Fahrzeugen in jener Mess-Woche rauschten pro Tag real fast 3440 Autos oder Lkw durch den Ort – durchschnittlich etwa 120 pro Stunde, zu Stoßzeiten fast 300. Davon mehr oder weniger über dem Tempo-Limit: rund 3800 oder 19 Prozent. Und: Im Vergleich zum Oktober 2018 lag die Zahl der Fahrzeuge um insgesamt etwa 1450 höher. Auch das macht den Ortsvorsteher nachdenklich.

In Rinthe sei „in der Vergangenheit häufiger von der Kreispolizeibehörde gemessen worden“, teilt der Kreis mit. Dabei habe die „Verstoßquote“ nach Erneuerung der Straße bei etwa acht Prozent der gemessenen Fahrzeuge „im Verwarnungsgeld-Bereich“ und bei etwa 0,4 Prozent „im Ordnungswidrigkeiten-Bereich“ gelegen. Und bei Messungen auf der „Neuen Straße“ durch Hemschlar habe diese Quote noch geringer gelegen.

Die Konsequenzen

Wünscht sich Ortsvorsteher Helmut Janner auch für Hemschlar: eine Radarsäule, wie an der Bundesstraße B 480 bei Schüllar installiert.
Wünscht sich Ortsvorsteher Helmut Janner auch für Hemschlar: eine Radarsäule, wie an der Bundesstraße B 480 bei Schüllar installiert. © Unbekannt | WP


Die Werte, die Hemschlars Ortsvorsteher Janner im Blick hat, sind jene deutlich oberhalb von Tempo 50. Er wünscht sich deshalb für den Ort eine Radarsäule, wie sie zum Beispiel schon an der B 480 bei Schüllar steht. Wie wäre es mit Tempo 30? „Das bringt nicht viel“, fürchtet Janner. „Es bringt nur etwas, wenn’s den Autofahrer kostet.“ Dazu der Kreis: „Die Installation einer stationären Messanlage kommt in Hemschlar nicht in Frage, da die Voraussetzungen … nicht vorliegen.“ Immerhin: Sowohl die Polizei als auch den Kreis Siegen-Wittgenstein wollen weiter mobil in beiden Orten kon­trollieren. Aber auch dies berichtet der Ortsvorsteher: Am Zebrastreifen in der Ortsmitte werde einfach weitergefahren und gehupt, obwohl Fußgänger über die Straße wollten.

Frage an den Rinther Ortsvorsteher Bernd Stabel: Was muss passieren? „Ein schwerer Unfall!“, antwortet er und schätzt: „Dann würde sich auch etwas tun.“ In Birkelbach geschehe das gerade: Nach einem tödlichen Unfall im Oktober 2017 auf der Landstraße 720 hinüber nach Womelsdorf, bei dem ein Fußgänger am Fahrbahnrand von einem Auto angefahren worden war, werde dort nun endlich ein Gehweg gebaut.

Das Unfall-Aufkommen

„Kinder! Vorsicht!“ Anwohner-Initiative kurz vor dem Zebrastreifen in Hemschlar: Ein Schild mahnt Autofahrer, langsam zu fahren und bremsbereit zu sein.
„Kinder! Vorsicht!“ Anwohner-Initiative kurz vor dem Zebrastreifen in Hemschlar: Ein Schild mahnt Autofahrer, langsam zu fahren und bremsbereit zu sein. © Unbekannt | Eberhard Demtröder


Nach Angaben des Kreises ist „das Unfall-Aufkommen in beiden Orten ist gering. Hier habe es in den letzten drei Jahren drei Unfälle gegeben, die jedoch alle „nicht geschwindigkeitsbedingt waren“.

Die fehlenden Markierungen

Aus Sicht Stabels kritisch seit dem Ausbau der Kreisstraße: In der Rinther Ortsdurchfahrt gebe es „keine Mittelmarkierung mehr“. Da fehle nun offenbar so manchem Autofahrer die Orientierung, der einem plötzlich „über die Mitte entgegen“ komme. Dass der fehlende Mittelstreifen die Fahrer nach Ansicht von Verkehrsexperten zu mehr Aufmerksamkeit zwinge, kann der Ortsvorsteher nicht nachvollziehen.

Der Lkw-Verkehr


Ein Durchfahrtverbot für schwere Lkw würde auch Stabel begrüßen, aber: Dann würde sich der Lkw-Verkehr natürlich auf der B 480 durch Weidenhausen verstärken, was die Bewohner dort träfe.

Die Verkehrsinsel

Verkehrsberuhigende Mittelinseln? Wären sowohl für Stabel als auch Hemschlars Ortsvorsteher Janner interessant, aber vermutlich nur schwierig zu realisieren – zumal der Ausbau der Kreisstraße ja mittlerweile über die Bühne ist.